Andere Art der Schweigepflicht

St. Nikolaus-Gruppe Olten Seit elf Jahren findet in Olten jährlich das Aussenden des St. Nikolaus statt. Der Präsident der St. Nikolaus-Gruppe Olten, Robert Käppeli, erzählt von den Freuden und Herausforderungen seiner Aufgabe.

Besucht Familien und Kinder rund um Olten, Robert Käppeli. (Bild: clh)
Besucht Familien und Kinder rund um Olten, Robert Käppeli. (Bild: clh)

In jedem Jahr findet in Olten die «St. Nikolaus-Aussendung» statt. Beim traditionellen Anlass begleiten Kinder und Erwachsene den Samichlaus mit Glockengeläut durch die Stadt via Stadtkirche zur St. Martinskirche. Später trifft man sich im Bibliothekssaal, wo die Kinder dem Samichlaus ihr «Versli» vortragen können. Organisiert wird die St. Nikolaus-Aussendung auch in diesem Jahr von der im Jahr 2000 gegründeten St. Nikolaus-Gruppe Olten, welche auch die Kinder- und Familienbesuche organisiert. Seit der Gründung des Vereins ist Robert Käppeli der Präsident der Gruppe. «Die Vorbereitungen für die Kinder- und Familienbesuche beginnen für mich schon im Oktober», erklärt Käppeli. Von da an nimmt Robert Käppeli Anmeldungen für einen Samichlaus-Besuch entgegen, bereitet die St. Nikolaus-Aussendung vor und organisiert die rund 34 Mitglieder der St. Nikolaus-Gruppe. «Die Aufgabe bedeutet für mich eine grosse Anstrengung. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Anstrengung, die mich ermüdet, sondern um eine, die mich zufrieden und glücklich macht», so Käppeli.

Keine Frage der Religion

Die Familien besucht Robert Käppeli im Bischofsgewand. Dabei spiele es keine Rolle, ob er einen katholischen, reformierten oder muslimischen Haushalt besuche. «Der St. Nikolaus aus der Legende besuchte schliesslich auch alle Kinder, egal welcher Religion sie angehörten. Also machen wir da auch keine Unterschiede. Wir von der St. Nikolaus-Gruppe sind konfessionell und politisch neutral», so Käppeli. Auf der Anmeldung müsse deshalb nicht angegeben werden, welcher Religion man angehöre. «In erster Linie war St. Nikolaus kein Bischof sondern ein grosszügiger und ein guter Mann, der den Kindern Gutes tun wollte. Genau dieses Bild wollen wir den Kindern vermitteln.»

Grosses pädagogisches Geschick

Das Ziel der St. Nikolaus-Gruppe sei laut Käppeli schnell erklärt. «Wir wollen den St. Nikolaus als wohlwollenden, weisen alten Mann und Freund darstellen und Jung und Alt durch unseren Besuch im traditionellen Bischofsgewand erfreuen.»

Dabei werde man auch mit schwierigen Situationen konfrontiert. «Als Samichlaus erhält man einen sehr tiefen Einblick in das Leben völlig fremder Familien. Natürlich merkt man auch manchmal, dass die Verhältnisse zwischen Kindern und Eltern nicht ganz in Ordnung sind», so Käppeli. Um sich in einer solchen Situation richtig zu verhalten, benötige man ein grosses, pädagogisches Geschick. «Ich versuche als Samichlaus hin und wieder zwischen Kindern und Eltern zu verhandeln, richtig einmischen darf ich mich natürlich nicht», erklärt Käppeli. So habe beispielsweise einmal ein Kind den Text seines «Verslis» vergessen und habe es ihm deshalb nicht vortragen können. «Die Eltern wurden sehr ungeduldig mit dem Kind und setzten es unter Druck», so Käppeli. Er wies die Eltern deshalb an, das Zimmer zu verlassen und besprach mit dem Kind allein, dass es das «Versli» aufschreiben solle und ihm per Post zukommen lassen sollte. «Ich habe dann auch bald Post von dem Kind bekommen. Am Schluss vom Brief bedankte sich das Kind bei mir, das war sehr rührend.» Robert Käppeli bekommt oft Post von dankbaren Kindern und auch Eltern. «Ich finde es sehr schön, positive Rückmeldungen zu bekommen. Dann weiss ich, dass sich mein Besuch bei den Familien gelohnt hat und die Freude nicht nur auf meiner Seite war.»

Samichlaus werden

Wichtig für alle Mitglieder der St. Nikolaus-Gruppe sei das regelmässige Gespräch. «Als Samichlaus erlebt man sehr viel, daher ist es unabdingbar, dass man sich auch untereinander austauschen kann», weiss Käppeli. Dabei sei es jedoch wichtig, dass die Privatsphäre der besuchten Familien nicht gefährdet werde. «Als Samichlaus untersteht man einer Art Schweigepflicht, diese einzuhalten ist Ehrensache.»

Samichlaus sein ist in Käppelis Augen eine sehr schöne aber auch anspruchsvolle Arbeit. «Deshalb begleitet jeder, der Samichlaus werden will zuerst einen erfahrenen Samichlaus mindesten sechs Mal als Schmutzli bei einem Hausbesuch.» Im anschliessenden Gespräch merke man sehr schnell, ob jemand das Zeug zu einem guten Samichlaus habe. «Bisher erwies sich aber niemand als vollkommen ungeeignet.»

Einnahmen werden gespendet

Wichtig ist für Robert Käppeli, dass die St. Nikolaus-Gruppe Olten keine Einnahmen für sich behält. «Wir von der St. Nikolaus-Gruppe wollen uns am Verein nicht bereichern. Einzig unsere Kostüme werden aus den Einnahmen finanziert.» Überschüssiges Geld werde gespendet. «Schlussendlich wollen wir in erster Linie Gutes tun.»

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