Weniger Jazz in Olten

Dem Verein Jazz in Olten droht das Aus: «Ende Jahr ist vorerst Schluss», gibt der Vorstand bekannt. Es fehle an Freiwilligen, die sich im Verein engagieren. Die ver- bleibenden Konzerte versprechen dennoch hohen Musikgenuss mit Lokalkolorit.

Der Vorstand des Vereins Jazz in Olten im Keller der Vario Bar in Olten: (v.l.) Präsident Benno Elmiger, Leonie Stuber, Philipp Klay und Peter Gruber gemeinsam an der Bar. Es fehlen Sara El Hachimi und Leila Iselin. (Bild: Franz Beidler)
Der Vorstand des Vereins Jazz in Olten im Keller der Vario Bar in Olten: (v.l.) Präsident Benno Elmiger, Leonie Stuber, Philipp Klay und Peter Gruber gemeinsam an der Bar. Es fehlen Sara El Hachimi und Leila Iselin. (Bild: Franz Beidler)

Dem Verein Jazz in Olten droht das Aus: «Wir werden den Betrieb noch bis Ende Jahr weiter- führen, dann ist vorerst Schluss», gibt der Vorstand einstimmig bekannt. Jazz in Olten organisiert seit mehr als dreissig Jahren Jazzkonzerte in Olten. Gegründet wurde der Verein 1988 und zählt heute rund 90 Mitglieder. Über die drei Jahrzehnte gelang es dem Verein immer wieder, die Schweizer Jazzszene in Olten zu versammeln und sie mit Musikern aus der Region zu verschmel- zen. «Jetzt fehlen uns aber die Freiwilligen, die bereit sind, sich im Vorstand zu engagieren», erklärt Philipp Klay. Seit elf Jahren arbeitet er im Vorstand mit und möchte nun kürzertreten. «Ei- gentlich schon lange», sagt er schmunzelnd. Der Schlagzeuger steht an den Wochenenden selber oft auf der Bühne. «Ich betreibe viel Aufwand, um gute Konzerte in Olten zu organisieren, kann sie dann aber nicht hören gehen, weil ich selber andernorts einen Auftritt habe», beschreibt Klay sein Dilemma. Mit der Zeit werde es frustrierend, die Früchte der eigenen Arbeit nicht ernten zu kön- nen. Kürzer treten möchte auch Präsident Benno Elmiger, «eigentlich auch schon lange». Nach 14 Jahren im Vorstand hatte er das Präsidium als zweiter Übergangskandidat nach dem langjährigen Präsidenten Raymond Plüss für ein Jahr übernehmen wollen. Das ist nun schon zwei Jahre her. «Als Präsident muss ich den Überblick wahren», kennt er die Aufgaben seines Amts: «Koordi- nieren, Überwachen, an alles Denken.» Das verlange ihm viel Zeit und Energie ab, denn er sei eigentlich kein Zugpferd. «Ich habe es einfach gemacht», sagt er.

Gesucht: Jemand, der initiativ lenkt

Mit Klay und Elmiger verliert der Verein seinen halben Vorstand. «Mit Philipp verlieren wir auch musikalisches Fachwissen», sagt Peter Gruber, der dem Vorstand seit einem Jahr angehört. «Ich bin aber schon seit 30 Jahren begeisterter und treuer Zuhörer der Konzerte von Jazz in Olten», sagt er von sich. Jetzt kümmert er sich um die Anfragen von Musikern. «Ich erhalte jede Woche drei bis vier Anfragen von Bands», erzählt er und fügt ernüchtert an: «Jetzt muss ich allen ab- sagen.» An den Künstlern liege es nicht, ist Grubers Fazit, was fehle, sei jemand, der initiativ lenke. «Das kann ich selber nicht leisten», sagt Gruber von sich. Dem schliesst sich auch Leonie Stuber an, die seit vier Jahren im Vorstand von Jazz in Olten mitwirkt. «Wir sind schon länger auf der Suche nach Leuten, die sich beteiligen möchten.»

«Ihr dürft nicht aufhören»

Dass die Arbeit von Jazz in Olten dem regionalen Publikum ein Bedürfnis ist, erlebt der Vorstand an den Konzerten. «Ihr dürft nicht aufhören», kriege sie nach einem gelungenen Abend oft zu hören, erzählt Stuber. Neben den rund acht bis zehn Konzerten im Jahr veranstaltete der Verein alle zwei Jahre die Oltner Jazztage, beteiligte sich an der Buchmesse Olten und den Oltner Stern- schnuppen während der Adventszeit. Vier bis sechs mal trifft sich der Vorstand im Jahr, um das Engagement des Vereins zu planen und die Konzerte zu programmieren. «Unsere Sitzungen dürfen wir jeweils in den Räumen des Oltner Kulturmagazins Kolt abhalten», erzählt Stuber. Dann hört sich der Vorstand gemeinsam durch Demo-CDs und wählt die gewünschten Bands aus. In den letzten Jahren versuchte Jazz in Olten vermehrt, lokalen Musikerinnen und Musikern eine Plattform zu bieten.

Mindestens sechs Monate Pause

Zeugen dieser Bemühungen ist das Konzert der André Kunz Group am Samstag, 2. November in der Vario Bar: Der Oltner Gitarrist André Kunz hat für das Quintett unter anderen mit dem Oltner Saxofonist Fabian Capaldi zusammengespannt. Zuerst präsentiert Jazz in Olten aber noch eine alte Bekannte: Am Samstag, 26. Oktober wird Gabriela Krapf in der Vario Bar zu hören sein. «Das ist eigentlich kein Jazz, sondern eher Singer-Songwriter-Musik», kommentiert Klay. Krapf reist zusammen mit ihrem Septett inklusive komplettem Bläsersatz an. Nach einem letzten Konzert im Dezember folgt eine mindestens sechsmonatige Pause. «Die Planung für den Frühling müsste jetzt beginnen», sagt Elmiger. Stattdessen wird Jazz in Olten vorerst in einen Dornröschenschlaf versetzt, wie es Klay nennt. «Wir lösen den Verein noch nicht auf.» Schliesslich verfüge dieser noch über Geld, organisatorisches Know-How und Kontakte. Ausserdem gehört dem Verein das Klavier in der Vario Bar. Doch der Vorstand weiss: «Wenn kein Wunder passiert, dann geht es ganz zu Ende.»

Konzerte von Jazz in Olten
Samstag, 26. Oktober: Gabriela Krapf
Samstag, 2. November: André Kunz Group
jeweils um 21 Uhr in der Vario Bar, Solothurnerstr. 22, Olten

<link http: www.jazzinolten.ch>www.jazzinolten.ch

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