Spezielles letztes Jahr

Jahresrückblick

«Es ist wichtiger denn je das hiesige Gewerbe zu unterstützen», betont Stadtpräsident Martin Wey. (Bild: mim)
«Es ist wichtiger denn je das hiesige Gewerbe zu unterstützen», betont Stadtpräsident Martin Wey. (Bild: mim)

Wie bereits vor Ostern wird sich Stadtpräsident Martin Wey auch zum Jahreswechsel mit einer Videobotschaft an die Oltner Bevölkerung richten, da der traditionelle Neujahrsapéro wegen der Pandemie-Massnahmen nicht stattfinden kann. Sie hätten bereits Ende Februar Veranstaltungen absagen müssen, erzählt der Stadtpräsident rückblickend und fügt an: «Welches Ausmass mit einem Lockdown schliesslich folgen würde, das konnten wir uns jedoch damals nicht vorstellen.» Die Stadtverwaltung musste sich rasch die Frage stellen, wie mit Kundenkontakten umzugehen ist, damit die Mitarbeiter geschützt und der Betrieb sichergestellt ist. Dies führte dazu, dass das Stadthaus für eine gewisse Zeit geschlossen und die montäglichen Stadtratssitzungen in den 10. Stock verschoben wurden. Daneben mussten auch die Parlamentssitzungen in grössere Räumlichkeiten, wie zuerst ins Stadttheater und die letzten paar Male in die Konferenzräume des Hotel Arte ausweichen. «Ich denke gerade für die Fraktionen ist ein Austausch unter diesen Bedingungen nicht immer einfach», zeigt Wey auf, der nachvollziehen kann, dass sich viele Parlamentarier für die letzte Sitzung am vergangenen Donnerstag aus Angst vor Ansteckungen vor Weihnachten entschuldigt hatten, weshalb die Parlamentssitzung abgesagt werden musste. Er merkt jedoch an, dass dies vielleicht früher hätte diskutiert werden müssen. Nun überlege man, künftig auch Parlamentssitzungen online abzuhalten.

Stärkerer Austausch mit dem Gewerbe

Auch bei ihm hätten viele Sitzungen online stattgefunden. «Dies hat bewirkt, dass sich das gesamte Stadthaus im Bereich Informatik einen Schritt vorwärts bewegt hat», erzählt Wey. Auch wenn teilweise zügiger, sei eine Onlinesitzung nie dasselbe, wie sich im Sitzungszimmer gegenüber zu sitzen, wo Gestiken eine entscheidende Rolle spielen, so der Stadtpräsident, der repräsentative Arbeit gegen Organisationsfragen tauschte. Als schön bezeichnet er die Solidarität, die in Olten insbesondere während des Lockdowns mit beispielsweise dem Einkaufen für Risikogruppen, entstanden sei. Ausserdem habe ein viel stärkerer Austausch mit der Wirtschaftsförderung und Gewerbe Olten stattgefunden. «Nach der Öffnung haben wir mit der Lancierung der Gewerbe-Gutschein- sowie der Schirm-Aktion auf der Kirchgasse versucht, eine Hilfestellung fürs hiesige Gewerbe zu geben und damit auch dem Thema Leerstände entgegenzuwirken», erzählt Wey und fügt an: «Zudem haben wir über unsere eigenen Richtlinien hinweg gehandelt, indem wir mehr Platz für Aussenwirtschaften oder gar Zelte für die Gastronomen erlaubt haben.» Angesprochen darauf, dass zwar viel im Bereich Gewerbe unternommen worden sei, sich aber die Kulturbranche von der Stadt im Stich gelassen fühle, meint der Stadtpräsident: «Wir haben, auch wenn kulturelle Veranstaltungen nicht stattfinden konnten, Geldbeträge nach der Schlussabrechnung gesprochen und auch verschiedene Leistungsvereinbarungen wieder ins Budget aufgenommen. Ausserdem sind nahezu 24’000 Franken im Kulturförderungs-bereich gesprochen worden. «Tatsächlich erhalten Kunstschaffende in erster Linie existenzsichernde Gelder jedoch von Bund und Kanton und der Kontakt ist leider aufgrund der fehlenden Veranstaltungen weggefallen. Wenn dies als mangelnde Wertschätzung interpretiert wird, dann tut es mir leid. Dies ist es keineswegs», betont Wey.

Ein Lockdown als Stadtpräsident

Natürlich habe ihn das Corona-Thema auch persönlich beschäftigt und beschränkt. «Ich konnte keine sportlichen oder kulturellen Veranstaltungen mehr besuchen und auch die Reise nach Italien fiel ins Wasser. Ausserdem seien sein zweiter Berlinmarathon sowie der Schluchseelauf und der Luzern Halbmarathon weggefallen. «Hingegen haben Abende zu Hause dazu geführt, dass ich viel gelesen und mein Klavierspiel bei einem Lehrer intensiviert habe», so Wey. Doch sein letztes Jahr hat sich der Stadtpräsident wohl anders vorgestellt. «Als die 1. August-Veranstaltung nicht stattfinden konnte, wurde mir bewusst, dass dies die letzte Feier als Stadtpräsident gewesen wäre», bestätigt Wey, der bereits vor Längerem beschlossen hat, dass er sich im kommenden Jahr nicht mehr für ein politisches Amt in Olten zur Verfügung stellen wird. «Es war auch ein Lockdown für mich als Stadtpräsidenten, was positiv und negativ betrachtet werden kann. Ich drehe nicht Däumchen, trotzdem ist es nun eine schrittweise Entschleunigung und nicht ein harter Schnitt am Ende der Amtszeit», überlegt Wey, den dies aber wegen seiner 30 Jahre bei der Stadt Olten nicht allzu fest schmerzt.

Viel Vorarbeit für Grossprojekte

«Gefehlt hat in diesem Jahr aber ganz klar auch der Kontakt zur Bevölkerung», bedauert Wey. Doch auch wenn es in mancher Hinsicht ein ruhigeres Jahr gewesen sei, hätten einige Grossprojekte einen Schritt vorwärts gebracht werden können, so wurden notwendige Projektierungskredite für den Bahnhofplatz und das Schulhaus Kleinholz gesprochen. Zu Höhepunkten im Corona-Jahr zähle die Eröffnung des Schulhauses Zementi, der Baustart gemeinsam mit dem Kanton am Ländiweg, die erneute Zertifizierung als Energiestadt sowie der Projektstart für die Erarbeitung eines Massnahmenplans um die Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen. Ausserdem konnte der Standort für das neue Kunstmuseum sowie die Ortplanrevision angestossen und die SIP verpflichtet werden. «Das sind zwar vorwiegend Planungsarbeiten, trotzdem sind diese wichtig, um die Projekte teilweise im 2021 umsetzen zu können», betont Wey. Im kommenden Jahr sollen insbesondere Grossprojekte wie der Bahnhofplatz und das Kunstmuseum vorangetrieben werden. «Aber auch das Thema Fluchtverkehr im Säliquartier wird nun mit spürbaren Massnahmen zum Schutz des Quartiers angegangen», betont Wey. Zudem stünden im neuen Jahr wichtige Volksabstimmungen wie die Teilrevision Gemeindeordnung, das neue Schulhaus, der Kremationsofen und natürlich die Wahlen bevor, zählt Wey auf, der die bevorstehenden Weihnachten auch für sich als speziell bezeichnet. «Es ist ein Fest der Begegnung, das nun nicht in dieser Form stattfinden kann. Zudem sehnt sich jeder nach dieser stressigen Zeit, für einmal nicht wegen den Geschenken, sondern wegen Sorgen um den Arbeitsplatz und um die Gesundheit, nach etwas Ruhe», so Wey, der sich für das neue Jahr wünscht, dass Olten schnell wieder in ein städtisches Leben zurückfinden kann.

www.olten.ch

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