Kein Land in Sicht

Gartenbauverein Olten und Umgebung: Fast täglich will jemand dem Gartenbauverein Olten und Umgebung beitreten. Was beneidenswert tönt, entpuppt sich als Zwickmühle: Dem Verein fehlt Land, um darauf zu gärtnern.

(v.l.) Anello Gullone (Vizepräsident), Luzia Schmid (Präsidentin) und Rolf Walser (Beisitzer) vom Gartenbauverein Olten und Umgebung. (Bild: Franz Beidler)
(v.l.) Anello Gullone (Vizepräsident), Luzia Schmid (Präsidentin) und Rolf Walser (Beisitzer) vom Gartenbauverein Olten und Umgebung. (Bild: Franz Beidler)

Es sei halt wirklich eine Oase, sagt Luzia Schmid seufzend, als sie auf dem Parkplatz steht und über die Gartenanlage Kohliweid blickt. Zwischen zwei Waldrändern auf einer Hügelkuppe oberhalb von Starrkirch-Wil liegen die Schrebergärten des Gartenbauvereins Olten und Umgebung. Die ersten warmen Sonnenstrahlen des noch jungen Frühlings tauchen die Anlage an diesem Nachmittag in ein weiches Licht. Ausser den Gesprächen von den wenigen Spaziergängern auf dem Feldweg ist es still. Die Idylle ist vollkommen. Nur darin eintauchen kann Schmid nicht. «Mehr als siebzig Leute stehen momentan auf der Warteliste und mit dem Frühling werden es mehr», erklärt die Präsidentin des Gartenbauvereins Olten und Umgebung. Seit fünf Jahren hält die 59-Jährige das Amt inne, im Verein ist sie seit fünfzehn Jahren. Auf der Liste führt sie jene, die sich um einen Schrebergarten auf der Kohliweid bewerben. Weil die sechzig Parzellen der Gartenanlage bereits seit Jahren vergeben sind, muss sie immer wieder Absagen erteilen, «allein heute waren es zwei.» Das tue ihr jeweils Leid. Vizepräsident Anello Gullone erklärt: «Manche haben hier seit über vierzig Jahren einen Garten.» Der 69-jährige Oltner ist seit mehr als zwanzig Jahren im Verein. Die langjährigen Gärtnerinnen und Gärtner auf der Kohliweid haben über die Jahre ein inniges Verhältnis entwickelt. Man kennt sich, man schätzt sich. «Gelebte Integration», nennt es die Präsidentin. Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund, vom Einwanderer bis zum Chirurgen, pflegten einen freundschaftlichen Umgang.

«Sie wollen einfach einen Garten»

«Die Leute haben sich verändert», sagt Rolf Walser. Der 71-jährige Oltner ist seit siebzehn Jahren im Gartenbauverein und als Beisitz im Vorstand. Dabei meint er nicht die Alteingesessenen, sondern jene wenigen, die es von der Warteliste zu einer eigenen Parzelle geschafft haben. «Für das Vereinsleben interessieren sich viele Junge kaum noch, die wollen einfach einen Garten», beobachtet Walser. Schrebergärten sind in Mode, sich in einem Verein einzubringen, weniger. Trotzdem organisiert der Gartenbauverein Olten und Umgebung alle zwei Jahre eine Vereinsreise. «Im Mai fahren wir ins Appenzell», erzählt Präsidentin Schmid. Und im Herbst findet auf der Kohliweid für die 179 Mitglieder ein Oktoberfest statt. Das umfassende Kurswesen wurde mangels Anmeldungen ausgesetzt. «Nur der Kompostierkurs stiess noch auf grosses Interesse», weiss Schmid. Der sei aber nur einmal interessant.

Das «Horrorjahr 2018»

Der Landmangel des Gartenbauvereins verschärfte sich vor zwei Jahren: «2018 war unser Horrorjahr», erzählt Schmid. Neben der Kohliweid, die dem Verein gehört, hatte er damals noch eine Anlage in der Trimbacher Rankwog gepachtet. Als die Behörden 2018 die Richtwerte für Bodenproben anhoben, wurde das dortige Gelände auf einen Schlag für giftig erklärt, denn vor den Gärten hatte es eine Mülldeponie beherbergt. «Wir hatten dreissig Jahre lang Salat aus diesem Boden gegessen», sind Schmid, Gullone und Walser bis heute fassungslos. Die Gartenanlage musste geschlossen werden und der Gartenbauverein verlor dreissig Parzellen oder einen Drittel seiner Gärten. «Seither sind wir auf der Suche nach neuem Land», erklärt die Präsidentin. Sie habe sich schon in Dulliken, Däniken, Trimbach, Winznau, Olten, den SBB und mehreren Bauern erkundigt. Bisher ohne Erfolg. Also wächst die Warteliste weiter.

Ein Topf und ein Sack Erde

Ein Trost für jene auf der Warteliste mag sein, dass sich mit einem Topf, einem Sack Erde und einem Balkon das Gärtnergefühl nachempfinden lässt. «Der Topf sollte einen Durchmesser von etwa 50 Zentimeter haben», erklärt Schmid. Das Wichtigste sei aber die Erde: «Sie sollte mit Kompost angereichert sein und nicht mit künstlichem Dünger, also ja nichts chemisches.» Stangenbohnen, Peperoni, Gurken oder Tomaten würden sich gut für die Balkonpflanzung eignen. «Wenn es Tomatensetzlinge im Laden zu kaufen gibt, dann ist es auch in Ordnung, sie im Topf zu setzen», weiss Gullone. Und Salat lasse sich das ganze Jahr über setzen. «Endivien, Nüssler oder Zuckerhut sind winterfest.» Schmid empfiehlt auch Säulenobstbäume. Ein solcher steht auch auf ihrem Balkon. Kürzlich habe sie ihre erste Aprikose geerntet. «Auf dem Balkon zu gärtnern, ist auch gut geeignet, um Kindern die Welt der Pflanzen näherzubringen.»

www.vdgv.ch/gartenbauverein-olten-und-umgebung

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