Vereint in der Liebe zum guten Buch

Buchfreunde Der Verein «Freundinnen und Freunde des gepflegten Buches», dessen Generalversammlung heute Donnerstag stattfindet, will den Knapp Verlag unterstützen, für das Lesen begeistern und Schreibtalente fördern.

Sibylle Wyss.

Sibylle Wyss.

Die erfolgreiche Oltner Schriftstellerin Rebekka Salm las erst im Januar im Oltner Literaturhaus aus ihrem Roman «Die Dinge beim Namen» vor.

Die erfolgreiche Oltner Schriftstellerin Rebekka Salm las erst im Januar im Oltner Literaturhaus aus ihrem Roman «Die Dinge beim Namen» vor.

Carmen Orfei.

Carmen Orfei.

Hanspeter Müller-Drossaart und Urs Heinz Aerni veranstalten regelmässig einen satirischen Literaturclub.  Bilder: Remo Fröhlicher)

Hanspeter Müller-Drossaart und Urs Heinz Aerni veranstalten regelmässig einen satirischen Literaturclub. Bilder: Remo Fröhlicher)

Was ist ein gepflegtes Buch? Diese Frage drängt sich auf, spricht man mit Sibylle Wyss, in Olten jahrelang Lehrerin, Rektorin und Direktorin an der Kantonsschule, seit 2020 Co-Präsidentin des Vereins «Freundinnen und Freunde des gepflegten Buches». Es war im Jahr 2016, als eine Gruppe Wirtschaftsvertreter – dabei etwa Walter Rickenbacher und Marco Sauser von der Baloise Bank – im Restaurant Flügelrad beisammensass und eine Idee ausbrütete, um den in Olten ansässigen Knapp Verlag zu unterstützen, denn Verleger von Büchern haben es in der heutigen Zeit nicht einfach: Zwar sei Olten noch immer «ein Mekka von Autorinnen und Autoren», erzählt Wyss, doch die Zeiten der grossen Verlegerstadt Olten sind Geschichte.

Verleger Thomas Knapp, damals auch dabei in der lockeren Runde, sprach sich, weil er Abhängigkeiten befürchtete, gegen individuelle Spenden aus, schlug stattdessen vor, ein offizielles Gremium, sprich einen Verein zu gründen. «Wieviel Wein oder Bier bei der Findung des Vereinsnamens an diesem Abend mit im Spiel war, kann ich nicht sagen», sagt Sibylle Wyss, denn auch sie weiss nicht so recht, was es mit dem «gepflegten Buch» auf sich hat. Natürlich gäbe der Name Anlass zu Scherzen: «Immer mal wieder wurde ich gefragt, was denn ein ungepflegtes Buch sei.» Statuarisches Ziel des Vereins ist es, den Knapp Verlag sowie neue Autorinnen und Autoren finanziell zu unterstützen, ihnen Bekanntheit zu verschaffen.

Auch im Verlegergeschäft läuft nichts ohne Geld, weswegen die Gewinnung von zahlenden Vereinsmitgliedern und Gönnern existenziell ist, doch im Geiste ist der Verein ganz anders beseelt. «Es geht schlicht darum, das Interesse an Büchern mit anderen Menschen zu teilen. Wir lesen alle gern. Das vereint uns.» In den ersten Jahren hatte der Verein rund 40 Mitglieder, doch mittlerweile sei er stark gewachsen, kommt heute auf 166 Einzelpersonen, fünf Firmen und 100 Gönner. Wyss’ Geheimrezept ist die persönliche Werbung ganz nach dem Motto: Tu Gutes und rede darüber. «Das funktioniert in der Region Olten sehr gut.»

Leben im Literaturhaus

Im Herbst 2021 wurde das hiesige Literaturhaus mit dem Namen «Literatur und Bühne» unter der Trägerschaft von Knapp Verlag und Verein eröffnet: «Dieser Ort ist zum Treffpunkt der Bücherfreunde geworden», sagt Wyss. Regelmässig finden im zweigeschossigen Lokal unterhalb der Altstadt Lesungen und Buchbesprechungen statt.

Ein neues Format bildet dabei «Die Buchplauderer – der etwas andere Literaturclub», moderiert von Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart und Kulturveranstalter Urs Heinz Aerni. Neben Literatur und einem Extragast kommt dabei der Humor auch nicht zu kurz. Zudem stehen zahlreiche Lesungen an, etwa von Arno Camenisch oder Christine Brand. «Im ersten Teil des Abends findet die Lesung statt. Im zweiten Teil gibt Raum für den gegenseitigen Austausch.»

Junge entdecken und begeistern

Neben Unterstützung von Verlag und Schriftstellern versucht der Verein, die Begeisterung am Buch, am Schreiben und natürlich am Lesen an die Menschen, insbesondere an die junge Generation zu bringen, weswegen er seit einem Jahr Autorinnen und Autoren an Schulen vermittelt. «Es wird oft gesagt, die Jungen würden nicht mehr lesen. Das ist meiner Meinung nach komplett falsch. Manchmal muss man sie etwas neugierig machen, sie motivieren.»

Carmen Orfei, die den Verein im Co-Präsidium mit Sibylle Wyss leitet, sagt dazu: «Das Projekt Leseförderung an Schulen befindet sich noch in den Kinderschuhen, doch wir sind bereits sehr erfolgreich gestartet.» Dabei übernimmt der Verein nicht nur die Vermittlung, sondern auch einen Teil des Honorars für die Autorinnen und Autoren. Rebekka Salm, seit der Erscheinung ihres ersten Romans «Die Dinge beim Namen» einem grösseren Publikum bekannt, sei bei den Schülerinnen und Schülern im Gymnasium sehr gut angekommen. Bei ihren Besuchen lesen die Autorinnen und Autoren nicht einfach vor, sondern treten mit den jungen Menschen in einen Austausch, leiten sie dazu an, selbst etwas zu schreiben oder über Geschriebenes zu reflektieren. «Die Schulen sind eine Fundgrube für künftige Autorinnen und Autoren. Es gilt, bei jungen Menschen das Talent zu entdecken und zu fördern», sagt Orfei, die selbst als Klassenlehrerin und stellvertretende Schulleiterin in Neuendorf arbeitet. Der heutige Lehrplan gebe den Lehrpersonen viele Freiheiten: «So liegt es an der Lehrperson, dieses Interesse zu fördern.»

Die Begeisterung der beiden Präsidentinnen, die den Verein in einem fünfköpfigen Vorstand leiten, ist jedenfalls ansteckend – kein Interview, ohne dass der Journalist bestimmt dazu aufgefordert wird, an der nächsten Lesung im Literaturhaus zu erscheinen. Diese findet am 30. März statt, wenn Arno Camenisch aus seinem neuen Roman «Die Welt» vorliest.

Sibylle Wyss ist auch nach ihrer dritten Generalversammlung kein bisschen müde, den Verein zusammen mit Carmen Orfei und dem Vorstand in die Zukunft zu führen.

www.buchfreunde.ch

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