Brennend aktuelles Schauspiel im Stadttheater

Stadttheater Olten Das hoch-aktuelle Schauspiel «Zorn» von Joanna Murray-Smith wird am Dienstag, 7. März im Stadttheater Olten aufgeführt.

«Zorn»: Joe (Tim Bettermann) (r.) hat eine Moschee mit Graffiti besprüht. Mutter Alice Harper (Jacqueline Macaulay) kann das Hassverbrechen ihres Sohnes nicht verstehen. (Bild: ZVG)
«Zorn»: Joe (Tim Bettermann) (r.) hat eine Moschee mit Graffiti besprüht. Mutter Alice Harper (Jacqueline Macaulay) kann das Hassverbrechen ihres Sohnes nicht verstehen. (Bild: ZVG)

Das Schaupsiel «Zorn» ist in mehrfacher Hinsicht das Stück dieser Theatersaison. Alle derzeit brennenden Themen – Religion, Rassismus, Extremismus, Familie, Selbstgerechtigkeit, Werte – verhandelt das Drama auf geschickt überkreuzten Ebenen. Das Private und das Politische werden trennscharf ineinander verzahnt.

Kein Bubenstreich, sondern ein übles Hassverbrechen

Jacqueline Macaulay als Alice Harper ist eine Karrierefrau, kalkuliert, schlau, dabei ein wenig emotionsarm. Emotionen sind eher die Stärke ihres zu netten Gatten Patrick, den der elegant-smarte Rufus Beck gibt. Das Paar in den besten Jahren sonnt sich im Erreichten, wähnt sich auf der Seite der Guten, bis plötzlich dieser Lehrer im Wohnzimmer steht und Ungeheuerliches verkündet: Sohn Joe (Tim Bettermann) hat eine Moschee mit Graffiti besprüht. Einfach so. Kein harmloser Jungenstreich, sondern ein «Hassverbrechen». Wie kann das geschehen in einem aufgeklärten Intellektuellen-Haushalt? Irgendetwas stimmt nicht. Etwas ist faul. Aber was? «Zorn» verdeutlicht den verzweifelten Versuch, in einer Welt, in der Werte vermittelt werden, die aber keine verbindliche Gültigkeit mehr besitzen, noch moralische Pfähle einzuschlagen und die Grenze zwischen Selbstgerechtigkeit und Unrecht zu definieren. Aber was ist zu halten von einer Welt, in der der Lehrer den gefallenen Teenager nur ermahnt, Reue zu simulieren, denn «Image ist alles»? Wo Oberfläche und Erfolg mehr zählen als Mitgefühl? Der sichere Familienort zerbricht dann nicht aufgrund anderer Glaubensgemeinschaften, sondern als die Journalistin Rebecca (Lena Dörrie) an ein schlimmes Geheimnis aus Alices Vergangenheit rührt.

Kluges Theater am Puls der Zeit

«Zorn» ist ein spannendes, wortreiches, dabei schnell geschnittenes Konversationsstück, intensives, kluges Theater am Puls der Zeit, das keine einfachen Lösungen anbietet. Die Inszenierung der Hamburger Kammerspiele mit den Schauspielstars Rufus Beck und Jacqueline Macaulay garantiert einen Schauspielabend erster Güte. ZVG

Stadttheater Olten
Dienstag, 7. März, 19.30 Uhr
Werkeinführung: ab 19 Uhr

<link http: www.stadttheater-olten.ch>www.stadttheater-olten.ch

 

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