Sozusagen staatstragend

Die Teilnehmenden des «Technischen Tages» der GMMO am Samstag in Wangen an der Aare. (Bilder: ZVG)

Im Gelände, aber auch auf vorgegebenen Routen (wie hier im Bild auf der Glaubenberg-Strecke) übten die GMMO-Mitglieder...

...am vergangenen Samstag das Fahren mit dem Mercedes G300 und dem Duro (im Bild).

Peter Niggli.
Gesellschaft der Militär-Motorfahrer Olten Der Verein mit dem etwas sperrigen Namen, abgekürzt GMMO, hat eine hehre Aufgabe: die Sicherheit von Armeeangehörigen erhöhen und die Armee mit Hilfseinsätzen unterstützen. Auch das Gesellige kommt nicht zu kurz.
Von: Achim Günter
Die meisten Vereine stehen allen Interessierten offen. Bei der Gesellschaft der Militär-Motorfahrer Olten ist das anders. Mitglied werden darf bloss, wer die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt und der Schweizer Armee angehört oder angehört hat. Die Mitgliederzahl ist dennoch seit Jahren stabil. Momentan zählt die GMMO 126 Mitglieder. Auch Frauen gehören dazu. Allerdings sind sie – wen wunderts? –an einer Hand abzuzählen.
Aktive Armeeangehörige machen rund ein Fünftel des Vereins aus. Das Gros ist längst aus der Armee entlassen, bleibt dem Verein jedoch treu. Der Präsident der GMMO, obwohl schon 44-jährig, dient noch in der Armee – als Oberstleutnant. Peter Niggli gehört dem Verein seit bald 22 Jahren an, das Präsidium übernahm er 2007. Aufgewachsen in Matzendorf, ehemals Schüler der Kanti Olten, ist Niggli längst anderswo sesshaft geworden. Der grossgewachsene Mann, der als Elektroingenieur im KKW Beznau arbeitet, wohnt im Zürcher Limmattal. Mit seiner Heimatregion bleibt er unter anderem via Gesellschaft der Militär-Motorfahrer Olten verbunden, die monatlich im Restaurant Jurablick in Gretzenbach ihren Stamm durchführt.
Die Rekrutierung neuer Mitglieder obliegt vor allem ihm. Präsident Niggli kontaktiert per E-Mail aktive Militär-Motorfahrer. «Ich schreibe pro Jahr 800 bis 1000 Personen an im Kanton Solothurn. Und im besten Fall kommen dann mal acht bis zehn Leute an einen Anlass. Aber immerhin.» Zu den Mitgliedern gehören können auch aktive Angehörige des Polizeikorps oder einer Feuerwehr.
Die GMMO bildet eine Sektion des Verbandes der Schweizerischen Militär-Motorfahrer-Vereine. Sie entstand 1949 aufgrund einer Abspaltung der vormals gesamtkantonalen Organisation. «Die Idee ist, dass man in diesem Verein als aktiver Militärangehöriger sein Know-how erhalten kann», erklärt Niggli. Mittels solcher Vereine, die in der ganzen Schweiz existieren, trainiere man ausserhalb der militärischen Wiederholungskurse die als Fahrer verlangten Fähigkeiten. Hauptziel: die Sicherheit der transportierten Truppen erhöhen.
Bis man aus Kostengründen davon absah, hatten Vereine wie die GMMO laut Niggli vom Bund sogar offiziell die Aufgabe übertragen erhalten, eintägige Repetitionskurse für Militär-Motorfahrer zu veranstalten. Entsprechende Kurse bieten die Vereine noch immer an – jetzt einfach freiwillig und nicht mehr exklusiv. Von der Armee werden die Kurse aber nach wie vor gerne gesehen; die durchführenden Vereine erhalten dafür eine bescheidene Entschädigung.
Der Know-how-Erhalt ist nur eine der Aufgaben der GMMO. Ein anderer ist das regelmässige Überführen von Fahrzeugen vom einen Armeelogistikcenter zum anderen – im Auftrag der Armee und zu deren Entlastung. Nicht zu kurz kommen soll auch die Geselligkeit. Beim Monatsstamm wird miteinander diskutiert und gefachsimpelt. Im Sommer trifft man sich jeweils mit Anhang zu einem Grillplausch.
Regelmässig finden Anlässe statt
Einmal jährlich organisiert die GMMO für ihre Mitglieder einen «Technischen Tag». Am vergangenen Samstag fand dieser in Wangen an der Aare statt. Den ganzen Tag hindurch wurde mit den Fahrzeugtypen Duro und Mercedes G300 das Fahren auf vorgegebenen Routen sowie das Geländefahren geübt. Ebenfalls fixer Programmpunkt ist jeweils eine Kollektivfahrschule auf einer Zweitagesfahrt. Zu den Aktivitäten im Jahresverlauf zählen überdies sogenannte Militärwehrsportkonkurrenzen (MWK). Sportliche Wettkämpfe, in denen sich die Angehörigen verschiedener Vereine miteinander messen. Dabei handelt es sich quasi um Orientierungsläufe mit einem Lastwagen oder einem Mercedes G300. Alle vier Jahre wird ein Schweizer Meister gekürt.
Die Vereinsmitglieder aus dem Grossraum Olten kommen mit allen derzeit in der Schweizer Armee eingesetzten Fahrzeugen in Berührung. Niggli zählt auf: «Mercedes G, Duro, Sprinter, weitere Lastwagen – einfach sämtliche Armeefahrzeuge. Theoretisch sogar inklusive Motorräder. In unserem Verein haben wir allerdings keine Funktionäre, welche über die Töffausbildung verfügen.»
Nicht Teil des Vereinslebens sind ausgemusterte Fahrzeuge wie zum Beispiel Pinzgauer. Aus reiner Nostalgie werde nicht gefahren. Ihre Einsätze dienten immer der heutigen Armee, sagt Niggli. Wer also die GMMO als Verein von Nostalgikern sieht, liegt falsch. Die Gesellschaft der Militär-Motorfahrer Olten selbst begreift sich durchaus als staatstragend.