«Ich will Jazz nicht verstehen - ich will ihn hören»
Jazz in Olten Vom 2. bis 10 November finden die - 8. Oltner Jazztage statt. - Raymond Plüss und Philipp Klay erzählen vom diesjährigen Programm und wieso Jazz auch für Nicht-Liebhaber spannend sein kann.

Im März 1988 schlossen sich einige Jazzliebhaber zusammen und gründeten den Verein Jazz in Olten. Ziel war es einerseits, Jazzkonzerte in Olten zu veranstalten und andererseits regionalen Künstlern eine Plattform zu geben. «Damals», erzählt Raymond Plüss, «mussten Jazzliebhaber in grosse Städte wie Zürich oder Basel reisen, um ein Jazzkonzert hören zu können.» Die ersten Jazztage wurden anlässlich des 10-Jahre-Jubiläums des Vereins Jazz in Olten durchgeführt. Seither finden diese alle zwei Jahre statt. «Die Jazztage jährlich durchzuführen wäre, aufgrund der zeitlichen Belastung der Vereinsmitglieder, welche unentgeltlich tätig sind, und auch aus finanziellen Gründen, nicht möglich», erklärt Raymond Plüss, der ein Jahr vor den ersten Jazztagen, 1997, dem Verein Jazz in Olten beigetreten ist. Plüss fand über den Funk zum Jazz: «Ende der 80er Jahre besuchte ich ein Konzert von Eddie Harris, da ich zuvor bereits zwei tolle Funkkonzerte von ihm gehört hatte. An diesem Abend jedoch spielte Harris mit seiner Jazzband. Mich begeisterte der Groove und es war spannend zuzuhören. Seit diesem Abend wurde mein ohnehin breites Spektrum an Musik, die ich höre, um die Jazzmusik angereichert», erzählt Plüss schmunzelnd. Neben den Jazztagen finden regelmässig vom Verein Jazz in Olten organisierte Konzerte in der Vario Bar statt.
20-Jahre-Jubiläum führte zur Liaison
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Vereins Jazz in Olten wurden 2008 die 6. Oltner Jazztage in Zusammenarbeit mit anderen Kulturveranstaltern, mit rund 20 Veranstaltungen über das Jahr verteilt, gefeiert. «Um dieses gross angelegte Jubiläum bestreiten zu können, haben wir zusätzliche Hilfe gesucht», erzählt Plüss. In diesem Jahr schloss sich der Schlagzeuglehrer Philipp Klay dem Verein Jazz in Olten an. «Meine Motivation bestand darin, auch weiterhin in der Vario Bar Jazzkonzerte geniessen zu können», erzählt Klay. Der Verein, der 2009 den Preis des Kantons Solothurn für Kulturvermittlung gewonnen hat, durchlebte während der vielen Jahre seines Bestehens auch immer wieder Tiefpunkte, welche vor allem aus Mangel an Aktivmitgliedern entstanden. Heute zählt der Verein rund150 Passiv- und fünf Aktivmitglieder, welche gleichzeitig den Vorstand bilden. Vereinspräsident Raymond Plüss kümmert sich um die Sponsorensuche, ohne welche die Jazztage nicht durchgeführt werden könnten. Die Jazztage werden unter anderen von der Stadt Olten und dem Lotteriefonds unterstützt. Philipp Klay ist für die Kommunikation verantwortlich und Christian Schumacher steht als «Hausgrafiker» im Einsatz. Daneben ergänzen Benno Elmiger und Andrea Preuss den Vorstand. «Wir beginnen rund ein Jahr vor den Jazztagen mit der Planung. Dabei wird zuerst ein Grobbudget erstellt, ein Konzertkonzept und später folgt die Bandauswahl», erklärt Raymond Plüss. Der Verein erhalte monatlich rund 20 Demos von Bands, welche eine Plattform suchen, um Auftreten zu können.
Sammlerstücke
Nicht nur die Jazztage stellen für Liebhaber einen Höhepunkt in der Jazzagenda dar, auch die stets von einem Künstler gefertigten Plakate haben sich zu Sammlerstücken entwickelt. Für das diesjährige Jazztage-Plakat zeigt sich der Oltner Fotograf André Albrecht verantwortlich, welcher den Oltner Jazzmusiker Umberto Arlati verewigt hat. Wie die Plakate sind ebenfalls die Titel der Jazztage nicht zufällig gewählt. Beim diesjährigen Titel «Footprints» handelt es sich wie üblich um einen Titel eines bekannten Songstücks und unterstreicht zudem die Bedeutung, respektive die Fussabdrücke, welche Umberto Arlati in der Jazzszene hinterlassen hat.
Höhepunkte an den diesjährigenJazztagen
«Der Auftritt des sehr bekannten Oltner Jazzmusikers Fabian Capaldi stellt auf jeden Fall einen Höhepunkt an den diesjährigen Jazztagen dar», sind sich Plüss und Klay einig. Der in Olten kaum bekannte Capaldi spielte bereits auf der ganzen Welt Konzerte und hatte beispielsweise gemeinsame Auftritte mit Künstlern wie Stefanie Heinzmann oder Xavier Naidoo. «Da Capaldi oftmals bei Projekten anderer Musiker mitmischt, sind wir nun mit der Carte blanche gespannt darauf, seine eigenen Ideen zu hören», erklärt Plüss. Jazzkonzerte seien kaum planbar, was das Zuhören noch spannender mache. «Eine Jazzband hört sich an keinem Abend gleich an», erklärt Philipp Klay. Und was raten die Jazzliebhaber Personen, welche sagen, dass sie Jazzmusik nicht verstehen? «Die Auswahl der Musiker, welche bei uns auftreten, treffen wir ausschliesslich übers Gehör. Wir treffen uns, hören die Musik und stimmen ab. Dabei muss ich Jazz nicht verstehen - ich will ihn hören», betont Raymond Plüss. «Der Bereich der Jazzmusik ist sehr breit, da findet jeder etwas das ihm gefällt.» Und welche Wünsche wollen sich die beiden Jazzliebhaber noch erfüllen? «Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre es den weltberühmten Gitarristen John Scofield mit seiner Band in Olten begrüssenzu können - ein unrealistischer Wunsch», so Philipp Klay schmunzelnd und Raymond Plüss fügt an: «Es wäre schön mal wieder in der Schützi Jazzkonzerte veranstalten zu können.»
Mehr Informationen zum Programm finden Sie in der Agenda.