«Das Feeling gibt es online nicht»

Schachklub Olten Der Schachklub Olten verlagerte in der Coronakrise seine Turniere ins Internet. Die Ausgangssperre zog einen Boom des Online-Schach nach sich. Mitte August will der Verein zum Alltag zurückkehren.

Markus Angst, Vizepräsident des Schachklubs Olten und Sohn Oliver, der mit einem Schachturnier fast Neuntausend Franken sammelte. (Bild: Franz Beidler)
Markus Angst, Vizepräsident des Schachklubs Olten und Sohn Oliver, der mit einem Schachturnier fast Neuntausend Franken sammelte. (Bild: Franz Beidler)

Schachspieler seien Brettspieler, stellt Markus Angst fest. «Schachbrett, Schachfiguren und Schachuhr in echt vor mir zu haben, ist mir wichtig.» Angst ist Vizepräsident und Präsident der Spielkommission des Schachklubs Olten. «Schon seit mehr als drei Jahrzehnten», sagt er lachend. Schach spielte er zum ersten Mal als Zwölfjähriger mit seinem Vater. Kurz darauf trat er dem Schachklub Olten bei. Heute ist der Dulliker 62 Jahre alt, Kommunikationsfachmann und Vater dreier Söhne. Auch sie sind Mitglieder des Schachklubs Olten. «Sie sind inzwischen markant stärker als ich», sagt Angst mit stolzer Stimme. Die jüngeren beiden sind Teil des Fanionteams des Schachklubs Olten, das in der zweithöchsten Schweizer Spielklasse antritt. «Meine Söhne durchliefen das klubeigene Juniorentraining», erklärt Angst. Da werde Schachsport betrieben und gezielt geübt. «Ich bin ein Schachspieler, nicht -sportler», macht Angst einen Unterschied. Für ihn stünden der Spielspass und der soziale Aspekt im Vordergrund. Neben dem Schachklub Olten setzt er sich als Medienchef des Schweizerischen Schachbundes für die Schachgemeinschaft ein. «Vor oder nach den Partien treffen wir uns zum Essen und Plaudern», erzählt Angst von Turnieren. Das sei auch an den Klubabenden so, an denen die 80 Mitglieder zusammenkommen und sich dem Spiel der Könige widmen. «Wir treffen uns eigentlich jeden Montagabend im Restaurant Kastaniengarten in Trimbach», erklärt Angst und hängt seufzend an: «Jedenfalls war das bis zur Ausgangssperre so.» Die Coronapandemie verschonte auch das Klubleben des Schachklubs Olten nicht. «Mitte August kehren wir endlich zu unserem gewohnten Programm zurück», sagt Angst erfreut.

Virusgefahr beim Schach

Mit der Coronapandemie kam die Ausgangssperre. Mitte März mussten die Klubabende eingestellt werden. «Beim Schach sitzen wir uns stundenlang gegenüber», erklärt Angst die Gefahren einer Ansteckung beim Schach. «Zudem berühren wir die gleichen Figuren.» Besonders die älteren Mitglieder des Schachklubs mussten geschützt werden. «Auch war das Restaurant Kastaniengarten geschlossen.» Der Klub reagierte schnell: «Bereits am ersten Montag nach Verhängen der Ausgangssperre organisierten wir ein Online-Turnier», erzählt Angst. Das habe von Beginn weg gut funktioniert, schliesslich lasse sich Schach sehr gut online spielen: «Das Brett, die Figuren und die Uhr sind dann halt digital.» Dank der Entwicklung von Schachcomputern kennt der Sport eine lange Digitalisierungsgeschichte. «Schach ist die einzige Sportart, deren Partien sich exakt nachspielen lassen», erklärt Angst das Wesen des Spiels. Das Gesellschaftliche aber, das habe natürlich gefehlt, stellt er klar. «Das Feeling gibt es online nicht.»

Schachboom im Lockdown

Mit den Online-Turnieren verzeichnete der Schachklub Olten einen kleinen Schachboom. «Die Leute durften nicht zur Arbeit und mussten sich beschäftigen», vermutet Angst die Gründe. Auf den einschlägigen Onlineplattformen hätten massenhaft Turniere stattgefunden. Auch Angsts Sohn Oliver schloss sich der Schachbegeisterung im Coronafrühling an. Zusammen mit einem Kollegen veranstaltete er am Pfingstmontag ein Online-Turnier, um Spenden für die Glückskette zu sammeln. Der freiwillige Einsatz betrug fünf Franken. Schliesslich meldeten sich nahezu dreihundert Teilnehmende an. Gemeinsam sammelten sie fast Neuntausend Franken. Mit den ersten Lockerungen und sommerlichem Wetter, flaute die Online-Schachwelle wieder ab. «Wir werden sehen, ob der eine oder andere vielleicht den Weg in den Verein findet», sagt Angst. Die Klubabende wieder durchzuführen, war für den Verein trotz Lockerungen lange kein Thema. «Wir sind pragmatisch und wollen uns nicht beklagen», erklärt Angst. «Unnötige Risiken lohnen sich nicht und mit den Online-Turnieren haben wir ja einen Ersatz.»

Mitte August wieder in echt

Mitte August soll es aber nun endlich so weit sein. Am Montag, 17. August findet ein Klubabend im Restaurant Kastaniengarten statt. «Möglicherweise müssen wir noch Schutzmassnahmen ergreifen, das wissen wir im Moment noch nicht», so Angst. Interessierte seien aber auf jeden Fall willkommen. An jenem Abend wird die zweite Runde der Klubmeisterschaft ausgetragen. «Wir haben die Anzahl Runden der einzelnen Meisterschaften reduziert und die Saison bis Ende Januar des nächsten Jahres verlängert», erklärt Angst. «So können wir trotz dem langen Ausfall Jahressieger küren.» Die Freude im Verein sei gross, sich wieder am Brett gegenübersitzen zu dürfen. «Mit den Klubabenden kehrt der Schachklub Olten zurück zur Normalität.» Das Bundesturnier, das der Schachklub Olten im vergangenen Jahr bereits zum vierten Mal organisierte, sei für die kommenden zwei Jahre bereits vergeben. «Wegen der zentralen Lage und dem erfahrenen OK ist Olten als Austragungsort beliebt», erklärt Angst. So fungiere der Schachklub Olten für den Schweizerischen Schachbund als Joker. In jenen Jahren, in denen sich kein anderer Organisator fände, würde das Turnier in Olten stattfinden. «Da verstehen wir uns als ein Puzzleteil der Schweizerischen Schachgemeinschaft.»

www.skolten.ch

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