Olten verschafft sich Gehör
Pro Audito Olten - Menschen mit einer Hörbehinderung erhalten seit 80 Jahren Hilfe und - Unterstützung beim Verein Pro Audito Olten.

Der Verein Pro Audito Olten kann auf eine lange Vergangenheit zurückblicken, wurde er doch 1932 unter dem Namen Schwerhörigenverein Olten durch Otto Zwick gegründet.«Mich hat Otto Zwicks Sohn vor vier Jahren in den Verein geholt», erzählt der Geschäftsführer Rainer Nussbaumer. Für ihn, der lediglich durch seinen langjährigen Freund Urs Zwick Kontakte zu hörbehinderten Personen hatte, war die Zusammenarbeit mit den vorwiegend hörbehinderten Personen im Verein zu Beginn eine Herausforderung. «Ich musste lernen deutlich zu sprechen und mein Gegenüber anzusehen, damit es ihm möglich war von meinen Lippen zu lesen», erzählt der 49-Jährige. Der Schwerhörigenverein wechselte 2001 im Zuge der einheitlichen Namensänderung des Schweizer Dachverbandes, ebenfalls den Namen in Pro Audito Olten. Der Verein ist dem Dachverband, mit Sitz in Zürich, angeschlossen, wirtschaftlich jedoch eigenständig. Heute zählt der Verein rund 540 Mitglieder, eine hohe Zahl. «Wir haben früh begonnen, die Partner und Partnerinnen unserer hörgeschädigten Vereinsmitglieder, in den Verein einzubinden», erzählt Rainer Nussbaumer.
Hörbehinderter Vorstand
«Bis auf zwei Personen stellt sich der neunköpfige, ehrenamtliche Vorstand aus hörbehinderten Personen zusammen. Dies hilft, da sie die Probleme und Sorgen der Vereinsmitglieder selber erleben», erklärt Nussbaumer. Die Geschäftsstelle an der Ziegelfeldstrasse wird durch Rainer Nussbaumer im Mandat von 20 Prozent geleitet. Daneben stehen die Sekretärin Jolanda Emmenegger und der pensionierte Adolf Wüthrich für Pro Audito Olten im Einsatz. «Wir arbeiten mit anderen Organisationen, wie beispielsweise der Volkshochschule, an welcher unsere Mitglieder vergünstigte Kurse besuchen können, zusammen», erzählt der KV-Lehrer Rainer Nussbaumer.
1949 gründete der Schwerhörigenverein eine Hörberatungs-Verkaufsstelle, welche sich über Jahrzehnte auf zehn Geschäfte erweiterte. Diese Läden wurden 1999 für einen grösseren Betrag, an die Firma Kind (Schweiz) AG verkauft. Darauf wurde eine Stiftung gegründet, die dieses Geld in Immobilien und Anlagen investierte. Der Verein erhielt den restlichen Betrag. Dieses Vermögen ermöglicht die Betreuung der Mitglieder.
Nicht ausreichend informiert
«Meist wenden sich betroffene Personen an unsere Beratungsstelle, wenn sie sich ein Hörgerät kaufen möchten. Wir helfen einerseits im Ausfüllen der IV-Formulare und zeigen ihnen die Finanzierungsmöglichkeiten auf», präzisiert Nussbaumer und fügt an: «Vielmals werden die betroffenen Personen von den Akustikern nicht ausreichend informiert. So wird meist nicht aufgezeigt, dass sie beim Kauf eines Hörgerätes, auch Anspruch auf eine Installation einer Induktionsspule haben, um damit in öffentlichen Räumen besser hören und verstehen zu können.» Der Verein bietet zudem Hör- und Verständigungskurse an, in welchen die hörbehinderten Personen das Lippenlesen von einer Audiagogin erlernen. Ein weiteres Angebot hilft bei der Freizeitgestaltung. «Oftmals ziehen sich hörbehinderte Personen zurück, da es ihnen schwerfällt, sich an einem Gespräch zu beteiligen», weiss Nussbaumer. Deshalb bietet der Verein für die hörbehinderten Personen, wie auch für die nicht hörbehinderten Partnerinnen und Partner ein vielseitiges Freizeitangebot an. Es wird gejasst, gekegelt und im Rahmen von CINEOR besuchen die Vereinsmitglieder das Kino. Daneben engagiert sich der Verein auf politischer Ebene für bessere Bedingungen für hörbehinderte Personen und achtet beispielsweise darauf, dass in öffentlichen Bauten eine Höranlage installiert wird. «Eine körperliche Behinderung ist erkennbar. Die Schwerhörigkeit ist es nicht und wird deshalb oftmals nicht wahrgenommen.»
Am Start für die Kleinen
Für hörbehinderte Jugendliche hat die Schweizer Vereinigung Jugehörig (www.jugehoerig.ch) ein Angebot entwickelt. «Wir wollen nun, gemeinsam mit dem Vorstandsmitglied, Ursula Mani, einer Körpertherapeutin, ein Angebot für hörgeschädigte Kleinkinder oder deren Eltern schaffen», erzählt Rainer Nussbaumer erfreut. Bei der sogenannten «MU/VA-KI-Gruppe» möchte man den Erfahrungsaustausch zwischen den Eltern fördern.