Aus dem tiefen Wald nach Kappel

Chlausenzunft Wangen bei Olten: Am Sonntag, 1. Dezember weilen der Samichlaus, Schmutzli und sein Esel im Chlausehüsli, verteilen Nüsse und Mandarinen und hören sich Värsli an. «Ein stimmungsvoller Einstieg in den Advent», findet Zunftmeister Felix Büttiker.

Zunftmeister Felix Büttiker vor dem Zunftlokal der Chlausenzunft Wangen bei Olten, wo ein Chlaus aus Holz stets freundlich grüsst. (Bild: Franz Beidler)
Zunftmeister Felix Büttiker vor dem Zunftlokal der Chlausenzunft Wangen bei Olten, wo ein Chlaus aus Holz stets freundlich grüsst. (Bild: Franz Beidler)

Jeden ersten Adventssonntag machen sich der Samichlaus und sein Schmutzli mit ihrem Esel auf, um aus dem tiefen Wald, wo sie das Jahr über wohnen, zum Chlausehüsli oberhalb der Born- kapelle bei Kappel zu ziehen. Dort angekommen sitzt der Samichlaus einen Nachmittag lang vor dem Häuschen, verteilt Nüsse sowie Mandarinen und freut sich über die aufgesagten Värsli. Auch dieses Jahr verweilen Samichlaus, Schmutzli und Esel am Sonntag, 1. Dezember von 13.30 bis 15.30 Uhr im Kappeler Chlausehüsli. «Wir haben auch immer Rüebli dabei, welche die Kinder an den Esel verfüttern können. Das ist sehr beliebt», weiss Felix Büttiker. Er ist der Zunftmeister der Chlausenzunft Wangen bei Olten, die den Anlass organisiert. «Etwa je 10 Kilogramm Nüsse und Mandarinen verteilen wir an diesem Nachmittag.» Rund 150 Kinder erwartet er, dazu kommen noch Erwachsene. Auch Tee gibt es für alle. «Wir haben mit den Kindern schon Suppe gekocht, Lebkuchen verziert oder Ruten gebunden», erzählt Büttiker. Vor sechzehn Jahren organisierte die Chlausenzunft Wangen bei Olten den Anlass zum ersten Mal. Seither hat er sich im Kalender der Gemeinde etabliert und ist inzwischen über deren Grenzen hinaus beliebt. «Wir hatten schon Leute, die aus Langenthal angereist sind», erinnert sich Büttiker und führt aus: «Im Chlausehüsli können die Kinder für einmal den Samichlaus besuchen, damit werden Samichlaus und Schmutzli realer, weil die Kinder sie in ihrem Alltag sehen.» Oft wollten Kinder dann auch unter dem Jahr im Chlausehüsli nachsehen, ob der Samichlaus wohl zu Hause sei. «Das ist aber nur seine zeit- weilige Residenz, der Samichlaus lebt unauffindbar tief im Wald», erklärt Büttiker schmunzelnd. Für ihn ist der Anlass ein stimmungsvoller Einstieg in den Advent.

«Samichlaus braucht Erfahrung»

Büttiker selber war schon Samichlaus, bevor er mit seiner Familie nach Wangen zog. In Solothurn, wo er aufwuchs, gehörte er der IG Vorstadtchlaus an. In Wangen wollte er das Brauchtum weiter- hin pflegen und trat im Jahr 2002 der Chlausenzunft bei. In seinen ersten Jahren zog er als Schmutzli durch Wangen. «Samichlaus zu sein, braucht Erfahrung», erklärt er. Als ein Zunftkollege zum gemeinsamen Auftritt bereits im Schmutzlikostüm erschien, weil er diesen schon am Nach- mittag verkörpert hatte und sich nicht mehr umziehen wollte, zog sich eben Büttiker den langen, roten Mantel über. «Seither war ich eigentlich immer Samichlaus», erinnert er sich. 2005 über- nahm Büttiker die Koordination der Samichläuse und seit neun Jahren ist er Zunftmeister der Chlausenzunft. «Aktiv Samichlaus zu sein, bringt auch Schwierigkeiten mit sich», erklärt er. Für seine beiden inzwischen jugendlichen Söhne kam der Samichlaus immer schon am vierten Dezember. «Jeden sechsten Dezember hatte ich eine sehr, sehr wichtige Sitzung», erzählt Büttiker mit spitzbübischem Schmunzeln.

2’500 Briefe und 500 Chlausesäckli

«Wir sind dauernd auf der Suche nach neuen Leuten», sagt der Zunftmeister. Aktive Samichläuse stehen der Chlausenzunft momentan rund zehn zur Verfügung. «Plus ein paar Aushilfs-Chläuse», ergänzt Büttiker. Weit aufwendiger als der Nachmittag im Chlausehüsli sind die Familienbesuche, das eigentliche Kernvorhaben der Chlausenzunft. Etwa 2’500 Briefe mit Chlausen-Infos inklusive Anmeldeformular verschickt die Chlausenzunft an alle Haushalte in Wangen. Dann müssen die Besuche koordiniert werden. Schliesslich bereiten zehn Leute an einem Abend im Zunftlokal rund 500 Chlausesäckli vor. «Das ist dann Fliessbandarbeit», erzählt Büttiker schmunzelnd davon, wie Nüsse, Schokotaler und Mandarinen abgefüllt werden. Für ihn ist das untrennbar mit feierlicher Adventsstimmung verbunden.

Diplomatisches Fingerspitzengefühl

«Man sieht fast alles», fasst Büttiker seine Erfahrung mit den Familienbesuchen zusammen. «Manche Kinder verstummen vor Angst oder weinen laut los, andere freuen sich und hören nicht auf, zu reden.» Rund siebzig Familien wünschen sich jedes Jahr einen Chlaus von der Chlausen- zunft. «Die Nachfrage ist unverändert hoch.» Mit der Anmeldung haben sie dem Samichlaus mitgeteilt, wofür er das jeweilige Kind loben und wozu er es ermahnen soll. Aufräumen sei das meistgenannte Anliegen. Auch nicht geputzte Zähne und das Herumtrödeln beim Anziehen werden gerne angeprangert. «Unser Samichlaus straft nicht», hält Büttiker fest. «Die Rute oder dass der Samichlaus Kinder im Sack mitnehmen würde, haben im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr», findet er und fügt an: «Eine Aussenperspektive wirkt anders.» Dem Samichlaus glaubten die Kinder vielleicht eher, wenn sie etwas verbessern müssten. Beim Familienbesuch wird aber sowieso hauptsächlich gelobt: Viel Einsatz im Kindergarten oder Mithilfe im Haushalt wird ge- schätzt. «Die Familienbesuche erfordern diplomatisches Fingerspitzengefühl», weiss Büttiker. Und sie sorgen immer wieder für Anekdoten. «Raus geht nichts.» Die Familiengeschichten hört sich der Samichlaus geduldig an und nimmt sie dann mit zurück in den tiefen Wald.

Samichlaus im Chlausehüsli
Sonntag, 1. Dezember, 13.30 bis 15.30 Uhr
Beschilderung zum Chlausehüsli ab dem Parkplatz der Bornkapelle Kappel

<link http: www.chlausenzunft.ch>www.chlausenzunft.ch

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