Olten im ständigen Wandel

Olten im Wandel Am kommenden Samstag, 18. Mai findet erstmals auf der linken Stadtseite eine Setzlingsbörse statt, zudem wird mit «Garten Flora» ein neuer Gemeinschaftsgarten eröffnet und Ende des vergangenen Jahres startete mit dem «ZeitTauschMarkt» ein neues Projekt von Olten im Wandel.

Raphael Schär-Sommer und Andrea Hänggli, beide langjährige Mitglieder von Olten im Wandel, freuen sich über die zahlreichen neuen Projekte. (Bild: mim)
Raphael Schär-Sommer und Andrea Hänggli, beide langjährige Mitglieder von Olten im Wandel, freuen sich über die zahlreichen neuen Projekte. (Bild: mim)

Eine Gruppe Wandlungswilliger fasste im Jahr 2015 den Entschluss, gegen Genmanipulation und Gifteinsatz in der Landwirtschaft aktiv zu werden, als Konsumenten Verantwortung zu übernehmen und mit dem gemeinsamen Tun das Miteinander zu fördern. Dies setzte die Gruppe «Garten für alle» mit den Gartenprojekten unter anderen in der Trottermatte und der Rötzmatt sowie dem Gemeinschaftsgarten beim Sälipark um. Der Vertrag mit Letzterem wurde nicht mehr verlängert, dafür erhält «Garten für alle» an der Ecke Florastrasse/Rosengasse eine neue Fläche. Für dessen Betreuung werden noch interessierte Hobbygärtner gesucht. Aufgrund des Erfolgs und der grossen Ernte stellte sich die Gruppe die Frage, was sie Sinnvolles mit den Lebensmitteln tun soll. Daraus entwickelte sich das Angebot «Essen für alle», bei dem Freiwillige seither jeweils am letzten Sonntag des Monats kochen. Das gemeinsame Essen steht gegen eine Kollekte allen Interessierten offen. Ebenfalls im Jahr 2015 entstand die Gruppe «Refugees Welcome», die sich für menschenwürdige Lebensbedingungen der Flüchtlinge im Gheid einsetzte. Heute richtet sich deren Engagement an die Dagebliebenen und beschäftigt sich zudem mit dem internationalen Flüchtlingsgeschehen.

Ein Dach für alle Projekte

Mit der Idee für die «RestEssBar», bei welcher der Lebensmittelentsorgung entgegengewirkt wird, indem bei regionalen Geschäften die Esswaren abgeholt werden, die sonst in der Mülltonne landen und schliesslich an der Rosengasse zum Mitnehmen bereitliegen, beschloss eine Kerngruppe von rund sechs Personen aus administrativen Gründen mit «Olten im Wandel» einen Dachverein zu gründen. «Dieser vernetzt seither die Mitglieder und die verschiedenen Projekte», erklärt Gründungsmitglied Raphael Schär-Sommer und fügt an: «Zudem bietet er die Möglichkeit, dass ohne grosse Bürokratie neue Projekte entstehen können, die jedoch ihre Autonomie behalten.» Zum Dachverein hinzukam das Projekt «Donnerstag in Olten» und das Bündnis «Wie wir leben wollen» schloss sich an. Seither sind eine Vielzahl neuer Projekte entstanden. Gemeinsam mit dem VCS Kanton Solothurn, Pro Velo Region Olten und dem Grünland erwarb der Verein Olten im Wandel 2017 ein Miet-Cargovelo. Seit der Grünlandschliessung im vergangenen Jahr kann dieses nun bei Collectors gemietet werden. Ausserdem wurde vor drei Jahren das erste Repair Café durchgeführt, woraus das Projekt «Computer für alle» entstand. Für Anregungen auf der Leinwand sorgen seit rund drei Jahren die «Filme für den Wandel», die jeweils im Begegnungszentrum Cultibo, dem Epizentrum des Vereins, gezeigt werden.

Wunsch nach gemeinsamem Wohnen

Mit der «Lebendigen Oltner Nachbarschaft» ist 2017 ein Projekt entstanden, für welches erstmals eine weitere Vereinsgründung nötig wurde. Die Mitglieder der «LeONa» beschäftigen sich seither mit dem gemeinnützigen Wohnungsbau und besuchen Pionierprojekte. «Wir sind im Moment im Gespräch mit verschiedenen Grundstückeigentümerinnen und hoffen, dass sich daraus etwas Konkretes entwickeln wird», so Schär-Sommer. Schliesslich verfolgt «LeONa» das Ziel, selbst zu bauen oder ein bestehendes Baukonstrukt zu übernehmen.

Neu ein Stammtisch für den Wandel

Nach dem «Donnerstag in Olten», dem offenen und partizipativen Treffpunkt für eigene Ideen und kulturellen Austausch, suchten einige Mitglieder nach einer Gelegenheit, um in der Gruppe über Themen, die den Wandel betreffen, zu diskutieren. «Vergangene Woche hat nun erstmals der «Stammtisch im Wandel» zum Austausch von Visionen und Ideen stattgefunden. In Zukunft wird dieser jeweils am 8. des Monats in der Galicia Bar durchgeführt», erzählt Schär-Sommer erfreut und fügt an: «Wir möchten die Vernetzung aktiv fördern und Themen diskutieren, die das Miteinander und ein Umdenken zum Ziel haben.» Hin und wieder komme es bei den Projekten auch zu personellen Wechseln, entweder aus zeitlichen Gründen oder weil jemand sich in einem anderen Projekt einsetzen möchte. «Aufgrund unseres inzwischen gewachsenen Netzwerks lässt sich in der Regel immer jemand finden, der die Durchführung übernimmt», erzählt Schär-Sommer, der diesen Frühling wieder am «Velo-schwarm» teilnehmen wird. «Es gibt jedoch auch Ableger von Olten im Wandel wie Collectors und das B-Waren-Abo beziehungsweise Relokal. So werden der Velolieferdienst sowie das Abo für Gemüse zweiter Klasse von Mitgliedern unseres Vereins geführt.»

Zeit tauschen in Olten

Durch die damalige Zusammenarbeit mit Grünland wurde die Plattform «Pumpipumpe» zum Teilen von Gegenständen auch in Olten bekannter. Einen ähnlichen aber durchaus weitergehenden Ansatz verfolgt der «ZeitTauschMarkt», der Ende des vergangenen Jahres durch die Kerngruppe bestehend aus Andrea Hänggli, Siv Lehmann, Anna-Lena Holm und Patrick Weibel gegründet wurde. «Ich habe die Idee zum Projekt vor eineinhalb Jahren in anderen Städten kennen gelernt und wollte dies nun in Olten umsetzen», erklärt das langjährige Olten im Wandel-Mitglied Andrea Hänggli. Beim «ZeitTauschMarkt» gehe es darum, eine Dienstleistung anzubieten und dafür Zeit zu sammeln, die dann wiederum gegen einen Dienst eingetauscht werden kann. Im Vordergrund stehen jedoch die Vernetzung und die Hilfe untereinander. «Bisher konnten die unterschiedlichsten Arbeiten angegangen werden: Vom Haareschneiden für Kinder übers Helfen im Garten bis zum Kochen oder einem Umzug innerhalb der Wohnung», zeigt Hänggli auf. «Toll finde ich das breite Altersspektrum, denn bisher beteiligen sich rund 35 Personen im Alter zwischen 20 bis 70 Jahren. Das Zeittauschen wird auch als vierte Säule betrachtet: Wenn die Leute noch bei Kräften sind, wird Zeit gesammelt, die schliesslich im Alter bezogen werden kann.» Wer sich persönlich über das Projekt informieren möchte, der kann dies jeweils um 17 Uhr am letzten Sonntag des Monats im Cultibo tun und sich bei Bedarf im Anschluss gleich am «Essen für alle» um 18 Uhr beteiligen. Rückblickend auf vier Jahre Olten im Wandel zeigt sich Schär-Sommer begeistert, wie sich die Bewegung entwickelt hat. Stillstand gibt es bei Olten im Wandel definitiv nicht.

Setzlingsbörse
Samstag, 18. Mai, 10 bis 14 Uhr
Mokka Rubin, Ringstrasse 16, Olten
Samstag, 25. Mai, 10 bis 14 Uhr
Cultibo, Aarauerstrasse 72, Olten

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