Ein offenes Ohr für alle
SRK Olten «Jenen helfen, die Hilfe brauchen» ist das Motto des 117-jährigen Vereins. Die Oltner Sektion des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) ist für alle da: von jung bis alt und dies in allen erdenklichen Lebenslagen. Ein Anruf genügt.

Fröhliches Lachen ist aus dem Wohnzimmer von Hannah Müller* zu hören. Es wird gejasst. Müller ist dement. Sie lebt in einem Zweigenerationenhaus mit ihrer Tochter. Für die Tochter wird die rund um die Uhr Betreuung etwas zu viel. Ihre Mutter in ein Heim zu schicken kommt für sie aber nicht in Frage. Das Schweizerische Rote Kreuz hilft: Vreni Studer* lernte die 90-jährige Jassserin im Rahmen des Angebotes «Besuchs- und Begleitdienst» des SRK Olten kennen. Obwohl sie sich anfänglich nicht zutraute, das Jassen zu erlernen, lernte ihr die demente Frau die Kunst des Kartenspiels – seither jassen die Zwei regelmässig. Eine Freundschaft entstand. Dies ist nur eine Geschichte von unzähligen, die das Leben rund um den Verein SRK Olten schreibt.
Vreni Studer* ist eine von rund 235 freiwilligen Helferinnen und Helfer aus der Umgebung, die sich im Namen des SRK Olten für ältere und kranke Menschen, Alleinerziehende oder für Familien mit kleinen Kindern engagieren.
Der Fahrdienst macht mobil
Allgemein bekannt ist der Fahrdienst des SRK: Für einen Unkostenbeitrag chauffieren Freiwillige ihre Fahrgäste an die Zieldestination und zurück. So bleiben alle, auch im Alter, bei Krankheit oder Behinderung, mobil. Die Regionalstellenleiterin Renata Pfeiler freut sich über die gute Nutzung des Angebots: «Viele Menschen werden mit dem Alter einsamer. Ohne Mobilität ist es ihnen fast unmöglich Verwandte oder Freunde zu besuchen. Geld für das Taxi oder den Zug ist oftmals nicht vorhanden. Dank dem Fahrdienst gewinnen die Menschen die Mobilität zurück und können ihre sozialen Kontakte pflegen.» Oder manchmal fehle beispielsweise ein Fahrzeug oder eine Begleitperson für einen wichtigen Arzttermin.
Viele der freiwilligen Helferinnen und Helfer sind pensioniert. «Sie freuen sich neue Menschen kennen zu lernen und eine gute Tat zu vollbringen», sagt Pfeiler. Auch Menschen auf der Suche nach einem Erwerb helfen gerne vorübergehend. Die meisten Angebote basieren somit auf einer Win-win-Situation für alle Beteiligten.
SRK – Anlaufstelle für alles
Die Regionalstelle SRK Olten ist laut der Mitarbeiterin Luzia Stocker Anlaufstelle für alles Mögliche: «Anfragen nach Tagesmüttern, Bildungsfragen, Kinderbetreuung, Fragen rund um die Berufswahl oder bei finanziellen Problemen – wir haben für alle ein offenes Ohr.»
Die zehn Mitarbeiter des SRK Olten können zwar nicht immer weiterhelfen, doch zumindest die richtige Kontaktstelle vermitteln. Das SRK Olten ist bekannt für ihr grosses Bildungsangebot im Bereich Gesundheit und Pflege. Die Kurse leiten jeweils Fachexperten zu Themen wie beispielsweise «Pflegen zu Hause, pflegende Angehörige», «Erziehung und Gesundheitsförderung», «Babysitting - ein Vertrauensjob» oder der Lehrgang «Pflegehelfer/-in SRK».
Neu bietet das SRK einen Lehrgang in «Palliative Care» an. Der Kurs ist für Menschen gedacht, die Schwerkranke und Sterbende in der letzten Lebensphase begleiten möchten. Die Nachfrage für den Lehrgang ist, laut Stocker, enorm. Den «Besuchs- und Begleitdienst» möchte das SRK Olten ebenfalls ausbauen, denn das Angebot leiste einen wichtigen Beitrag für das selbstbestimmende Leben. Viele ältere Menschen hätten aber Angst, unbekannte Freiwillige in ihrem Haus zu empfangen, erzählt Renata Pfeiler. Deshalb gehe sie als Regionalstellenleiterin beim ersten Treffen mit und stellt die erfahrene Helferin vor.
Angebote entstehen aus Bedürfnissen
Als Hilfsorganisation ist es wichtig, dass sich das Angebot den sich stets wandelnden Bedürfnissen anpasst. Der Verein SRK Sektion Olten wurde am 29. März 1895 mit dem folgenden Zweck gegründet: «Organisation der freiwilligen Helfer bei Kriegsfall oder im Friedensfall bei Nothilfe.» Heute hilft die Non-Profit-Organisation SRK den Menschen in allen möglichen Lebenslagen: Ausgebildete Fachkräfte unterstützen Mütter in schwierigen Situationen, betreuen kranke Kinder oder greifen der Mutter unter die Arme, wenn diese beispielsweise ein Bein gebrochen hat. In Kursen lernen Mädchen den «Geheimcode» ihres Körpers kennen, üben sich in Selbstverteidigung oder erlernen Schminktipps. Im Kurs «Chili - Konstruktive Konfliktbearbeitung» lernen Kinder im Rahmen des Schulunterrichts Konflikte gewaltlos auszutragen. Der SRK öffnet zudem Migrantinnen und Migranten sowie Asylsuchenden die Türen zum Gesundheitswesen mit Kursen und Informationsmaterialien und ermuntert sie Deutsch zu lernen.
Finanzieller Zustupf
Kanton und Stadt unterstützen das SRK Olten mit einem finanziellen «Zustupf». Dieser reicht, der Regionalstellenleiterin Pfeiler zufolge, noch lange nicht aus, um alle Projekte zufinanzieren. «Ohne freiwilliges Engagement und Spenden wäre es unmöglich, die Menschen aus der Region in allen Lebenslagen zu unterstützen», sagt Pfeiler. An Ideen für neue Projekte mangelt es nicht. Gross sei die Nachfrage nach Unterstützung. «Laufen Sie doch für unsere Projekte am diesjährigen 2h-Lauf», sagt Renata Pfeiler voller Vorfreude.
*Namen erfunden