«Eine Diskussion ist unnötig»
Quartierverein Olten Südwest Im April wurde der Quartierverein Olten Südwest gegründet. Die Vorstandsmitglieder Samuel Weiss und Jonas Däster erklären, wieso eine direkte Über- oder Unterführung in die Oltner Innenstadt notwendig ist.

Der Aufstieg ist beschwerlich, mit Absatzschuhen im Speziellen, denn das Kies unter den Füssen gibt ständig nach. Doch noch risikoreicher ist der Abstieg, bei welchem insbesondere Frau sich konzentrieren und ständig das Gleichgewicht suchen muss. Gemeinsam mit Samuel Weiss, Präsident des Quartiervereins Olten Südwest, und dem Presseverantwortlichen Jonas Däster gehe ich einen möglichen Weg vom Quartier Olten Südwest in die Innenstadt. Neben der Rötzmatt-Tunneldurchquerung ist dies der Kieshang, der hoch zum Gheidweg führt und über die Brücke den Anschluss an die Stadt Olten ermöglicht.
«Überquerung ist kein Luxus»
«Ich arbeite in St. Gallen und reise somit täglich via Bahnhof Olten. In der Regel fahre ich mit dem Fahrrad, denn zu Fuss benötigt man gute 15 Minuten und der Anschluss vom Hammer Bahnhof ist ebenfalls nicht ideal. Auch mit dem Bus muss ich, im Vergleich zum Velo, die Wohnung
15 Minuten früher verlassen», zeigt Jonas Däster auf und fügt an: «Deshalb ist es uns ein Anliegen, dass eine Überführung oder ein Tunnel direkt zum Bahnhof Hammer so schnell wie möglich gebaut wird. In welcher Version ist uns egal. Wir haben nun jedoch gehört, dass für den Kieshang vonseiten von Parlamentsmitgliedern der Vorschlag einer Treppe laut wurde. Für uns ist dies jedoch keine Option.» Grosseinkäufe tätigen beide Bewohner mit dem Auto im Sälipark. «Kleinere Einkäufe sind auch mit dem Fahrrad möglich», so Däster. Für Vereinspräsident Samuel Weiss ist die Diskussion sogar unnötig: «Es sollte nicht diskutiert werden, ob eine Überführung zum Bahnhof Hammer nötig ist, sondern wann sie gebaut wird, schliesslich zählt das Quartier Olten Südwest momentan rund 500 Bewohner. Mit dieser grossen Anzahl dürfte ein Anschluss kein Luxus sein.» Man werde die Gespräche im Parlament weiterverfolgen und auch versuchen, durch einzelne Parteien eine Stimme zu bekommen. «Schön wäre es, wenn auch die Stadt Olten mit uns das Gespräch suchen würde», sind sich die beiden einig. «Bereits haben wir den Kontakt mit IG Velo Region Olten hergestellt. Ausserdem sind auch die Gewerbetreibenden in Olten Südwest, wie das Coffeehouse Bloomell, das gleichzeitig unser Vereinslokal ist, sehr an einer direkten Anschlusslösung in die Oltner Innenstadt interessiert», erklärt Samuel Weiss.
Den Olten Südwest Anwohnern eine Stimme geben
Am 20. April wurde der Quartierverein Olten Südwest von fünf Vorstands- und weiteren sechs Mitgliedern gegründet. «Die Siedlung wird grösstenteils von jungen Menschen bewohnt, die in der Regel nicht sonderlich viel Erfahrung mit Mieterfragen haben. Zudem waren auch die Gemein- schaft und der soziale Aspekt Gründe für die Vereinsgründung», erzählt Vereinspräsident Samuel Weiss und fügt an: «Im Weiteren wollten wir uns als Bewohner von Olten Südwest auch in der Frage Überführung einbringen.» Es gehe primär darum, das Zusammenleben zu fördern und die Interessen der Anwohner in der Öffentlichkeit zu vertreten, bestätigt denn auch Jonas Däster. Im Moment sind in Olten Südwest von 420 Wohnungen rund die Hälfte vermietet. Das Wohnen in Olten Südwest bezeichnen die beiden jungen Vorstandsmitglieder als eher anonym, die Ausprägung sei aber jeweils von Wohnblock zu Wohnblock unterschiedlich. «Es kommt auch darauf an, wie man sich selber einbringt und auf die Nachbarn zugeht», betont Weiss.
Oltner reagieren oftmals negativ
Sowohl Weiss als auch Däster wohnen seit Oktober im Quartier Olten Südwest. «Ich fand die Ausschreibung sympathisch. Zudem wollte ich nach einem Jahr an der Jurastrasse in Olten in einen Neubau umziehen», erklärt Weiss, der vorher in München gelebt hat und dadurch manchmal das Grossstädtische in Olten vermisst. Für Jonas Däster, der vorher in Laupersdorf wohnte, war gerade die ruhige Lage ausschlaggebend für den Umzug in die neue Oltner Siedlung und der Bahnanschluss in Olten Grund dafür in die Eisenbahnerstadt umzuziehen. Auf die Frage, wie das Umfeld darauf reagiert, wenn sie erzählen, dass sie in Olten Südwest wohnen, antwortet Samuel Weiss schmunzelnd: «Vonseiten der Oltner werden oftmals negative Stimmen laut, so wird vom Wohnen in Klötzen gesprochen. Personen von ausserhalb zeigen sich vielmals begeistert von den Wohnungen.» Aber auch Jonas Däster hat nicht nur positive Reaktionen erlebt. Oftmals seien die Oltner erstaunt, dass man sich in einer Siedlung, die 420 Wohnungen zählt, wohlfühlen könne. Ausserdem sei auch die Angst vor einer Ghettoisierung latent vorhanden, zeigt Däster auf. Sowohl er als auch Samuel Weiss wohnen in einer 2 ½-Zimmer-Wohnung mit einem JZ-Zimmer. Einem was? «Einem Jahreszeitenzimmer, das gemäss Ausschreibung als Balkonersatz dient», erzählen beide lachend. Ein Balkon ist bei keiner der 420 Wohnungen vorhanden. Beim JZ-Zimmer handelt es sich um einen Bereich, der mit einer Glastür vom Ess- und Wohnbereich abgetrennt werden kann.
Gemeinschaft stärken
Momentan ist der Quartierverein noch daran, sich zu positionieren. «Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet, in welcher wir meist spontan beispielsweise zum Pizzaessen aufrufen», erzählt Vereinspräsident Weiss. Aber auch Minigolf-Treffen stünden auf dem Programm. «Zwei grössere Veranstaltungen sind ebenfalls vorgesehen, dies wäre zum einen ein Quartierfest und zum anderen ein Filmabend», fügt Däster an. Ausserdem hat der Vermieter mit einem Plakat zum Urban Gardening aufgerufen, für welches er grosse Gartenboxen zur Bepflanzung zur Verfügung stellt. Ob bisher auch Kontakte mit anderen Oltner Quartiervereinen stattgefunden hätten? «Nein, bisher nicht, da wir noch sehr mit den Themen innerhalb vom Quartier beschäftigt sind, doch wir pflegen bereits Kontakte mit anderen Vereinen wie beispielsweise den Ornithologen. So ist es uns in vielerlei Hinsicht ein Bedürfnis, Brücken zu schlagen», meint Weiss zweideutig und schmunzelnd.
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