«Wir dürfen aufsteigen, Kloten muss»

EHC Olten Unter dem neuen Trainer Lars Leuenberger spielt der EHC Olten bisher eine überzeugende Saison. Weniger Anteil am Höhenflug als gewünscht hat bisher Leonardo Fuhrer. Nach langer Verletzungspause steht der Stürmer nun vor dem Comeback.

Bald schon wird Leonardo Fuhrer statt nur das Trainings- auch wieder mal das Wettkampftrikot anziehen können. (Bild: Archiv BKO)
Bald schon wird Leonardo Fuhrer statt nur das Trainings- auch wieder mal das Wettkampftrikot anziehen können. (Bild: Archiv BKO)

Dem EHC Olten läuft es rund. Nach 18 Runden stehen erst zwei Niederlagen auf seinem Konto, 16-mal konnte nach der Schlusssirene bereits über einen Sieg gejubelt werden. Das Punktetotal von 49 lässt den EHCO derzeit, da der Meisterschaftsbetrieb wegen der Nationalmannschaftspause erstmals ruht, auf Platz 1 stehen. Nur der grosse Aufstiegsfavorit Kloten ist derzeit in Tuchfühlung mit den Powermäusen. Den Zürcher Unterländern ist es bisher auch als einzigem Team gelungen, dem EHCO eine Niederlage beizufügen. Pendelten die Dreitannenstädter zum Beispiel in der Vorsaison von Hoch zu Tief, von Höhenflug zu Krise, kennen sie in der Saison 2021/22 bisher nur eines: das konstante Hoch.

Nicht ganz so rund wie seinem Klub läuft es momentan Leonardo Fuhrer. Der EHCO-Stürmer ist seit dem 2. Oktober zum Zuschauen verurteilt. Im Heimspiel gegen seinen Ex-Klub Thurgau wurde der Center zu Beginn des Schlussdrittels bei einer Abwehraktion vor dem eigenen Tor von einem Schuss getroffen. Die Diagnose wenige Tage danach: Daumenbruch und Zwangspause von vier bis sechs Wochen.

Inzwischen sind beinahe sechs Wochen verstrichen. Die Rückkehr von Fuhrer ins Team steht kurz bevor. Vielleicht steht der 28-Jährige schon am kommenden Dienstag beim ersten Spiel nach der Nationalmannschaftspause wieder im Aufgebot von Trainer Lars Leuenberger. Auf dem Eis trainiert er seit Ende der letzten Woche wieder. Allerdings noch deutlich handicapiert. Und auch das Vertrauen in seine Hand muss erst wieder zurückkehren. Fuhrer hatte sich für eine konservative Behandlung seiner Verletzung entschieden. Eine Operation hätte die Dauer seines Ausfalls nicht verkürzt.

Punkteproduktion ist ausbaufähig

Leonardo Fuhrer, Sohn des früheren EHCO-Akteurs (1988 bis 1990) und langjährigen Trainers Riccardo Fuhrer und einer brasilianischen Mutter, absolviert derzeit seine zweite Saison im EHCO-Trikot. Schon vor der Verletzung lief es ihm nicht nach Wunsch. Zwei Tore, null Assists in acht Spielen. Das entspricht nicht Fuhrers eigenen Erwartungen. «Für den Grund, weswegen ich hier bin, reichen zwei Tore aus acht Spielen nicht. Das weiss ich selber. Aber ich weiss, dass ich viele Punkte holen kann.» Der Center, der bei Ajoie mal 50 Punkte in einer Saison erzielt hatte, sieht sich primär als Skorer. Er habe in den ersten Saisonspielen nicht schlechter gespielt als in der Vergangenheit, aber ganz einfach bei guten Abschlussgelegenheiten nicht genügend reüssiert.

Sein Ziel ist deshalb so klar wie ambitioniert: stärker zurückkommen als vor der Verletzung und seinen Platz im erfolgreichen Team sofort wieder finden. «Jeder Sportler will lieber dem Team helfen als zuschauen.» Wichtig für ihn sei aber vor allem, dass die Mannschaft weiterhin gewinne. Seine persönliche Punkteausbeute sei sekundär.

Der derzeit rekonvaleszente Stürmer ortet primär zwei Hauptfaktoren, weshalb es dem EHC Olten in dieser Spielzeit bisher so ausgezeichnet läuft. «Das Kader ist stärker, hat eine grössere Tiefe. Dazu ist das neue System, das Lars Leuenberger spielen lässt, läuferisch aggressiver. Bei Fredrik Söderström waren wir sehr passiv. Nun provozieren wir deutlich mehr Fehler beim Gegner, weil wir ihn früh unter Druck setzen.»

Wo kann diese bisher so erfolgreiche Reise enden? Der Sieger der Swiss League wird Ende Saison aufsteigen, ohne sich vorher mit dem Schlusslicht der obersten Spielklasse duellieren zu müssen. Für Fuhrer wäre ein Aufstieg mit dem EHCO «natürlich ein Traum». Bisher durfte er noch nie einen Aufstieg oder einen Meistertitel feiern. «Wir haben gegenüber Kloten den Vorteil, dass wir aufsteigen dürfen. Kloten hingegen muss.» Einfach sei die Situation aber auch für ihn und seine Teamkollegen nicht. «Auch wir wollen aufsteigen. Es spielt niemand Hockey, um Zweiter zu werden. Diese Mentalität leben wir jeden Tag.»

Bleibt er dem EHCO 2022/23 erhalten?

Am Saisonende läuft Fuhrers Vertrag im Kleinholz aus. Noch ist unklar, wie es in der Saison 2022/23 für ihn weitergeht. Er kann sich gut vorstellen, über die laufende Saison hinaus in Olten zu bleiben. «Ich fühle mich hier sehr wohl, auch im Vergleich mit meinen bisherigen Klubs.» Er wohnt mit seiner jurassischen Freundin, die er während seiner Ajoie-Zeit kennengelernt hatte, in einer Wohnung in Obergösgen. Und auch seine Eltern, die im freiburgischen Düdingen zuhause sind, waren noch nie so schnell erreichbar wie jetzt. Fuhrer schnürte seine Schlittschuhe auch schon für Salzburg, Ajoie, Rapperswil, die GCK Lions und Thurgau.

Aktuell schliesst der 28-jährige gelernte Detailhandelskaufmann eine Handelsschule ab, um neben dem Sport seinen Kopf zu fordern und dereinst für die Zeit nach dem Karriereende gerüstet zu sein. Aber eigentlich hat die Zeit nach dem Sport noch nicht wirklich Platz in seinem Denken. Er liebäugelt vielmehr damit, im Eishockey die nächste Stufe zu erklimmen. Einen ersten Anlauf in Richtung NLA nahm er einst bei den Rapperswil-Jona Lakers. «Der Traum vorwärtszukommen, ist noch immer da. Vielleicht ist es ja auch möglich, mit Olten in der National League zu spielen.» Momentan ist dieses Szenario realistischer als in den vergangenen Jahren.

www.ehco.ch

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