Ein Vereinsheim aus dem Bilderbuch

Naturfreunde Olten Ihre Sehnsucht nach schönen Stunden in der Natur stillen die Oltner Naturfreunde vor allem rund um ihr Naturfreundehaus auf der Rumpelweid. Dieses prägt den Verein und dessen Aktivitäten stark.

Theres Mühlebach (oben) und das Ehepaar Robert Ackermann und Hannah Küffer.

Theres Mühlebach (oben) und das Ehepaar Robert Ackermann und Hannah Küffer.

Das Naturfreundehaus auf der Rumpelweid ist ein beliebter Verweilplatz für Wanderer und Biker. (Bilder: Achim Günter)

Das Naturfreundehaus auf der Rumpelweid ist ein beliebter Verweilplatz für Wanderer und Biker. (Bilder: Achim Günter)

Der Aufstieg ist kräftezehrend. Und schweisstreibend obendrein. Es ist ein warmer Spätsommernachmittag. Die Strecke führt vom Parkplatz des momentan geschlossenen Restaurants Rumpel oberhalb von Trimbach zum Naturfreundehaus. Doch die Mühen lohnen sich. Oben bietet sich eine wahrhaft prächtige Aussicht. Zu Füssen liegt die Stadt Olten, flankiert von Born und Sälischlössli. Und am gar nicht so fernen Horizont reicht der Blick vom Säntis über den Glärnisch und den Titlis bis hin zu den markanten 4000ern der Berner Alpen. Selten kann ein Journalist an einem so schönen Platz seiner Arbeit nachgehen.

Das Naturfreundehaus, auf Wangner Boden gelegen, ist im Besitz der Naturfreunde Olten. Eine knappe Handvoll von ihnen sitzt an diesem Mittwochnachmittag auf der Terrasse. Zum Beispiel die Co-Präsidentin des Vereins, die pensionierte Hebamme Hannah Küffer. Oder deren Mann Robert Ackermann, als Beisitzer ebenfalls Vorstandsmitglied. Die beiden 69-jährigen Eheleute wohnen in Kappel und sind seit langem im Verein dabei, so richtig aktiv aber erst seit Antritt des Ruhestandes. Seither übernehmen sie regelmässig eine Schicht im Naturfreundehaus.

Offen ist dieses jeweils am Sonntag von 10 bis 17 Uhr und am Mittwoch von 12 bis 17 Uhr – wobei letzterer gerade etwas in Frage gestellt wird. «Der Mittwoch steht ein wenig auf der Kippe», so Küffer. «Aber wir finden, es ist doch schön, wenn Eltern am Mittwoch mit ihren Kindern hierherkommen können.»

Grundsätzlich ist die Hütte mit wenigen Ausnahmen ganzjährig an diesen beiden Tagen geöffnet. Auch bei schlechtem Wetter. Küffer erklärt schmunzelnd: «Dann kommen die Stammgäste trotzdem. Hündeler zum Beispiel. Oder auch Familien mit Kindern.» Am Sonntag stehen meist vier Vereinsmitglieder im Einsatz, am Mittwoch kann es auch mal nur eine Person sein. Das Angebot der Hobbywirte kann sich sehen lassen. Die Palette an Getränken ist selbstredend breit. «Dann gibt es immer eine Suppe. Auch Rösti, Bratwurst, Wurstsalat, heisse Würste, Käse- oder Speckbrättli sind im Angebot. Und Kuchen», sagt Küffer.

In Nacht- und Nebelaktion errichtet

Errichtet wurde das Haus vor gut 80 Jahren, mitten im Zweiten Weltkrieg, gemäss Ackermann buchstäblich in einer Nacht- und Nebelaktion. Im November 1941 bauten die damaligen Vereinsmitglieder auf der Rumpelweid ihr Naturfreundehaus innert kurzer Zeit. Die bestenfalls halblegale Aktion blieb nicht folgenlos. 1942 erliess der Solothurner Regierungsrat eine Verordnung «zum Schutz des Jura gegen die Verbauung mit verunstaltenden Bauten» und schuf so die Juraschutzzone.

Ironie der Geschichte aus heutiger Perspektive: Es waren linke Kreise gewesen, welche durch ihr Handeln zur Schaffung der Juraschutzzone beitrugen. 1907 gegründet, war die Oltner Sektion der Naturfreunde in ihren ersten Jahrzehnten nämlich vor allem ein Hort sozialdemokratisch gesinnter Eisenbähnler. Längst findet in ihr ein breites Spektrum an Berufen oder politischen Ansichten eine Vereinsheimat.

Die Vereinsaktivitäten drehen sich oft ums eigene Haus. Gemeinsame Wanderausflüge spielen zum Beispiel eine vergleichsweise marginale Rolle. Oft sind sie nicht besonders gut besucht. Daneben steht jeweils im Frühjahr die Generalversammlung auf dem Jahresprogramm. Und in diesem Spätherbst wird wie bereits im Vorjahr mit einem Ornithologen ein Wildheckenpflegekurs stattfinden. In unmittelbarer Nachbarschaft des Hauses brütet der Neuntöter, der in der heutigen Kulturlandschaft nur noch wenig geeigneten Lebensraum vorfindet. Die Oltner Naturfreunde bewahren in Absprache mit dem zuständigen Landwirt dessen Weidefläche vor der Verwaldung.

Umbau des Hauses im nächsten Jahr

Die Arbeitseinsätze in und ums Haus, also Pflege und Unterhalt des Hauses und seiner Umgebung ebenso wie die Küchen- oder Servicedienste, prägen das Vereinsleben hauptsächlich. Arbeit fällt viel und oft an. Die Hütte verfügt über 60 Schlafplätze, die von Schulen oder Vereinen gemietet werden können. Laut Küffer steht 2023 jedoch ein grösserer Umbau an. Wegen kleiner gewordener Gruppen kann gut ein Drittel der Schlafplätze entfernt und dafür für die übrigen mehr Licht und Raum gewonnen werden. Die meisten Arbeiten im und ums Haus werden in Fronarbeit verrichtet, externe Fachkräfte werden nur selten beigezogen.

Derzeit weisen die Natufreunde Olten mehr als 100 Mitglieder auf. «Sie sind eher älter bis sehr alt», erklärt Hannah Küffer. Das Gros sei zwischen 60 und 80 Jahren alt. Zukunftssorgen macht man sich dennoch nicht. Das sei schon in der Vergangenheit so gewesen, führt ihr Mann Robert Ackermann aus. Und sie selbst seien ja ein Beispiel dafür, wie es oft laufe, meint Ackermann. «Wir sind auch erst eingestiegen, als wir pensioniert wurden. So engagiert, wie wir heute sind, hätten wir damals, als wir noch berufstätig waren, nicht sein können.» Und als sie vor rund vier Jahren zugesagt haben, sich für den Verein zu engagieren, hätten sie sich auch nicht vorstellen können, dass ihnen die Arbeiten so viel Freude bereiten würden. Aber kann das bei diesem wunderbaren Arbeitsplatz wirklich jemanden erstaunen?

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