«Das Imkern ist in Mode»

Bienenzüchterverein Olten Mit dem Frühling fliegen die Bienen wieder aus. So beginnt nun auch für den Bienenzüchterverein Olten und Umgebung die neue Saison.

Peter Amrein, Präsident des Bienenzüchtervereins Olten, vor dem Bienenlehrstand an der Aare in Boningen. (Bild: Franz Beidler)
Peter Amrein, Präsident des Bienenzüchtervereins Olten, vor dem Bienenlehrstand an der Aare in Boningen. (Bild: Franz Beidler)

Summt es monoton vom Baum im Garten, der Hauswand neben dem Balkon oder dem Sims vor dem Küchenfenster, dann ist schnell klar: Ein Bienenschwarm ist auf dem Durchflug. Im Frühsommer teilen sich Bienenvölker auf und suchen ein neues Zuhause. «Sich auszudehnen, ist der natürliche Trieb der Bienen», weiss Peter Amrein, Imker, Bieneninspektor und seit neun Jahren Präsident des Bienenzüchtervereins Olten. «Aggressiv sind diese Schwärme aber in der Regel nicht», beruhigt er, «schliesslich wollen sie ja schwärmen.» Trotzdem sollten Betroffene einen Imker aufbieten. «Sobald sich die Bienen gesetzt haben, können wir sie einfangen», erklärt Amrein. Das ist gelungen, wenn die Königin in eine Kiste gepackt ist. «Der Schwarm folgt ihr dann.» Nach zwei bis drei Tagen kann er an einem neuen Ort angesiedelt werden. «Die Bienen brauchen Zeit, um ihre Festplatte zu löschen», erklärt Amrein, «sonst kehren sie wieder an ihren alten Platz zurück.» Selber sorgt er für rund dreissig Bienenvölker. «Das sind eher viele», vergleicht er. Die Mitglieder im Bienenzüchterverein Olten würden im Durchschnitt jeweils etwa zehn Völker halten. «Da ich pensioniert bin, nehme ich mir die Zeit gerne», erklärt der 64-Jährige. Etwa eine Stunde pro Woche wendet er für jedes seiner Völker auf. Imker zu werden, war für ihn eine bewusste Entscheidung: «Als Sozialarbeiter habe ich erlebt, dass Pensionäre üblicherweise nichts Neues mehr beginnen.» Also machte er sich bereits Mitte der Nuller Jahre auf die Suche nach einer Beschäftigung für den Ruhestand. «An einem Adventsfenster im Jahr 2004», erinnert er sich, «kam ich mit jemandem vom Bienenzüchterverein ins Gespräch.» Da war Amreins Interesse geweckt. Im darauffolgenden Frühling besuchte er den Imkerkurs und trat dem Bienenzüchterverein bei. 2009 liess er sich zum Bieneninspektor ausbilden. «Als Inspektor arbeite ich trotz meiner Pension weiter», meint Amrein schmunzelnd.

Über den Imkerkurs in den Verein

So wie der heutige Präsident gelangen Viele über den Imkerkurs an den Bienenzüchterverein. «Mit dem Aufruhr um das Bienensterben ist das Imkern in Mode gekommen», beobachtet Amrein. Der Kurs sei jeweils schnell ausgebucht und der Bienenzüchterverein so in den letzten Jahren stetig gewachsen. Heute besteht er aus gut sechzig Mitgliedern. «Unser Verein lebt», ist das freudige Fazit des Präsidenten. Gleichzeitig warnt Amrein aber vor Übermut: «Bienen sind Tiere und brauchen Pflege.» Auf dem Balkon mal eben einen Bienenstock aufzustellen, sei trotz bester Absichten keine gute Idee. «Oft fehlt es an Fachwissen», weiss Amrein und empfiehlt den zweijährigen Imkerkurs des Bienenzüchtervereins. «Für das erste Jahr wird auch noch kein eigenes Volk benötigt.»

Der eigene Bienenlehrstand

Ausserdem organisiert der Bienenzüchterverein einen monatlichen Imkerhöck. Dabei kommen die Mitglieder im Bienenlehrstand an der Aare in Boningen zusammen, den der Verein vor zwei Jahren in Betrieb nehmen konnte. Die Gemeinde Boningen, der das Grundstück gehört, hat die Nutzung mit einem Bildungsauftrag verbunden. «Ein eigentliches Vereinslokal ist der Bienenlehrstand deshalb nicht», erklärt Amrein. Die Generalversammlung oder der jährliche Familienanlass fänden jeweils andernorts statt. Um Wissen weiterzugeben, seien die Räumlichkeiten aber ideal. Für die Jüngsten bietet der Bienenzüchterverein über den Ferienpass der umliegenden Gemeinden Kurse im Bienenlehrstand an oder empfängt dort Schulklassen. Und für seine Mitglieder organisiert er da eben jeden Monat den Imkerhöck. Nach einem kurzen Vortrag zu einem Thema der Bienenzucht öffnet sich dabei die Runde jeweils der Diskussion. «Die Imkerei ist eigentlich sehr individuell», sinniert Amrein. Umso wichtiger sei der fachliche Austausch.

«Honig ist nicht immer gleich»

Themen wie das Bienensterben oder die gezielte Zucht von bestimmten Eigenschaften würden oft diskutiert. «Chemische Pflanzenschutzmittel oder maschinelle Landwirtschaft bereiten den Bienen Mühe», weiss Amrein. Da sei der Dialog mit den Landwirten wichtig, schliesslich wolle niemand auf den Honig verzichten müssen. Jenen, den Amrein von seinen dreissig Völkern erwirtschaftet, verkauft er in einem Hofladen in Boningen. «Etwa zwölf Rappen», beziffert er seinen Stundenlohn als Imker mit einem Lächeln. In guten Jahren berappe ihm der Gewinn eine Ferienreise, in schlechten zahle er drauf. Honig sei nicht jedes Jahr gleich, sogar das Gewicht könne variieren. Grossverteiler halten diese Illusion aufrecht, indem sie aus verschiedenen Chargen die immer gleiche Mischung kreieren. Direkt vom Imker gekauft, sei der Honig dagegen so, wie die Bienen ihn produzierten, erklärt Amrein. «Honig ist Vertrauenssache.»

www.bienen-so.ch/vereine/olten

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