«Ein ewiger Lernprozess»

Isabelle Bitterli liest am Dienstag, 13. Oktober um 20 Uhr in der Buchhandlung Schreiber aus ihrem Buch «Wahre Gasthaus Geschichten», erzählt aber auch nicht veröffentlichte Erlebnisse aus ihrem Leben als einstige Gastronomin.

Gleich zwei Bücher hat die einstige Gastronomin Isabelle Bitterli in diesem Jahr veröffentlicht. (Bild: mim)
Gleich zwei Bücher hat die einstige Gastronomin Isabelle Bitterli in diesem Jahr veröffentlicht. (Bild: mim)

Sie balanciert das Tablet mit den Getränken, klemmt zusätzlich die Bücher unter die Arme und öffnet mit dem Fuss die Türe. Im Flur des Restaurant Salmen fallen einem fünfzehn Zentimeter tiefe Hölzchen auf, die an der Wand befestigt sind. «Ich habe mich schliesslich gegen den Schreiner durchgesetzt, der keine Hindernisse an der Wand montieren wollte», erzählt Bitterli schmunzelnd, während sie deren Funktion demonstriert und die Ecke des Tablets auf das vorstehende Holzteil stellt, um mit der anderen Hand nach dem Lift-Schlüssel zu greifen.

Selbst ist die Frau

Eine idealistische Denkweise hätten bereits die Eltern und Grosseltern gepflegt, die gerne Neues an die Hand nahmen, überlegt die gebürtige Wangnerin. Bitterli ist ebenfalls eine pragmatische Person, die Abläufe stets verbessern möchte und dafür auch schon mal versucht, einen Gegenstand selbst zu bauen. Zwei linke Hände hat die 47-Jährige jedenfalls nicht, so hat sie den Weinkeller im Restaurant Salmen gemauert und sich das Handwerk zuvor selbst beigebracht. Auch im eigenen Haus hat die zweifache Mutter mehrmals selbst Hand angelegt und beispielsweise Böden verlegt und Wände neu gestrichen. «Das sind keine Jahrhundertarbeiten», betont Bitterli bescheiden. «Doch aufgrund meines Ehrgeizes hinterfrage ich meine Arbeiten stets und versuche sie so lange zu verbessern, bis ich dahinter stehen kann. Einfach mal ausprobieren und dabei lernen bis man eine Tätigkeit beherrscht», erklärt die einstige Gastronomin, die diese positive Herangehensweise auch ihren Töchtern versucht hat mitzugeben. «Das Leben ist ein ewiger Lernprozess.»

Zur Auszeit gezwungen

Dass sie nicht ihr ganzes Leben einen Beruf ausüben werde, das hätte sie bereits mit 15 Jahren gewusst. «Ich brauche die Abwechslung», betont Bitterli, welche die Albumcovers für den Kinderliedermacher Christian Schenker, mit dem sie die Schulbank drückte, gestaltet. Sie habe ihren Beruf als Werbeassistentin für den Gastronomieberuf an den Nagel gehängt, als sie 2002, gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann, den Salmen übernommen hat. «Nun habe ich diesen Beruf aufgegeben, um wieder zu meinen Wurzeln zurückzukehren», was Bitterli als durchaus stimmig empfindet. Doch ganz so leicht waren die vergangenen Jahre nicht. Ich merkte, dass ich älter werde und nicht mehr gleich viel leisten kann, wie noch gewisse Zeit zuvor. Jede Warnung ihres Körpers habe sie damals verdrängt. Gliederschmerzen und die Vergesslichkeit waren einige davon. «Ich machte ein Durcheinander bei den Reservationen, hängte den Schlüssel an den Geschirrtuchhaken und fragte mich später, wer das gemacht hat.» Geschichten, die heute ein Schmunzeln hervorlocken, waren ernste und klare Anzeichen für das nahende Burnout. «Auch mein Umfeld merkte, dass ich nicht mehr dieselbe war», erzählt Bitterli, die schliesslich der Gesundheit zuliebe, kürzer trat. Glücklicherweise sei das gesamte Salmen-Team sowie ihr Lebenspartner stets hinter ihr gestanden. «Die aufgezwungene Auszeit von einem halben Jahr gab mir die Möglichkeit, mein Leben zu reflektieren», erzählt Bitterli. Immer mehr zeigte sich, dass die in den arbeitsreichen Gastronomiejahren aufgestauten Ideen umgesetzt werden müssen. So verabschiedete sie sich Ende März als Chefin de Service vom Salmen und ist seither nur noch auf Abruf vor Ort. «Das ist eine wunderbare Lösung für uns alle», zeigt sich die einstige Chefin begeistert, die Ruhe bei einem Spaziergang in der Natur findet.

Auf zu neuen Ufern

Über die Jahre hat die Gastronomin Geschichten aus ihrem Alltag, wie die der alten Frau, die sie um drei Uhr morgens gefunden und nach Hause gefahren hat, gesammelt und diese Anfang Jahr im Buch «Wahre Gasthaus Geschichten» zu Papier gebracht. Dieses Kurzgeschichtenbuch sei quasi ein Dankeschön an ihre 18 Jahre in der Gastrobranche. «Mir bereitet der Schreibprozess viel Freude», erzählt Bitterli. Zuvor hat die Oltnerin mit ihrem Lebenspartner, dem bekannten Oltner Künstler Werner Nydegger, den Verlag Kobold Books gegründet. «In diesem möchten wir unsere Ideen publizieren, aber keine externen Autoren verlegen», betont Bitterli, die im Mai das Kinderbilderbuch «König Corona» publiziert hat. «Ich fand manche Erklärung für Kinder unpassend, weswegen ich mir überlegt habe, wie man diesen Virus besser erklären könnte. Daraus ist schliesslich die Geschichte mit den Illustrationen von Werner Nydegger entstanden.» Das Kinderbuch sei sehr gut gestartet und begeistere Kinder wie auch Erwachsene. «Natürlich ist es eine Gratwanderung die Gefahren so aufzuzeigen, dass sie im Gedächtnis haften bleiben, ohne dabei die Kinder zu erschrecken», weiss Bitterli, die auch ihre beiden Töchter mit der kindgerechten Wahrheit erzogen hat. Im November erscheint Nydegger’ satirischer Roman und Ende Jahr nochmals ein gemeinsames Kinderbuch in Versform. Auch für das kommende Jahr seien weitere Bücher geplant. Leben könne sie davon noch nicht, aber es sei das Ziel. «Im Moment könnte man es tatsächlich noch als teures Hobbie bezeichnen. Doch ich habe noch nie etwas des Geldes wegen gemacht», meint Bitterli und fügt lachend an: «Und so machen wir nun weiter, bis wir zumindest ein paar unserer zahlreichen Ideen umgesetzt haben.»

Lesung von Isabelle Bitterli
Dienstag, 13. Oktober, 20 Uhr, Buchhandlung Schreiber

www.kobold-books.ch

 

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