Hier stehen die Männer am Herd

Ängelbärgchöche Dulliken Sie lieben und leben das Kochen: Nach der Sommerpause bereiteten die Ängelbärgchöche aus Dulliken an ihrem monatlichen Kochabend im August ein klassisches Bündner Menü zu. Trotz der allgegenwärtigen Nachwuchsproblematik hält sich der Verein gut.

Martin Zimmerli, Dieter Bösch und Peter Lanz (v.l.) kochen gemeinsam das Bündner Menü. (Bilder: Cyrill Pürro)

Martin Zimmerli, Dieter Bösch und Peter Lanz (v.l.) kochen gemeinsam das Bündner Menü. (Bilder: Cyrill Pürro)

Roy Fischer und Jürg Zogg (v.l.).

Roy Fischer und Jürg Zogg (v.l.).

Es ist der letzte Dienstag im Monat, in der Schulküche des Neumattschulhauses in Dulliken herrscht Hochbetrieb. Elf Männer, gekleidet in schwarze Kochschürzen, haben sich auf die Kochinseln verteilt. Ein Teil hobelt den Fenchel in feine Streifen und schneidet das Bündnerfleisch für die Vorspeise zurecht, andere wiederum schnippeln Zwiebeln, Petersilien und Salsiz-Würste und bereiten Saucen vor. «Kann mir jemand das Salz rüberbringen?», ruft einer quer durch die Küche. «Wo ist der Parmesan hin?», fragt ein anderer irritiert.

Von aussen wirkt die Gruppe von herumwuselnden Männern wie ein eingeschworenes Team, jeder scheint genau zu wissen, was zu tun ist. Ein bisschen Chaos gehört dazu, wie der ehemalige Präsident des Vereins, Jürg Zogg, meint: «Wir sind schliesslich ein Spassverein, hier wird nicht alles genaustens vorbereitet und durchgetaktet.» Und dennoch trifft man in den Vereinsreihen auch auf ehemalige Chefköche. «Hier treffen die verschiedensten Leute aufeinander; von Männern, die schon profimässig kochen können, bis hin zu solchen, die noch ganz am Anfang stehen», erläutert Zogg.

Die Ängelbärgchöche bestehen seit rund 35 Jahren, auf ein genaues Datum können sich die eifrigen Freizeitköche nicht einigen. Der Verein habe sich aus einer Hobbykochgruppe herausgebildet. Martin Zimmerli, ein Gründungsmitglied, weiss genauer Bescheid und sagt lachend: «Wir haben uns damals aus der Gruppe heraus gegründet, weil wir einen neuen Kochverein für Männer bilden wollten, in dem wir das Kochen üben und so unsere Frauen beeindrucken können.»

Die Küchenchefs auslosen

Mit einem Glas Weisswein in der Hand – der gehört bei den Ängelbärgchöche zum Kochen dazu – führt Zogg durch die Küche und erläutert, wie die monatlichen Kochtreffen funktionieren. Die reine Männergruppe, zurzeit aus etwa 17 Aktivmitgliedern bestehend, kocht einmal im Monat – und das themenspezifisch. «Seit ein paar Monaten entdecken wir die Schweizer Küche», erklärt der ehemalige Präsident mit einem Schmunzeln. Heisst, es gibt jeden Monat ein Gericht aus einem anderen Kanton. An diesem Abend gibt es Bündnerfleisch-Carpaccio zur Vorspeise, als Hauptgang wird Capuns serviert. Die Ängelbärgchöche tauchen in die vielfältige Kulinarik des Kantons Graubünden ein. Themen wie die Länderküche oder «Meer und See» seien auch schon an der Reihe gewesen.

An der Generalversammlung wird für jeden Monat ein Duo aus dem Verein ausgelost. Dieses bestimmt dann das Menü und leitet den Kochabend. Zur Aufgabe des Duos gehört auch, die Gerichte zuerst zu zweit auszuprobieren. Dies dient nicht nur dazu, am Kochabend den anderen Mitgliedern zu helfen. «So entsteht auch eine kameradschaftliche Bindung», wirft Roy Fischer ein, der gerade mit einer Platte Salsiz vorbeigeht. Fischer ist einer aus dem «Bündner Duo» und schaut, ob die Köche vorwärtskommen. «Für einen Gang bleibt eine Stunde Zeit und pro Kochinsel, auf die wir die Teams aufteilen, ist je einer für einen Gang zuständig. Dabei hilft man sich gegenseitig oder bereitet in der ersten Stunde schon einmal etwas anderes vor», erklärt Fischer, während er sein Glas noch einmal mit Weisswein füllt. Auch er war vor einigen Jahren Vereinspräsident.

Es fehlt ein Aushängeschild

Die Vereinsmitglieder betiteln die Mitgliederkosten als «bescheiden». Denn neben dem jährlichen Mitgliederbeitrag von 75 Franken haben die Ängelbärgchöche eine spezielle Regelung eingeführt. So schiesst das monatliche Koch-Duo die Zutaten und den Wein vor. Am Ende wird dann abgerechnet. «Ein Kochabend kostet pro Person je nach Menü etwa 30 Franken», schätzt Fischer. Die Schulküche dürfe der Verein gratis gebrauchen. «Als kleine Dankesgeste laden wir aber jedes Jahr den Schulleiter und die Kochlehrerin zum gemeinsamen Koch- und Essplausch ein», ergänzt der frischgebackene Grossvater. Ausserdem helfe der Verein auch an speziellen Anlässen mit. So beglücken die Männer zum Beispiel die Gäste am Gemeindeduell «Dulliken bewegt» mit Risotto. Und am sogenannten «Samstagskochen» kommen auch die Frauen in den Genuss der Kochkunst der Ängelbärgchöche. Der vereinsinterne Event findet jährlich Mitte September statt. Fischer erklärt: «Da kochen wir dann eher aufwendigere Menüs, mit fünf bis sechs Gängen, für die wir den ganzen Tag Zeit haben. Auch die Frauen helfen mit.»

Der monatliche Koch- und Essplausch zieht scheinbar auch bei den jüngeren Männern in der Gegend. Denn der Verein macht sich aktuell keine grossen Sorgen um den Nachwuchs. Dieses Jahr sind drei neue Mitglieder hinzugestossen, die knapp über 30 Jahre alt sind. «Natürlich wäre es schön, wenn noch zwei, drei jüngere Männer unser Durchschnittsalter runterziehen würden», sagt Fischer. 20 Personen seien das Maximum, die in der Küche Platz hätten.

Und dennoch gibt es ein Problem: Seit der letzten GV im vergangenen März hat der Verein keinen Präsidenten mehr. Zogg und Fischer sehen ein Dilemma: «Die älteren Mitglieder wollen im Alter etwas mehr Ruhe und haben auch grösstenteils schon viele Jahre Vorstandsarbeit geleistet. Die Jungen sind noch voll im Arbeitsprozess und haben daher keine Zeit. Ohne Präsident fehlt uns ein Aushängeschild. Vorübergehend kommen wir aber auch ohne einen Präsidenten zurecht.»

Eine Stunde ist vergangen, die Hobbyköche begeben sich in den Essraum, um den ersten Gang zu verköstigen – das Bündnerfleisch-Carpaccio. Natürlich ist auch der Tisch passend zum Menü gedeckt; Servietten mit gezeichneten Steinböcken und kleine, aus Holz geschnitzte Edelweisse schmücken die Holzplatte. «Das Auge isst schliesslich mit», fügt Zogg mit einem Grinsen an. Dann geht es auch für ihn zurück an den Herd, denn die Walnüsse für den Nachgang, das Bündner Nusstorten-Trifle, müssen karamellisiert werden.

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