Von der Hand in den Mund

Covid-19 Angesichts eines möglichen zweiten Lockdowns haben wir mit Georg Berger, dem Präsidenten des Fördervereins des Buchfestivals und Direktor des Berufsbildungszentrum (BBZ) über die Absage des Festivals und Covid-19- Massnahmen am BBZ gesprochen.

Ein solches Bild wird es in diesem Jahr nicht geben, denn das Buchfestival wurde abgesagt. Wir haben mit Georg Berger über die Absage und Covid-19 Massnahmen am Berufsbildungszentrum gesprochen. (Bild: mim / Bild: ZVG)

Ein solches Bild wird es in diesem Jahr nicht geben, denn das Buchfestival wurde abgesagt. Wir haben mit Georg Berger über die Absage und Covid-19 Massnahmen am Berufsbildungszentrum gesprochen. (Bild: mim / Bild: ZVG)

Die Lage sei extrem besorgnis-erregend, weshalb es nicht vertretbar gewesen wäre, das Buchfestival vom 29. Oktober bis 1. November durchzuführen, ist Georg Berger, der Präsident des Fördervereins des Buchfestival Olten überzeugt. Ursprünglich wollten die Organisatoren einzig am Samstagsprogramm mit den Preisverleihungen des Schreibwettbewerbs sowie der Buchpreise Dreitannen im kleinen Rahmen festhalten. Mit den verschärften kantonalen Regelungen, die am Dienstag in Kraft getreten sind, ist nun klar, dass auch diese abgesagt werden müssen. «Die Richtung hat sich in den letzten Tagen abgezeichnet, da sowohl die Künstler, wie auch die Besucher einer Durchführung vorsichtig begegnet sind», weiss Berger, der sich nicht erst seit dem Buchfestival Olten mit dem Lockdown und Schutzmassnahmen auseinandergesetzt hat. «Wir haben uns auch ein Streaming des Anlasses überlegt, doch gerade eine Preisverleihung lebt von den Emotionen.»

Stresstest am BBZ

Georg Berger hat als Direktor des Berufsbildungszentrum Olten (BBZ) bereits viel Erfahrung mit Covid-19-Massnahmen gemacht und erinnert sich deshalb noch lebhaft an den Donnerstagabend Mitte März zurück: «Ich bin zu einer Sitzung mit dem Kantonsarzt am Freitag eingeladen worden und musste an dieser Kenntnis vom Lockdown am darauffolgenden Montag nehmen. Es war eine schockartige, nicht vorstellbare Situation.» Für das Berufsbildungszentrum Olten, das aus den vier Teilschulen Gesundheitlich-Soziale Berufsfachschule Olten, Gewerblich-Industrielle Berufsfachschule Olten, Kaufmännische Berufsfachschule Olten und dem Erwachsenenbildungszentrum Olten besteht, bedeutete dies einschneidende Massnahmen. «In den nachfolgenden Tagen musste informiert, auf das Klassenmanagement umgestellt und raschmöglichst Vorkehrungen getroffen werden, um den Unterricht für die 262 Klassen und 4500 Studierenden zu Hause fortsetzen zu können», erzählt Berger. «Dies bedeutete, dass wir einen Hebel umlegen mussten in einen Modus, den wir noch nie so durchgespielt haben - ein absoluter Stresstest. Rückblickend haben wir aber glücklicherweise im Jahr 2017 mit der Einführung der «Bring Your Own Device»-Strategie (BYOD) begonnen», so Berger. Dabei ist die Nutzung eigener technischer Geräte, wie Laptops, im Netzwerk von Schulen oder Universitäten gemeint. «Heute ist «BYOD» nach einer aufwändigen Einführungszeit im Aufbau begriffen und zur Hälfte eingeführt», erzählt der Direktor. «Gewisse Applikationen haben wir bereits seit den 90er-Jahren. Die Einführung der BYOD-Strategie führte dazu, dass die verschiedenen Applikationen bereits ausgerollt, aber noch nicht flächendeckend in Betrieb waren», erklärt Berger und fügt an: «Somit war die aktuelle Situation ein Beschleuniger.» Im Eiltempo mussten Programme wie Teams, Moodle, Nanoo, SharePoint und Exchange von den Lehrpersonen verinnerlicht werden, um via der Programme die nachfolgenden Wochen mit den Studenten zu kommunizieren. «Insbesondere Teams hat sich bewährt, da die ganze Klasse in einen gemeinsamen, virtuellen Klassenraum zusammengezogen werden kann», erklärt Berger.

Breit abgestützte Task Force

Die Weichenstellung für das weitere Verfahren mit Covid-19 am kantonalen Berufsbildungszentrum lagen jedoch nicht bei Georg Berger, sondern wie gesetzlich vorgesehen bei der sogenannten Verbundpartnerschaft. Dafür schlossen sich das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) gemeinsam mit der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK) sowie den Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften zu einer Task Force zusammen. «Da ich ein Mitglied in der Projektorganisation war, bekam ich trotz der breit aufgestellten Gruppe die Entscheidungen zeitnah mit, was mir für die Umsetzung an der Schule entgegenkam», so der Direktor. Trotzdem habe es in den ersten Tagen ein paar Probleme gegeben. Einerseits konnten 14 Klassen nicht erreicht werden, da diese über keinen Zugang zu einem Computer verfügten. Auch die Definition Schultag sorgte anfänglich für Verwirrung, da zuerst festgelegt wurde, dass der Arbeitgeber den Schultag bestimmt. «Diese anfänglichen Themen konnten wir jedoch innerhalb von einer Woche lösen», erzählt Berger.

Wichtige Erfahrungen gesammelt

Am 11. Mai wurde der Präsenzunterricht wieder aufgenommen und die Abschlussklassen frühzeitig verabschiedet. «Für den schulischen Lehrabschluss zählte die Erfahrungsnote und je nach Sparte fanden praktische Prüfungen statt», erklärt Berger und fügt mit einem Schmunzeln an: «Wir haben festgestellt, dass manch ein Schüler selbstständiger aus dem Online-Unterricht zurückgekehrt ist.» Angesprochen auf einen zweiten Lockdown meint Berger: «Wir konnten im ersten Lockdown wertvolle Erfahrungen sammeln, weshalb uns ein zweiter nicht unvorbereitet treffen würde.» Der erste Lockdown habe aber auch aufgezeigt, dass Präsenzunterricht nicht vollkommen ersetzt werden könne. Insgesamt sei festzuhalten, dass je nach Stufe grosse Unterschiede erkennbar seien. «Schüler brauchen eine Situierung des Lernstoffes, was bei Schwächeren doppelt so wichtig ist. Und im Bereich der Erwachsenenbildung, wo manch ein Familienmitglied aus einem anderen Kanton anreist, wäre wohl ein Integriertes Lernen sinnvoll, bei dem Präsenzveranstaltungen und E-Learning kombiniert werden können», zeigt Berger auf. Zudem sei ein grosses Thema, das Absolvieren von Prüfungen, noch nicht gelöst. Aktuell gilt am BBZ ein Schutzkonzept mit unter anderem einer Maskenpflicht und den Abstands- und Hygieneregeln. «Wir stehen im regelmässigem Austausch mit dem Tracing Zentrum und dem Kantonsarzt», erzählt der Schuldirektor. «Nach den Wochenenden befinden sich einzelne Personen oder ab und an auch eine ganze Klasse in Quarantäne.» Das sei auch abhängig davon, wie konsequent sich die Personen an die Regelungen halten würden. «Wenn die Selbstkontrolle nicht spielt, dann gibt es leider Infektionen», betont Berger und fügt an: «Im Moment leben wir von der Hand in den Mund, um ständig auf Veränderungen reagieren zu können.»

www.bbzolten.so.ch

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