Wie läufts bei der SIP?

SIP Olten Sicherheit, Intervention, Prävention: Das sollen die regelmässigen Patrouillen der SIP Olten leisten. Nach einem halben Jahr im Einsatz fällt ein erstes Fazit positiv aus.

Joël Bur, Projektleiter SIP Region Langenthal Olten (Bild: ZVG)

Joël Bur, Projektleiter SIP Region Langenthal Olten (Bild: ZVG)

Seit einem halben Jahr in Olten unterwegs: die Patrouillen der SIP, hier vor der Stadtkirche. (Bild: Franz Beidler)

Seit einem halben Jahr in Olten unterwegs: die Patrouillen der SIP, hier vor der Stadtkirche. (Bild: Franz Beidler)

Urs Widmer, Schichtleiter SIP Olten (Bild: FB)

Urs Widmer, Schichtleiter SIP Olten (Bild: FB)

Mit Beginn des Jahres nahmen sie ihre Arbeit in Olten auf: die Zweierteams der SIP. Sicherheit, Intervention, Prävention sind die Schlagworte, aus denen sich das Kürzel zusammensetzt. Der Auftrag, den das Oltner Gemeindeparlament im Mai 2020 formulierte, lautet: Durch Olten patrouillieren und den öffentlichen Raum moderieren. 450000 Franken sprach die Politik für den Zeitraum von drei Jahren. Die zentrale Idee ist jene der Raumanwaltschaft: Alle Anspruchsgruppen sollen den öffentlichen Raum nutzen können. Bei Konflikten spricht die SIP an, fragt nach, klärt auf und vermittelt.

Viel Goodwill und schon gut vernetzt

Nach dem halben Jahr klingt ein erstes Fazit so: «Wir wurden mit offenen Armen und viel Goodwill empfangen», sagt Joël Bur, Projektleiter SIP Region Langenthal Olten. «Wir konnten uns gut vernetzen und auch bereits einige Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum aufheben.» Der 31-Jährige leitete die letzten drei Jahre die SIP in Langenthal, bevor die örtliche Politik sich nicht mehr einigen konnte und der Langenthaler Auftrag deswegen verfiel. «Auf Anfang Jahr konnten wir deshalb mit fast den gleichen Leuten den Auftrag in Olten übernehmen», erklärt Bur. Zehn Leute und sich selbst setzt er in wechselnden Zweiertrupps in Olten ein. «Zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Orten», wie er erklärt. «Je nach Wetter, Wochentag oder Anlass wird der öffentliche Raum anders genutzt.» Jetzt im Sommer seien zum Beispiel die Oltner Parks viel besucht.

Um auf die wechselnden Bedingungen reagieren zu können, bestimmt die jeweilige Schichtleitung, eine der zwei Personen der Patrouille, die Route. Einer dieser Schichtleiter ist Urs Widmer. Der 64-jährige soziokulturelle Animator ist seit zweieinhalb Jahren für die SIP zuerst in Langenthal und jetzt in Olten unterwegs. «Im Moment haben wir etwa acht Schwerpunktorte», sagt er und betont: «Der Weg dazwischen ist aber genauso wichtig.» Die gewählte Route, allgemeiner Eindruck und allfällige Vorkommnisse hält er in einem Journal fest. Alle Journale der Schichtleiter gehen zurück an Bur, der sich dann ein ganzheitliches Bild über den öffentlichen Raum in Olten machen kann. «Manchmal kriegen wir dann die Weisung, einen bestimmten Ort sicher zu besuchen», erzählt Widmer.

«Viele Leute kennen wir persönlich»

Oft ist Widmer mit Markus Goette unterwegs. Der 55-Jährige vormalige Behindertenbetreuer stiess zu Beginn des Jahres zur SIP. Zu Olten hatte er davor keine Verbindung. Das sei inzwischen anders. «Viele der Leute, die sich oft im öffentlichen Raum aufhalten, kennen wir inzwischen persönlich mit Namen», sagt Goette. «Und sie kennen uns», hängt er an. Während zu Beginn des Jahres die SIP-Patrouillen mit Spitznamen wie «Sittenpolizei» oder «Stasispitzel» belegt worden seien, würden sie inzwischen oft freundlich gegrüsst, erzählen Widmer und Goette. Die gegenseitige Bekanntschaft fördert Verständnis: «Wenn eine Gruppe, die laute Musik hört, uns sieht, dann drehen sie die Lautstärke gleich runter», macht Goette ein Beispiel.

Der Beziehungsaufbau sei im ersten halben Jahr das zentrale Ziel der SIP gewesen, bestätigt Bur und ergänzt: «Dazu gehört auch der Kontakt zum Gewerbe und der Gastronomie, die ebenfalls wichtige Player im öffentlichen Raum sind.» Deren Anliegen wolle die SIP auch aufnehmen. Der Kontakt zu den jeweiligen Verantwortlichen sei grossmehrheitlich hergestellt.

Die aufgebauten Beziehungen kommen im Patrouillenalltag von Widmer und Goette immer wieder zu tragen: «Zum Beispiel kommen Leute inzwischen auf uns zu, bevor ein Streit in ihrer Gruppe eskaliert», erzählen die beiden und betonen: «Die meiste Zeit ist es aber ruhig und friedlich in Oltens öffentlichen Räumen.»

Neben der Vermittlung ist die SIP auch Helfer in allen Lebenslagen. «Wir tragen eine Notfallapotheke, Masken und Desinfektionsmittel mit», erzählt Widmer. «Übrigens auch Infoflyer und Visitenkarten», ergänzt er. Wer Fragen habe, dürfe damit gerne auf die Patrouillen zugehen. Zigaretten, Münz, Kondome oder gar Spritzen hingegen – Dinge, um die sie manchmal gebeten würden – hätten sie nicht dabei.

Herauspicken und gezielt begleiten

Nach diesem ersten halben Jahr, das eben dem Beziehungsaufbau gewidmet war, wollen Bur und sein Team nun die «Entstörung des öffentlichen Raums angehen», wie Bur es formuliert. «Einzelne, die wiederholt massiv stören, wollen wir herauspicken und gezielt begleiten.» Das könne schon auch mal bedeuten, sie von bestimmten Orten wegzuweisen. Ebenfalls soll der achtlos weggeworfene Müll, das sogenannte Littering, in den Fokus rücken. «Da wollen wir mit allen Nutzungsgruppen gemeinsame Strategien aushandeln.»

«Die SIP muss man als langfristiges Projekt verstehen», stellt Bur klar. So ist das Ziel, den öffentlichen Raum zu entlasten, indem die Menschen auf die Anliegen ihrer Mitmenschen sensibilisiert werden. «Ein Minimum an Nutzungskonflikten dank gelingender Kooperation», nennt es Bur. Er sei zuversichtlich, dass das zu erreichen sei. «Das braucht aber Zeit und eine konstante Moderation.»

www.olten.ch

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