Ohne Natur- auch kein Vogelschutz

Ornithologischer Verein Olten Ab dem 16. Februar führt der Verein den «Grundkurs Ornithologie» durch. Es sind nur noch wenige Plätze frei. Ausserdem hat sich der Stadtan-zeiger mit dem Präsidenten Urs Elsenberger über Arten- und Naturschutz- projekte sowie verdrängte Naturräume unterhalten.

«Für mich ist das Verschwinden von Naherholungsräumen bedenklich», so der OVO-Präsident Urs Elsenberger. (Bild: ZVG)
«Für mich ist das Verschwinden von Naherholungsräumen bedenklich», so der OVO-Präsident Urs Elsenberger. (Bild: ZVG)

Vor rund zehn Jahren fand der letzte Kurs in Ornithologie statt, weiss Urs Elsenberger, der Präsident des Ornithologischen Vereins Olten (OVO). «Grundsätzlich boomen solche Freizeit-Weiterbildungsangebote, was auch die grosse Nachfrage bei den Feldornithologie-Kursen, die von den kantonalen Verbänden mit Diplomen durchgeführt werden, beweist. Der OVO bietet jährlich fünf bis sechs Exkursionen an. Doch alleine dadurch ist der Lerneffekt gering. Deshalb macht es Sinn, zusätzlich einen Kurs zu besuchen», hält Elsenberger fest. Der vom OVO durchgeführte Grundkurs wird in vier Theorieabende und vier Exkursionen aufgeteilt. Es werden folgende Themen behandelt: Vögel im und am Wasser, im Siedlungsraum, Wald, in der offenen Landschaft sowie die Anatomie der Vögel, ihre Ernährungsweise und der Vogelzug. «Der Grundkurs wird durch Vereins- und Vorstandsmitglieder geleitet», so Elsenberger.

Verjüngung angestrebt

Der Ornithologische Verein Olten wurde 1879 gegründet. Bereits Urs Elsenbergers Vater war Mitglied und Präsident des OVO gewesen. Das Interesse des Sohnes an der Vogelkunde wurde sowohl durch den Vater als auch einen engagierten Lehrer, jedoch in erster Linie durch ein Bestimmungsbuch geweckt. Dies ist ein Grund, weshalb es Urs Elsenberger, der seit sechs Jahren den Verein als Präsident vertritt, mit der Nachwuchspflege nicht so hektisch nimmt: «Obwohl es eine grosse Szene von 20 bis 30-Jährigen gibt, die sich für die Vogelkunde interessiert, sind nur wenige in unserem Verein dabei.» Wie bei vielen Vereinen ist auch beim Ornithologischen Verein Olten eine gewisse Überalterung festzustellen. Obwohl festgehalten werden muss, dass es sich bei den rund 116 Mitgliedern, um langjährige Vereinsfreunde handelt und sich darunter auch zwei sehr aktive Personen Mitte der 20er befinden. «Aus eigener Erfahrung denke ich, dass nur aktive Lehrer, Eltern oder bereits interessierte Jugendliche die Jungen so zu fesseln vermögen, dass sie einem Thema treu bleiben. Wir haben im Verein leider niemanden, der die Nachwuchsförderung mit dem nötigen Engagement in Angriff nehmen könnte. Aus diesem Grund haben wir auch nie einen Jugendkurs durchgeführt», erklärt Elsenberger. Aber eine Verjüngung des achtköpfigen Vorstands werde angestrebt.

Als die Schwalben nicht mehr flogen

Doch nicht nur Kurse bewegen den OVO, auch der Artenschutz stellt ein wichtiges Thema für den Verein dar. «Wir haben 2004/2005 Unterstützungsmassnahmen für den Mauersegler ins Leben gerufen. Die Bestände nahmen damals aufgrund der schwindenden Nistmöglichkeiten in Gebäuden stark ab. Deswegen haben wir weit über 400 Brutkästen innerhalb des Stadtgebietes montiert», erzählt der Präsident. Dieses Engagement sei nur durch die finanzielle Unterstützung des verstorbenen Max Disteli möglich gewesen. Inzwischen seien weit über 90% der Kästen belegt, hält der Präsident erfreut fest. «Zudem brütet auch der Alpensegler wieder in Olten, nachdem er nach der sogenannten Schwalben-Katastrophe im Herbst 1974 in Olten ausgestorben war. Sieben Wochen Dauerregen sorgten damals dafür, dass die Schwalben nicht weiter gen Süden ziehen konnten und völlig entkräftet in der Schweiz strandeten - auch in Olten. Mittels Bahn wurde eine Rettungsaktion gestartet, um die Vögel in den Süden zu transportieren», zeigt Elsenberger ein Stück Geschichte auf. Um auch die Alpensegler zu unterstützen, wurden in Olten am Ildefonsturm - von der Stadt finanziert - und in der Schönenwerder Stiftskirche insgesamt
16 Brutkästen montiert. «In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob die Kästen tatsächlich als Nistplätze akzeptiert werden», so Elsenberger und zeigt sogleich die Problematik auf: «Der einzige Raum, der wächst, ist der Siedlungsraum. In Olten wird fast alles überbaut, oft bis an den Waldrand. Für mich ist dieses Verschwinden von Naherholungsräumen bedenklich, denn für das Überleben von Tier und Natur sind möglichst naturnah gestaltete Lebensräume, Gärten und Nistmöglichkeiten wichtig.»

Jahresartenliste

Seit 2013 führt der OVO auf seiner Webseite eine Jahresartenliste. Darauf werden Erstbeo- bachtungen in der Region Olten durch Vereinsmitglieder festgehalten. «Das Jahr 2013 war mit
187 Erstbeobachtungen das artenreichste Jahr, was auf das schlechte Wetter während des Vogelzugs im Frühling und die damit verbundenen Zugstaulagen zurückzuführen ist», zeigt der
52-Jährige auf. In ganz Europa werden zudem seit 1967, jeweils Mitte November und Mitte Januar am Sonntag auf allen grösseren Gewässern und stets auf denselben Abschnitten, die Wasser- vögel gezählt. Auch der OVO beteiligt sich seit dem Start vor 50 Jahren an der Zählung. «Wir haben zwei Zählstrecken, die eine vom Chessiloch bis zum Stauwehr Winznau und die andere vom Stauwehr Winznau bis zur Fährebrücke in Obergösgen.» Ein weiteres Projekt, bei welchem der OVO unterstützend mitwirkt, ist der «Brutvogelatlas von 2013 bis 2016» der Vogelwarte Sempach. «Dabei haben wir für die Region Olten auf einer Fläche von 10 x 10 km eine Bestandesaufnahme der Brutvögel vorgenommen», erklärt Elsenberger.

Hand angelegt in Olten SüdWest

Ohne Naturschutz gibt es auch keinen Vogelschutz. Ende Oktober fand deshalb der letzte Natur- schutz-Einsatz des Ornithologischen Vereins Olten im 2016 statt. «Zehn Personen haben in Olten SüdWest gemäht, zusammengerecht, Sträucher geschnitten und insgesamt 36 Häufen angelegt», berichtet der Präsident. Dies war aber für den Verein nicht der erste Einsatz im Gebiet. Bereits 2014 wurden mit anderen Organisationen 1’279 Sträucher gepflanzt. «Das Gebiet in Olten SüdWest ist wertvoll, aber die Vegetation muss trotzdem gebändigt werden, sonst verliert es an Qualität», weiss der 52-Jährige. Auch 2017 ist mit dem «Grundkurs Ornithologie« keine Untätigkeit angesagt. Der Kurs ist beinahe ausgebucht. Interessierte sollten sich schnell anmelden.

<link http: www.ovolten.ch>www.ovolten.ch

 

Weitere Artikel zu «Vereine», die sie interessieren könnten

Vereine20.12.2023

Traditionsreiche Pflegestation im Vögeligarten schliesst ihre Tore

Volièreverein Olten Der Volièreverein Olten schliesst die Pflegestation für einheimische Wildvögel im Oltner Vögeligarten. Damit ist der Verein in…
Vereine13.12.2023

Herzblut für Musik und Menschen

Vereinsmensch Marga Leuenberger hat als langjähriges Mitglied im kleinen Vorstand des Stadtorchesters Olten viele Aufgaben zu bewältigen. Trotz der…
Vereine13.12.2023

Starke Powermänner

Sportpress AG/SO Das zweite Chlaus-Kegeln des Vereins Sportpress AG/SO war richtig edel. Einerseits dank den tollen offerierten Preisen,…