Aufgalopp in vergangene Zeiten

Schweizer Kavallerie Schwadron SKS 1972 Am 15. September, 40 Jahre nach deren Auflösung, gedenkt der Verein «Schweizer Kavallerie Schwadron 1972» mit einem grossen Fest der berittenen Truppengattung. Auch das Oftringer Mitglied Armin Hofer wird am - Defilee am 15. September mitreiten.

Hans Christen (Mitte, mit Bart beim Brunnen) und Armin Hofer (links aussen auf dem Pferd) bei einem Auftritt in Stetten am kalten Markt in Deutschland im Oktober 2010 anlässlich der 100-Jahr-Feier des Waffenplatzes Heuberg. ZVG)
Hans Christen (Mitte, mit Bart beim Brunnen) und Armin Hofer (links aussen auf dem Pferd) bei einem Auftritt in Stetten am kalten Markt in Deutschland im Oktober 2010 anlässlich der 100-Jahr-Feier des Waffenplatzes Heuberg. ZVG)

Der Schweizer Kavallerie dienen zu dürfen sei eine Ehre, aber auch mit grosser Verantwortung verbunden gewesen, sind sich sowohl der ehemalige Präsident, Ehren- und OK-Präsident des Anlasses, Hans Christen und das Oftringer Vereinsmitglied, Armin Hofer einig. «Mit18 Jahren musste ein Leumundszeugnis ausweisen, dass der angehende Dragoner in der Lage ist, den «Eidgenossen», wie das von der Armee gestellte Pferd genannt wurde, zu versorgen», erklärt Hans Christen. So wohnten die meisten angehenden Kavalleristen auf einem Bauernhof, bei welchem das Pferd korrekt eingestallt, aber auch für die Arbeit eingesetzt werden konnte. Zudem verpflichtete sich jeder Reiter ausserdienstlich Mitglied eines Reitvereins zu werden, damit sowohl Pferd wie auch Reiter trainiert blieben. Einst habe die Armee jährlich rund 700 Pferde im Ausland eingekauft, welche allesamt dieselbe Ausbildung durchliefen und danach den jungen Männern am Ende der Rekrutenschule «verkauft» wurden. Bei einer «Schatzig» konnte jeder Soldat mitbieten und so sein Pferd ersteigern. Die Hälfte des Betrages wurde vom Rekruten, die andere Hälfte von der Armee getragen. Die Reiter waren in drei Gewichts- und Grössenkategorien aufgeteilt: leicht, allgemein und schwer. Nach diesen Kategorien wurde auch das Pferd zugeordnet, schliesslich gab es neben Reiter noch zusätzliche Kilos an Material für das Tier zu tragen.

Mit 72 Jahren noch immer hoch zu Ross

 

«Ich bin nicht auf einem Bauernhof gross geworden, bekam jedoch die Möglichkeit bei einem Kavalleristen mein Pferd unterzustellen», erzählt der in Rothrist aufgewachsene Hofer. 1961 absolvierte er mit 20 Jahren seinen ersten WK und nach acht WKs mit 30 Jahren seinen letzten. Während dieser Zeit begleiteten ihn drei Pferde. «Das erste Pferd musste ich zurückgeben, da es sich nicht als Zugpferd für meine Arbeit in der Mehlmühle Brittnau eignete», erzählt der ausgebildete Bauer Hofer. Denn schliesslich wurden die Pferde neben ihrer Diensttätigkeit in der Armee auch für die Arbeiten zu Hause eingesetzt. Danach folgte eine weitere Stute und zuletzt ein «Irländer», der jedoch den letzten WK ohne seinen Meister Armin Hofer absolvieren musste, denn sowohl Reiter, wie auch Pferd hatten je acht WKs zu leisten. Noch heute mit 72 Jahren ist Wachtmeister Hofer den Vierbeinern und dem Reiten nicht müde geworden. «Wenn man vom Pferdevirus einmal infiziert ist, lässt er einen nicht mehr los», erklärt Hofer lachend. So reitet er auch heute noch an Dragonerturnieren mit.

Uniform stets griffbereit

 

Der 62-jährige OK-Präsident des Gedenkanlasses, Hans Christen, wuchs ebenfalls in Rothrist auf und absolvierte seinen ersten WK mit Armin Hofer. Damals sei es üblich gewesen, dass der Hauptmann einmal jährlich eine unangemeldete Inspektion von Heim und Hof unternommen habe, erzählt Christen. Somit wusste der Hauptmann über seine Männer und deren Familien gut Bescheid. Die Kavalleristen kannten einander und verbrachten neben den Diensttagen auch viel Zeit, beispielsweise im Kavallerieverein Zofingen, miteinander und trafen sich in den Sommermonaten an den Springkonkurrenzen und Dressurprüfungen. «Als Kavallerist hatte man die Uniform stets griffbereit, so trug man diese auch an den Turnieren», erzählt der vierfacheFamilienvater Christen stolz.

Verein soll Werte erhalten

 

1995 gründeten ehemalige Dragoner den Verein «Schweizer Kavallerie Schwadron 1972» mit dem Ziel, die Werte der Dragoner zu erhalten. Der Verein zählt 370 Mitglieder, wovon 110 Aktivmitglieder sind, die an Paraden mit Original-Uniformen und -Material und selbstverständlich Pferden mitreiten können. «Beim Verein handelt es sich um eine anerkannte militärische Gesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, sich originalgetreu wie im Jahr 1972 zu kleiden und zu verhalten», erklärt Christen und fügt an: «Aufgrund dieses geschichtlichen Schwerpunkts ist es nicht möglich, Frauen im Verein aufzunehmen». Interessierte absolvieren jeweils ein Probejahr und werden vom Verein entsprechend eingekleidet. «Die Auflösung der Kavallerietruppe und die Umschulung von mehr als 1000 Männern ist rückblickend ein schmerzliches Ereignis gewesen», erinnert sich Christen. Gerade deshalb sei es so wichtig, die Werte und Traditionen der Dragoner zu erhalten.

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