Rekordhalter seit bald 80 Jahren
Segelfluggruppe Olten Seit über 78 Jahren hält die Segelfluggruppe Olten den Schweizer Rekord im Dauersegelflug. 28 Stunden undsechs Minuten segelte das Gründungsmitglied Fritz Glur am 12./13. März 1938 im Aufwindgebiet des Borns. Noch heute wird die Faszination am Segeln auf dem Flugplatz Gheid gelebt und aktiv der neuen Generationweitergegeben.
Es sei sein innerster Wunsch: Endlich solange fliegen zu können, bis er davon «gesättigt sein würde». Genau so beschreibt der Oftringer Segelflugpionier Fritz Glur im 1944 erschienen Buch «Segelflug» von HermannRütschi seine Faszination am Dauersegelflug. Mit 16 Stunden und 10 Minuten kam er diesem Traum am26. und 27. August 1936, also vor genau 80 Jahren, bereits einen grossen Schritt näher. Im März 1938 wagte er schlussendlich einen weiterenRekordversuch und blieb mit seiner-Spalinger S-19 HB-225 ganze 28 Stunden und 6 Minuten in der Luft. Bis heute ist dieser Schweizer Rekord im Dauersegeln von Fritz Glur, seinerzeit auch Gründungsmitglied der Segelfluggruppe Olten, ungeschlagen.
«Das Segelfliegen hat sich gewandelt»
Ein Interesse diesen Dauersegelflug-Rekord zu brechen besteht laut Oliver Bachmann, heutiger Präsident der Segelfluggruppe Olten, jedoch nicht mehr gross. «Das Segelfliegen hat sich seit den 1930er-Jahren stark gewandelt. Heute werden vermehrt Strecken geflogen und nicht in einem Aufwindgebiet hin und her gependelt, wie es damals Fritz Glur am Born machte.» So werden von den Mitgliedern seiner Segelfluggruppe Strecken von bis zu 800 Kilometern zurückgelegt und aus der Luft die ganze Schweiz entdeckt. Ausserdem wäre heutzutage auch aus gesetzlicher Sicht ein Dauersegelflug von über 20 Stunden problematisch. «Ein Nachtflug ist heute ohne spezielle Instrumente nicht erlaubt. Unser Flughafen Gheid wäre dafür beispielsweise nicht genügend ausgerüstet», so Bachmann und fügt lächelnd an: «In Fritz Glur’s Zeiten wurde die Landebahn von Vereinskollegen mit improvisierten Konservenbüchsen, die eine brennende Flüssigkeit enthielten, beleuchtet. Das wäre heute so natürlich nicht mehr möglich.»
Keine Motorflugzeuge erlaubt
Auch sonst hatte die Segelfluggruppe Olten im Laufe ihrer Vereinsgeschichte mit gesetzlichen Änderungen zu kämpfen. So musste 1978 ein generelles Motorflugzeugverbot auf dem Flugplatz Gheid hingenommen werden. «Da das Gebiet Gheid in einer Grundwasserschutzzone liegt, ist der motorisierte Flugbetrieb für die Segelfluggruppe nur noch eingeschränkt möglich. Daher starten wir unsere Segelflieger seither mit einer Seilwinde», erklärt Bachmann. Dies sei jedoch nicht unbedingt aufwendiger und für Flugschüler sehr attraktiv da um einiges kostengünstiger. «Allerdings ist man so natürlich mehr von Wind und Wetter abhängig, da man die Segelflugzeuge nicht einfach dorthin «schleppen» kann, wo die thermischen Gegebenheiten besser sind.»
Naturverbundener Sport
Allgemein ist der «Segler» wetteraffin. «Wie die Surfer auf den Wellengang achten wir uns auf die thermischen Verhältnisse, den Wind sowie die Sonneneinstrahlung. Ein perfekter Segelflugtag hat beispielsweise nur wenig Wind, ist nicht allzu heiss und weist kleine Quellwolken auf.» Da bei der Oltner Segelfluggruppe vor allem Wochenendbetrieb herrscht, sind solche Gegebenheiten natürlich vor allem samstags und sonntags erwünscht. Von April bis Oktober treffen sich die 65 Aktivmitglieder wann immer möglich auf dem Flugplatz, denn für einen schönen Flug über die Region sind alle aufeinander angewiesen. «Segelfliegen ist ein kameradschaftlicher Individual- sport. Denn man steuert sein Flugzeug zwar alleine, aber für den Start braucht es Kameraden.» Auch Schnupperflüge sind jederzeit an den Wochenenden möglich und an der vereinseigenen Flugschule kann man in knapp 1 ½ Flugsaisons gar das eigenen Brevet erarbeiten. «Einfach an einem Wochenende vorbeikommen und reinschauen», zeigt sich Oliver Bachmann offen. Das nächste grosse Fest wird dann im 2019 auf dem Flugplatz Gheid stattfinden: Dieser feiert dann sein 100-jähriges Bestehen.