Bessere Überlebenschancen durch Laienhelfer und Defis
Herzstiftung Olten Die Oltner Stiftung rund um Kardiologie-Pionier Prof. Dr. Hugo Saner lancierte letzte Woche das Herznotfall-Projekt «5/50/5», das die Überlebens- chancen bei einem Herzstillstand ausserhalb des Spitals um ein 10-faches erhöhen soll.

Warum die neue Herznotfallkampagne «5/50/5» letzten Mittwoch im Oltner Stadthaus vorgestellt wurde, beantwortete der anwesende Stadtpräsident Martin Wey gleich selbst: Die Politik müsse sich vermehrt mit dieser Thematik auseinandersetzen, damit in Zukunft erfolgreich Leben gerettet werden können. Als zentrales Gebäude nimmt daher das Stadthaus seit neustem eine Vorreiter- rolle ein und verfügt über einen öffentlich zugänglichen Defibrillator (AED) vor seinem Eingang. Der zweite öffentliche AED lässt sich ebenfalls auf der linken Aareseite beim Stadttheater finden.
Netz von öffentlichen AED ausbauen
Solch öffentliche Defis sind laut der Herzstiftung Olten bitter nötig. Denn der Faktor Zeit sei entscheidend, betont Kardiologe und Gründer der Oltner Herzstiftung Prof. Dr. Hugo Saner.
Bei einem Herzstillstand sollte das Hirn nicht länger als fünf Minuten ohne Sauerstoff sein, um neurologische Schäden zu vermeiden. Stationäre AED’s sind jedoch meist im Innern von Gebäuden zu finden und daher nachts nicht zugänglich. «Wir möchten deshalb Firmen, Schul- häuser und sonstige Institutionen motivieren, ihre Defis öffentlich zugänglich zu machen und so unsere Herzkampagne «5/50/5» zu unterstützen», sagt Stiftungsrat Dr. Rudolf Stäubli. Denn nur so kann das ambitionierte Projektziel, die Überlebenschancen beim Herzstillstand ausserhalb des Spitals innerhalb der nächsten fünf Jahre von 5 auf 50% zu erhöhen, sprich von 5 auf 50 in 5, erreicht werden.
«Wir kommen oft zu spät»
Doch was helfen öffentliche Defis, wenn sie nicht benutzt werden. Die Kampagne fördert daher auch den Einsatz von Laienhelfern, sogenannten First Respondern. «Der Rettungsdienst kommt vielfach nicht schnell genug zum Patienten. Jedoch könnten Hilfemassnahmen innerhalb der ersten zehn Minuten am meisten bewirken», erklärt Dr. Oliver Reisten, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Solothurner Spitäler SOH. Deshalb setzt der Solothurner Rettungsdienst seit Anfang 2000 auf die Partnerschaft mit regionalen Feuerwehren und sonstigen Blaulicht- organisationen. Per Notruf 144 werden somit nicht nur die Rettungssanität, sondern auch ausgebildete Feuerwehrleute in der Umgebung alarmiert. Dadurch habe die Überlebenschance bei einem solchen Herzstillstand zwar zugenommen, jedoch kann auch dieses System durch weitere Massnahmen verbessert werden, wie die Gegenüberstellung mit dem Kanton Tessin verdeutlicht. Denn verglichen zu der bisherigen 0 bis 10%-igen Überlebenschance in der Region Olten, übersteht in der südlichen Schweiz die Hälfte der Betroffenen einen Herzstillstand ausserhalb des Spitals. Via Smartphone-App werden im Tessin freiwillige Laienhelfer oder Samariter über Notfälle in ihrer Umgebung unterrichtet und können spontan Hilfe leisten. Das App weist überdies den Weg zum nächsten AED. Mittlerweile sind über 3’000 sogenannte First Responder im Kanton Tessin gemeldet. An diesem Modell will sich nun der Kanton Solothurn orientieren. Auch umliegende Regionen wie die Kantone Aargau oder Baselland sollen dabei miteinbezogen werden.
70% der Herzstillstände zu Hause
Bis November 2017 soll bereits ein dichtes Netz von Defis und Laienhelfern bestehen. Wichtig sei ein solches unter anderem auch, weil 70% der Herzstillstände nicht im beobachteten Raum, sondern in den eigenen vier Wänden auftreten, stellt Prof. Dr. Hugo Saner klar. First Responder würden in einem solchen Fall durch das Alarmierungs-App informiert und könnten einen öffentlichen AED in die Wohnung des Betroffenen bringen. Das System basiert auf vollständiger Freiwilligkeit. Um ein registrierter First Respondern zu sein, muss ein entsprechender Einführungs- kurs auf eigene Kosten absolviert werden. Nebst den Laienhelfern will die Herzstiftung mit Infokampagnen auch die breite Öffentlichkeit animieren, in einem Notfall zu helfen und zu den öffentlichen Defis zu greifen. «Denn falsch machen können Sie nichts - nichts zu tun, das wäre falsch», stellt Dr. Oliver Reisten vom Rettungsdienst klar. Durch die neue Kampagne in enger Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst der SOH, der kantonalen Alarmzentralen, den umliegenden Kantonen und dem Schweizerischen Samariterbund rechnet die Herzstiftung Olten mit 25 bis 30 Personen mehr pro Jahr, die bei einem Herzstillstand ausserhalb des Spitals ohne Hirnschäden gerettet werden können.
<link http: www.herzstiftung-olten.ch>www.herzstiftung-olten.ch