Verein für und mit Herz
SVKT Olten Der SVKT Olten durfte 2012 sein 75-jähriges Jubiläum feiern und kann nächstes Jahr auf - stolze 40 Jahre MuKi-Turnen zurückblicken. Ursprünglich als «Schweizer Verband katholischer Turnerinnen» auf kirchlicher Basis gegründet, ist der Verein heute politisch und religiös unabhängig.

Als Marie Theres Engeler als junge Frau zum SVKT stiess, erschrak sie ganz schön: «Ich war mit Abstand die Jüngste!» erzählt sie. Zudem fand sie es befremdend, dass sich alle siezten, war sie sich doch vom Segelfliegerverein ihres Mannes unkomplizierte Umgangsformen gewohnt. Doch das Turnen im Verein gefiel ihr und so sollte die damalige Präsidentin recht behalten, als sie dem Verein das neue Mitglied vorstellte mit den Worten: «Jetzt habe ich eine Nachfolgerin als Präsidentin gefunden!» Bereits ein Jahr später übernahm Marie Theres Engeler den Posten. Ihre erste Amtshandlung war die Einführung des gegenseitigen Duzens. Dies ist mittlerweile 48 Jahre her; insgesamt 20 Jahre ihres bis heute aktiven Vereinslebens hat sie als dessen Präsidentin gewirkt.
Angebot
Der SVKT Olten ist in verschiedene Gruppen gegliedert. Neben zwei Gymnastikkursen für Jüngere gibt es auch eine Seniorengruppe. In allen Gymnastiklektionen wird zu Musik geturnt, wie Engeler erwähnt. Denn mit Musik macht Bewegung gleich doppelt Spass. Das Muki-/Vaki-Turnen, das jeweils am Freitagmorgen stattfindet, gehört genauso zum Angebot des SVKT. Als weitere Aktivität steht beim Verein ausserdem Netzball auf dem Programm. Dieses Ballspiel, eine Art Kombination von Volley- und Schnurball, wurde vom SVKT in den Kanton Solothurn gebracht. Ihre Netzballgruppe würde der Verein gerne noch verstärken und wünscht sich daher mehr Mitglieder; gerade auch Jüngere. Wer sich fürs Turnen in einer der Gruppen interessiert, darf jederzeit spontan und unverbindlich reinschnuppern.
Offenheit und Toleranz
Als der SVKT 1938 unter Gründungspräsidentin Berta Nünlist ins Leben gerufen wurde, waren sportliche Angebote für Frauen nicht unumstritten. Die Statuten des SVKT legten denn auch genaue Bedingungen fest, worunter das Turnen für die Frauen stattfinden sollte. Beispielsweise war ein züchtiges Kleid, das Schultern und Knie bedeckte, Grundvoraussetzung und die Teilnahme an öffentlichen Turnveranstaltungen verboten. Doch diese Zeiten sind längst Vergangenheit. Heute ist der Verein offen gegenüber allen Religionen und Kulturen. Deshalb hat der Verband vor einiger Zeit auch die Buchstaben SVKT umgedeutet in «selbstbewusst», «vielseitig», «kritisch» und «tolerant». «Schliesslich turnen wir ja nicht katholisch, sondern genauso wie alle anderen auch», lacht die Präsidentin. «Wir haben Mitglieder aus der Türkei, aus Sri Lanka und weiteren Ländern. Alle sind bei uns willkommen». Darauf legt der SVKT grossen Wert. Die Frauen scheinen dies zu spüren, denn der Verein wächst Jahr für Jahr. «Neun neue Turnerinnen hatten wir letztes Jahr und jetzt haben sich schon wieder zwei angemeldet», meint Engeler nicht ohne Stolz. «Während andere Vereine schrumpfen, wachsen wir stetig.» Heute umfasst der SVKT Olten über 130 Aktive und insgesamt250 Mitglieder. Genauso wichtig wie die Toleranz nimmt der Verein das soziale Engagement. Die Frauen unternehmen öfters auch abseits der Turnhalle etwas zusammen und sind dabei, wo immer es in Olten Aktionen zum Mithelfen gibt. So organisieren sie jedes Jahr ein Netzballturnier für Behinderte, wirken mit beim Adventsmarkt oder helfen in der Altersheim-Cafeteria aus.
Niemand wird vergessen
Dem Verein liegen aber auch ihre Passivmitglieder am Herzen. «Wir vergessen niemanden», betont Engeler, «gerade diejenigen nicht, die irgendwann nicht mehr aktiv mitmachen können.» Jedes Jahr im November organisiert der Vorstand ein Jubilarinnen-Treffen. Dazu werden alle Mitglieder ab 60 eingeladen, die im entsprechenden Jahr einen runden Geburtstag feiern. Mitglieder, die nicht mehr in der Lage sind, selbst zu Treffen zu kommen, werden regelmässig besucht. Dazu gehört übrigens auch die 99-jährige Josy Kurer aus Olten. Sie ist das letzte heute noch lebende Gründungsmitglied des SVKT.
Die ehrenamtliche Arbeit liegtMarie Theres Engeler im Blut. In ihrem Leben hat sie immer wieder unentgeltliche Aufgaben übernommen, bis heute. Ihr ist es wichtig, anderen Menschen etwas mitgeben zu können, ohne dass dabei immer Geld fliessen muss. Dies sei leider in der heutigen Zeit viel zu selten, bedauert sie. Deshalb hilft sie gerne, wann und wo immer sich die Gelegenheit bietet. «Aber das müssen sie nicht schreiben», sagt Marie Theres Engeler bescheiden.