«MuKi»-Deutsch im Bifang
Im Kindergartengebäude des Bifangschulhauses finden Deutschkurse für Mütter und Kinder statt.
Draussen ist es klirrend kalt und nach und nach treffen die Teilnehmerinnen des Kurses und ihre Kinder ein. Eine ausgelassene Stimmung entsteht, alle sind an der Wärme und treffen Freundinnen, die Kinder spielen, es wird gelacht. Seit August 2006 werden in Olten und anderen Gemeinden im Kanton Solothurn Deutschkurse für Mütter und Kinder angeboten. In den Kursen lernen die Mütter zusammen mit ihren Kindern im Vorschulalter Deutsch für den Alltag. Geleitet wird der Kurs von Aleksandra Henzmann, Primarlehrerin und Silvia Hodel, Erwachsenenbildnerin. Henzmann leitet alle vier parallel geführten Kurse und unterrichtet an der Primarschule im Bifang, sie ist beim Projekt MuKi-Deutsch seit Beginn dabei.
Die Lektion beginnt, alle sitzen im Kreis und singen ein Lied in erstaunlichem Tempo und wiederholen dazu Verben. Die Kinder hören zu oder singen mit, einige haben gerade ihren ersten Geburtstag gefeiert, andere besuchen bereits den Kindergarten. Alle machen mit beim spielerischen Lernen. Zusammen werden Gedichte aufgesagt, Lieder gesungen und Zeichnungen angefertigt. Danach teilen sich Kinder und Mütter in zwei Gruppen auf. Die Kinder gehen basteln und essen «Zvieri», während die Mütter für den Grammatikunterricht an den Tisch sitzen. Heute behandelt Aleksandra Henzmann mit den Teilnehmerinnen die zweite Vergangenheit und ihre Partizipien.
«Das Niveau ist bei den Frauen zum Teil sehr hoch, einige legen am Ende des Kurses Prüfungen für die Niveaus A1/A2 ab, andere sogar B1. Es ist eine grosse Freude, solche Entwicklungen zu sehen», so Henzmann.
Beitrag zur Integration
«Das Schönste aber ist, dass Freundschaften geschlossen werden. Es gab Frauen, die mir unter Tränen erzählt haben, dass sie keine Freundinnen haben und es sehr schwierig sei, sich in der Schweiz zu integrieren. MuKi bietet dafür einen Rahmen.» Nach dem Unterricht gehen die Frauen häufig gemeinsam Kaffee trinken und lassen die Kinder zusammen spielen. «Es ist sehr wichtig für die Frauen, die häusliche Isolation zu verlassen. Ich kann ihnen aus Erfahrung erzählen, wie wichtig der Spracherwerb für die Integration ist.» Henzmann ist in Polen aufgewachsen und lebt seit 21 Jahren in Olten. Heute spricht sie akzentfrei Schweizerdeutsch.
Die Frauen lernen nicht nur Deutsch, der Kurs soll ihnen auch näherbringen, wie das Gemeinde- und Schulwesen funktioniert und welche Erwartungen an sie gestellt werden. «Einige Frauen tun sich sehr schwer damit, ich bin froh, wenn sie vorbei kommen», sagt Aleksandra Henzmann. Viele der Teilnehmerinnen sind Hausfrauen, einige arbeiten im Gesundheitswesen oder als Computerspezialistinnen. «Es ist sehr erfüllend und schön zu spüren, wie dankbar die Frauen sind und sich freuen, dass sie unterstützt werden. Sie sind sehr fleissig und erreichen schnell Fortschritte.»
Unterschiedliche Herkunft
Die Frauen stammen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt und sprechen als Muttersprache Spanisch, Tamil, Lingala, Englisch, Serbokroatisch oder Chinesisch. Deutsch zu lernen ist eine grosse Herausforderung, für die meisten Frauen ist es bereits die dritte oder vierte Sprache. «Deutsch hat eine andere Logik», sagt Andrea, die als Muttersprache Spanisch spricht. «Diese Vielfalt ist für mich als Lehrerin auch schwierig unter einen Hut zu bringen. Die Mütter haben unterschiedliche Schulbildung und Vorkenntnisse, daher führen wir jetzt vier Kurse gleichzeitig.»
Die meisten Frauen bleiben über längere Zeit im MuKi-Deutsch. «MuKi ist gut für mich, weil ich mit meinem Sohn lernen kann. Zuhause ist mein kleiner Prinz alleine, hier spielt er mit anderen Kindern, das freut mich sehr», strahlt Juliette aus Nigeria.
Die Kurse werden von der machBar GmbH in Aarau durchgeführt und vom Kanton unterstützt. Die Teilnehmerinnen müssen aber dennoch einen grossen Teil der Kurskosten selbst bestreiten.