«Ein Bestseller lässt sich nicht planen»

Thomas Knapp hat den kantonalen Preis für Kulturvermittlung erhalten. Wir haben mit ihm über Olten, das Schreiben und Bücher gesprochen.

Verleger Thomas Knapp lebt Kulturvermittlung auch in den Schützi-Räumlichkeiten. (Bild: mim)
Verleger Thomas Knapp lebt Kulturvermittlung auch in den Schützi-Räumlichkeiten. (Bild: mim)

Mal fetzige, mal leise Töne begleiten unser Gespräch im Schützi-Büro, das wegen der Glasscheibe einen Blick auf die einstige Turnhalle und die neue Bühne bietet, auf der Kinderliedermacher Christian Schenker und seine «Grüüveli Tüüfeli» unter Einhaltung der Abstandsregeln eine Probe absolvieren. «Das ist für mich auch eine Form der Kulturförderung, dass ich nun in diesen schwierigen Zeiten, die oftmals verwaiste Schützi beispielsweise für Proben zur Verfügung stellen kann», erzählt Schützi-Geschäftsführer Thomas Knapp, der am vergangenen Montag an der Übergabefeier den Fachpreis für Kulturvermittlung entgegengenommen hätte. Die Feier wurde jedoch aufgrund der Corona-Situation abgesagt. «Wir machen momentan alle Abstriche, aber ich bin froh, dass die Schützi mit den 23 Sternschnuppen wieder regelmässig zum Leuchten gebracht wird.»

Der Heimatboden

Doch nicht nur Knapp wurde ausgezeichnet. Schriftsteller Alex Capus erhielt den Solothurner Kunstpreis 2020 und das Starrkircher Duo «Comedia Zap», bestehend aus Cécile Steck und Didi Sommer, den Preis für Theater. «Ich habe mich riesig gefreut, dass «Comedia Zap» und natürlich auch Alex Capus, ebenfalls ausgezeichnet wurden. Ich kenne Alex nun seit 53 Jahren und habe mit ihm meine Kindheit verbracht», so der 59-Jährige, der gemeinsam mit seinem älteren Bruder Urs an der Gartenstrasse aufgewachsen ist. «Wir hatten eine schöne Kindheit im Säliquartier, spielten gerne im Wald oder Fussball beim Bifang- oder Sälischulhaus, besuchten den Teamkeller bei der Marienkirche oder halfen beim Umbau des Freizytforums Färbi mit», kehrt Knapp gedanklich in seine Kinder- und Jugendzeit zurück. «Es ist erstaunlich, wie viele Leute von damals in der Eisenbahnerstadt geblieben sind und noch heute hier wohnen. Ich schätze diesen Heimatboden sehr.»

Mit Büchern gross geworden

Bücher begleiteten Knapp von Kindesbeinen an. «Mein Vater war sein gesamtes Arbeitsleben im Buchzentrum tätig, wo er auch meine Mutter kennenlernte», erzählt Knapp und schwelgt in Erinnerungen an die Bücher von Alois Carigiet sowie die Geschichten von Erich Kästner und Astrid Lindgren, die er selbst gelesen oder vorgelesen bekommen habe. Deshalb verwunderte wohl der Entscheid, nach der Schule eine Buchhändlerlehre in der Buchhandlung Schreiber zu absolvieren, kaum. «Unter den Fittichen des einstigen Inhabers Georg Ihle habe ich nicht nur die Schönheit der Bücher, sondern auch eine wirtschaftliche Denkweise erlernt», erzählt der heutige Verleger von seinen Ausbildungsjahren. Und so kam es, dass Knapp gemeinsam mit seinem Kollegen Stephan Flück nach dem Lehrabschluss und einem Sprachaufenthalt in Frankreich den Kinderbuchladen Pinguin vis-à-vis des Kino Palace an der Aarauerstrasse eröffnete. «Wir haben damals, als wahrscheinlich erste in der Region, sehr viele Lesungen und Schulbesuche durchgeführt», erzählt Knapp. «Stephan und ich haben sehr viel Herzblut in den Pinguin gesteckt. Der Aufwand war riesig, der Ertrag weniger. Wir haben eine Nachfolge gesucht und sie in einer Genossenschaft mit engagierten Leuten gefunden», erzählt Knapp, der anschliessend zuerst die Leitung der Buchshopping-Filiale in Oftringen und schliesslich die Geschäftsführung von weiteren neun Filialen übernahm. «Eine spannende Zeit, aber auch eine, in der ich viel unterwegs war», so Knapp, der schliesslich eine halbjährige Auszeit in Frankreich einlegte. Zurück in der Schweiz wollte Knapp eine Neuorientierung wagen und dabei kamen ihm die vorherigen Engagements als freier Mitarbeiter bei den Solothurner Nachrichten zugute. Als eine spannende Zeit, bei der er bei der Solothurner AZ den Sportteil weiter ausbaute und gemeinsam mit Oltner Weggefährten wie Alex Capus oder dem Fotografen André Albrecht arbeitete, bezeichnet Knapp seine 17-jährige Journalistenlaufbahn und erinnert sich an Abende, an denen ein Text über den verloren geglaubten EHC Olten-Match gegen Lugano bereits übermittelt war, als die Powermäuse das Ruder nochmals herumrissen, was bedeutete: alles auf Anfang.

Ein raketenhafter Neustart

Knapps Journalistenkarriere endete beim «Blick» in einem Burnout. Da sei er selber schuld gewesen, sagt er heute. Was manch einer als Ende betiteln würde, war jedoch für Knapp ein Neustart. Sein Erfahrungsbericht «In den Krallen des Raubvogels» war zugleich die Gründung des heutigen Knapp Verlags, der zuerst noch Verlag Textwerkstatt hiess. Erst 2009, beim Erscheinen von Alex Capus’ «Der König von Olten», wurde der Verleger selber zur Verlagsmarke. Sein erstes Buch schlug wie eine Bombe ein und liess Knapp mit Referaten zum Thema Burnout durch die Schweiz tingeln. Heute kann er in den 15 Jahren auf 180 publizierte Bücher zurückblicken. «Die Texte müssen berühren und das Handwerk stilsicher sein – denn Bücher wachsen nicht auf Bäumen. Und ein Bestseller lässt sich nicht planen.» Ausserdem möchte der Verleger auch unbekannteren Autorinnen und Autoren eine Plattform bieten. Deshalb freut sich der Oltner auch sehr über den Fachpreis für Kulturvermittlung und das Wahrgenommen werden, stellt aber auch klar, dass dies dem gesamten Verlagsteam zu verdanken sei und es auch mit oder ohne Preis weitergehe. «Dies dank Förderbeiträgen, der Unterstützung von Weggefährten, aber auch wegen Institutionen, wie dem Verein Freunde des gepflegten Buches», betont Knapp. Und so sind auch nach dem Jubiläumsjahr, das der Verleger in der Schützi feierte, für nächstes Jahr bereits acht Bücher geplant.

www.knapp-verlag.ch

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