Oltner Philosophie-Sternstunden
Café Philo Am Sonntag, 22. Januar wird im Begegnungszentrum Cultibo wieder diskutiert.

Wie beeinflusst uns die Geschichte? Dieser Frage nimmt sich das Café Philo am Sonntag,
22. Januar wie üblich im Begegnungszentrum Cultibo an. Gründungsmitglied Markus Meyer kannte die philosophischen Gespräche von seinem Engagement im Verein Kultur im Dampfschiff Brugg. Gemeinsam mit seiner Kollegin Verena Zimmermann nahm er regelmässig an den Café Philos im gleichnamigen Club teil. Sie wiederum traf sich zusätzlich während drei Jahren gemeinsam mit Karl Kirschbaum und vier weiteren Personen zum Philosophieren im privaten Rahmen. Wieso also nicht auch ein Café Philo in Olten durchführen?, fragten sich die drei. Durch Markus Meyers Mitarbeit im Begegnungszentrum Cultibo war denn auch schnell der geeignete Durchführungsort gefunden. Im vergangenen Jahr wurde die Organisationsgruppe, um die zwei Mitglieder Peter Scheidegger und Ursi Celidonio, die bereits länger zum treuen Besucherstamm gehören, erweitert.
Eine Pariser Idee in Olten
Die Idee von philosophischen Cafés stammt vom französischen Autor, Lehrer und Philosophen Marc Sautet, der 1992 das erste Café Philosophique in Paris lancierte. «Er wollte die Cafés beleben und das Gespräch zwischen den Menschen fördern», erklärt Karl Kirschbaum. Letzteres ist auch ein Grund für die Durchführung in Olten. Doch Verena Zimmermann betont die Unterschiede zwischen den einzelnen Café Philos. «Einige widmen sich über mehrere Male einem einzigen Thema oder wählen sehr anspruchsvolle Thematiken. Wir in Olten möchten aber alle ansprechen, deshalb behandeln wir keine hochphilosophischen oder weltpolitischen Fragestellungen.» Politik-Debatten gebe es zudem bereits genug, meint sie. Um den eigenen Café Philo-Stil pflegen zu können, gibt es einige Regeln, die von Zeit zu Zeit vor den Diskussionsrunden kommuniziert werden: Es gibt kein richtig oder falsch. Das Café Philo wird nach eineinhalb Stunden pünktlich beendet. In der Regel gibt es keine Zusammenfassung. Die Diskussionen müssen nicht lösungsführend verlaufen. Man lässt einander ausreden. «Ausserdem geht es nicht darum, dass sich einzelne Personen profilieren, sondern wir uns von anderen Denkweisen inspirieren lassen», betont Verena Zimmermann.
Themenfindung
Im Hinblick auf die Saisonplanung trifft sich die Gruppe jeweils im Frühling zu ihrer ersten gemeinsamen Sitzung. Auf das darauffolgende Treffen bringt jedes Mitglied drei Themenvorschläge ein, dabei gehen alle nach einer anderen Technik vor. Während Verena Zimmermann jeweils alles, was sie interessiert aus Zeitungen und Zeitschriften sammelt, erarbeitet Markus Meyer an der Sitzung anhand eines Brainstormings zusätzliche Vorschläge. «Die Themen und deren Abfolge müssen harmonieren», betont Meyer. «Wir haben jedoch jeweils ein Thema pro Saison, das etwas einfach oder schräg ist, wie beispielsweise im vergangenen Dezember «Ach wie schön - ein Geschenk»», schmunzelt Zimmermann und freut sich stets, dass auch banalere Fragestellungen gute Diskussionen ergeben.
Keine Fachveranstaltung
Die Café Philos werden seit der ersten Durchführung im November 2012 von verschiedenen Philosophen moderiert. Dabei ist es gut, wenn der Moderator mit einem roten Faden durch die Diskussion lenkt, um diese fliessend zu halten. «In der Regel ist jedoch nur ein Anschub des Moderators nötig und nachher entwickelt sich der Austausch von alleine», freut sich Peter Scheidegger. Grundsätzlich darf sich jeder äussern, aber niemand muss. Mittlerweile kann sich das Oltner Café Philo über einen treuen Kundenstamm freuen und regelmässig rund 30 Personen im Alter zwischen 30 und 80 Jahren zu den Sonntagsdiskussionen begrüssen. «Wir wünschen uns, dass die Personen von sich erzählen und nicht Fachwissen austauschen», so Meyer. Deshalb begrüsst es die Gruppe auch, wenn sich die moderierenden Philosophen mit ihrer Fachmeinung etwas zurückhalten. Gibt es in den fünf Jahren Café Philo eines, dass sich deutlich von den anderen unterschied? «Ja», so Meyer wie aus der Pistole geschossen. «2015 moderierte der bekannte Luzerner Philosoph Roland Neyerlin. Es war toll, aber seine Bekanntheit lockte über 60 Personen ins Cultibo. Zu viel für die Lokalität und eine Gesprächskultur, wie wir sie zu führen pflegen. Wir schätzen den familiären Rahmen», betont Meyer und fügt an: «Ich finde es schön, wenn sich Personen austauschen und über den eigenen Tellerrand hinausdenken und -reden, da es Toleranz und einen offenen Blick voraussetzt.» Am bevorstehenden Café Philo vom Sonntag, 22. Januar um 11 Uhr wird der Philosoph Imre Hofmann, der bereits seit den Anfängen mit dabei ist, das Café Philo moderieren. Nach Diskussionsschluss um 12.30 Uhr gibt es noch die Möglichkeit in ungezwungenem Rahmen bei einer Verpflegung und anknüpfenden Gesprächen zu verweilen.