Der Heimat und den Urängsten auf der Spur

ch-4656 i de Warbighöf Die Kulturstiftung Starrkirch-Wil lässt die Besucher auf dem künstler-ischen Erlebnisrundgang nach Jagd- und Heimatspuren suchen und konfrontiert sie mit den Urängsten des Menschen.

Projektleiter Renato Grob und Stiftungspräsident Joe Birchmeier freuen sich mit Stock und Bogen auf den Start des künstlerischen Erlebnisrundganges am Freitag, 23. August beim ehemaligen Schützenhaus in Starrkirch-Wil. (Bild: mim)
Projektleiter Renato Grob und Stiftungspräsident Joe Birchmeier freuen sich mit Stock und Bogen auf den Start des künstlerischen Erlebnisrundganges am Freitag, 23. August beim ehemaligen Schützenhaus in Starrkirch-Wil. (Bild: mim)

Manch einer wird sich vergangene Woche beim Spaziergang zu den Wartburghöfen oder aufs Säli-Schlössli über das kleine Lager gewundert haben, das beim ehemaligen Schützenhaus eingerichtet war. Auch am vergangenen Freitagmorgen war das kleine Team um Projektleiter Renato Grob vor Ort. Bei kühlen Temperaturen, aber einer friedlichen, ruhigen Stimmung bot sich von den aufgestellten Bänken ein prächtiger Blick über die Wiesen bis zu den Wartburghöfen.

Sensible Herangehensweise

Als zehntes Kunst-Projekt der Kulturstiftung Starrkirch-Wil eröffnet am Freitag, 23. August der künstlerische Erlebnisrundgang. Die Stiftung wurde im Jahr 2000 auf Initiative des Stifter- ehepaares Gertrud und Fritz Rentsch gegründet, um die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern zu unterstützten, die sich mit Starrkirch-Wil auseinandersetzen. Mit einem Skulpturenweg gestartet, setzte die Kulturstiftung bisher mit beispielsweise einer Kunsthalle auf Zeit, der Zeltkultur und dem Kulturplatz alle zwei Jahre künstlerische Akzente. «Die Idee, ein Projekt bei den Wartburghöfen umzusetzen, tragen wir schon seit den Anfängen mit uns herum», erzählt Joe Birchmeier, Präsident der Kulturstiftung Starrkirch-Wil. Doch die nicht vorhandene Infrastruktur ohne Wasser und Strom schreckten ab, bis vor eineinhalb Jahren die ersten Gespräche mit dem Bühnenbildner und Künstler Renato Grob und seiner Partnerin, der Musikerin, Komponistin und Handwerkerin Lisette Wyss, geführt wurden. Der gebürtige Oltner, der heute in Bern lebt, fand sofort Gefallen an der Idee, die Wartburghöfe in ein Kunstprojekt einzubinden. «Wir sind am Mühletalweg aufgewachsen und haben hier im Wald bei Indianerspielen unsere Freizeit verbracht», erzählt der jüngere Bruder des Star-Fotografen Marco Grob. «Wir haben uns für eine sensible Herangehensweise entschieden, die dosiert und an die Umgebung angepasst mit dem arbeitet, was vorhanden ist», erklärt Grob.

Proaktiv unterwegs sein

Gestartet wird der Erlebnisrundgang beim Platz des ehemaligen Schützenhauses bei der Abzweigung zum Säli-Schlössli, wo nicht mit der Waffe, sondern mit dem Feldstecher die auf der Wiese verteilten Fotografien des Oltners Remo Buess anvisiert werden können. Bis zu vier Personen begeben sich gemeinsam auf einen Rundgang, für welchen das eigene Smartphone und Kopfhörer mitgebracht werden müssen. An den Wochenenden wird ein Café geführt, bei welchem auch MP3-Player aus-geliehen werden können und ein Rahmenprogramm stattfindet. «Die Besucher sollen den Rundgang konzentriert ablaufen und im Anschluss in der Beiz diskutieren können», erzählt Grob. Mit einem QR-Code öffnet sich die audiovisuelle Welt zu den 15 Posten, an welchen die Gebäude und die Natur durch die Geräusche und Geschichten intensiver und teilweise neu erlebbar gemacht werden. «Wir wollten die Besucher dazu einladen, proaktiv unterwegs zu sein. Auf dem Rundgang bieten sich nicht alltägliche Situationen, manchmal auch mit einem Augenzwinkern», erzählt der 51-Jährige. An manchen Posten kann es gar etwas unheimlich werden. Beispielsweise, wenn in den Wartburghöfen der Aberglaube und die Urängste des Menschen thematisiert werden. «Wem es zu viel wird, hat ja die Möglichkeit, die Kopfhörer abzulegen», meint Grob mit einem Lachen. Etwas weiter nehmen die Rundgangteilnehmer auf einem Bänkli Platz, um dem bisweilen makabren Dialogausschnitt der Jäger aus dem Theaterstück «Waidmannsheil!» zu lauschen, der von den Künstlern Rhaban Straumann und Matthias Kunz gesprochen wird. Eine Videoinstallation der Oltner Künstlerin Andrea Nottaris im «Zauberwald» schickt die Besucher schliesslich auf den Heimweg.

Audioproduktionen vor Ort

«Es ist das ungewöhnlichste Projekt, das wir bis anhin lanciert haben», erzählt Joe Birchmeier und fügt an: «Dieses wäre ohne Unterstützung durch viele Sponsoren, insbesondere von yetnet, nicht möglich gewesen.» Grob verbrachte nun eine Woche vor Ort, um Vorbereitungsarbeiten wie Verankerungen anzubringen oder für eine Schaukel das Seil aufzuhängen. «Die Installationen sollten nicht aufgesetzt aussehen, sondern so, als gehören sie in die Natur», erklärt er den frühen Zeitpunkt der Arbeiten. Parallel dazu wurde in den letzten Wochen manche Audio-Produktion vor Ort aufgenommen. «Das ist wichtig, denn das Gehörte soll atmosphärisch mit dem Ort überein- stimmen», betont Grob und fügt an: «Die Sinne der Besucher sollen geschärft werden. Dabei treffen sie auch auf irritierende Dinge, die so im Wald üblicherweise nicht vorhanden sind. Es ist ein Experiment und vielleicht verschwindet auch die Grenze zwischen eingebrachter Kunst und derjenigen, welche die Natur geschaffen hat. Am Ende soll der Besucher das Gefühl eines Erlebnisses mit nach Hause nehmen.»

ch-4656 i de Warbighöf - ein künstlerischer Erlebnisrundgang
23. August bis 15. September

<link http: www.4656.ch>www.4656.ch

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