«Das Gesamtpaket hat hier in Olten gepasst»

Lars Leuenberger Er war sowohl als Spieler als auch als Trainer Schweizer Meister mit dem SC Bern. Seit dieser Saison bestimmt Lars Leuenberger als Cheftrainer die Geschicke beim EHC Olten.

Lars Leuenberger steht seit Anfang August als neuer EHCO-Trainer auf dem Kleinholz-Eis. Noch ist er dabei, sein Team vor dem Saisonstart am 10. September besser kennenzulernen. (Bild: Bruno Kissling)
Lars Leuenberger steht seit Anfang August als neuer EHCO-Trainer auf dem Kleinholz-Eis. Noch ist er dabei, sein Team vor dem Saisonstart am 10. September besser kennenzulernen. (Bild: Bruno Kissling)

Kürzlich übernahm Murat Yakin das Amt als Trainer der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft. Zuvor wirkte er als Trainer des FC Schaffhausen in der Challenge League. Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?

Lars Leuenberger: Ui. (Überlegt) Ich schaue sehr gerne Fussball und verfolge auch die Schweizer Nationalmannschaft – ob das nun an einer EM oder WM ist. Darüber nachgedacht, dass Murat Yakin nun aus der Challenge League kommt oder nicht, habe ich nicht. Er hat ja früher bereits in der höchsten Liga und auch schon im Ausland als Trainer gearbeitet. Falls die Frage darauf abzielt, ob ich auch mal Nationaltrainer werde – das habe ich mir deswegen nun nicht überlegt (lacht). Aber ich finde seine Berufung cool, und es freut mich, dass man auch im Fussballverband auf einen Schweizer setzt.

Tatsächlich bestehen zwischen Yakin und Ihnen augenfällige Parallelen. Wie er wurden Sie als Trainer bereits Schweizer Meister und haben bei mehr als einem Klub als Cheftrainer in der obersten Liga gearbeitet. Nun übernehmen Sie mit dem EHC Olten einen Klub aus der zweithöchsten Liga.

Ich habe immer gesagt, dass ich sicher offen bin, wenn mich mal ein ambitionierter Klub für einen Job in der zweithöchsten Liga anfragt. Insofern ist mir egal, ob ich in der National League oder in der Swiss League arbeite. Das Gesamtpaket muss stimmen – und das hat hier in Olten gepasst.

Nachdem feststand, dass Antti Törmänen nach seiner Krebserkrankung das Traineramt beim EHC Biel wieder übernehmen würde, stand Ihr Wechsel nach Olten ziemlich rasch fest.

Ja. Ich habe mit EHCO-Sportchef Marc Grieder bereits in den letzten Jahren Kontakte gepflegt. Ein gewisses Interesse an meiner Person besteht also schon länger. Dann haben wir im Frühling mal miteinander telefoniert, als noch nicht feststand, wie es in Biel weitergehen würde. Als dann die Rückkehr Törmänens kommuniziert wurde, haben Grieder und ich noch gleichentags miteinander telefoniert. Am nächsten Tag traf bereits der EHCO-Verwaltungsrat mit mir zusammen. Das hat mich sehr beeindruckt, weil sich diese Personen sofort bemühten, ein Treffen zu arrangieren.

Sich weiter gedulden und auf eine erneute Chance in der höchsten Liga hoffen – war das diesmal im Gegensatz zu früher keine Option mehr für Sie?

Nein. In diesem Jahr wollte ich nahtlos weiterarbeiten als Trainer. So habe ich mich entschieden, das Angebot Oltens anzunehmen. Innert einer Woche war alles klar.

In meiner Wahrnehmung werden in Olten derzeit etwas kleinere Brötchen gebacken als vor wenigen Jahren. Sind Sie als ambitionierter Trainer hier am richtigen Ort?

Ich kann und will nicht gross über die Vergangenheit beim EHC Olten reden. Ich war ja nicht dabei. Fakt ist: Die Ambitionen sind da, wir verfügen über eine gute Mannschaft. Es war absolut der richtige Entscheid, Olten zuzusagen.

Die Erwartungshaltung des Umfelds ist in Olten unverändert hoch. Früher oder später soll der Aufstieg in die National League gelingen.

Das Ziel ist natürlich, die Saison so gut wie möglich zu beenden. Ich denke, Olten startet nicht als Favorit in die neue Saison. Wir haben vergleichsweise viele junge Spieler in unseren Reihen. Aber ich trete gerne als Herausforderer auf. Es gibt andere Teams, die schon besser eingespielt sind oder über ein nominell besser besetztes Kader verfügen als wir. Zum Beispiel der EHC Kloten mit vielen ehemaligen NLA-Spielern. Aber das bedeutet nicht automatisch Erfolg. Wir haben ja gesehen, wer im Frühling aufgestiegen ist. Nicht das favorisierte Kloten, sondern Ajoie. Es ist mein Job, unsere jungen Spieler gemeinsam mit meinem Assistenten Stefan Schneider weiterzuentwickeln, damit sie den nächsten Schritt machen können.

Sie sprechen von «anderen Teams», stufen also nicht nur Topfavorit Kloten als nominell besser als Olten ein.

Visp hat sehr viel investiert, in einheimische und ausländische Spieler. Der neue Trainer Hanberg kennt die Liga schon sehr gut und wurde mit Langenthal auch schon Meister der Swiss League. Kloten ist der Favorit und hat mit Tomlinson einen guten Trainer aus der National League verpflichtet. Die GCK Lions hatten wohl noch nie eine so gute Mannschaft wie in dieser Saison. Ich bin derzeit dabei, die Mannschaften besser kennenzulernen. In einem oder zwei Monaten kann ich unsere Gegnerschaft noch besser beurteilen.

Das Eistraining beim EHCO startete Anfang August. Wie nehmen Sie Ihre neue Mannschaft bisher wahr?

Die Mannschaft arbeitet hart und hat das auch zuvor im Sommertraining bereits getan. Es sind gute Typen mit einem guten Kern. Und sie sind hungrig. Mittlerweile zeigen sich aber gewisse Unterschiede innerhalb des Teams: Die guten Spieler werden besser, die weniger guten stagnieren. Ich habe in den letzten Wochen vermittelt, wie wir spielen wollen. Das braucht Zeit. Man sieht aber auch hierbei, dass die besseren Spieler das bereits umsetzen können, andere noch mehr Mühe haben. Aber das ist völlig normal. Wir Trainer müssen geduldig sein, damit diese Zahnräder dann eines Tages ineinandergreifen.

Momentan weilen Sie im Trainingslager in Arosa, erstmals ernst gilt es dann am 10. September beim Gastspiel bei der EVZ Academy. Worauf legen Sie das Augenmerk in den letzten zwei Wochen der Vorbereitung?

Jetzt steht «High Intensity Training» im Vordergrund. Die Trainings sind viel länger und intensiver als normal. Mein Ansatz ist ohnehin: Ich will in der Swiss League trainieren lassen wie in der National League. Daran haben meine Spieler momentan sehr zu beissen. Es handelt sich um eine Anpassung, die Zeit benötigt. Das Training soll stets härter sein als der Match. Bis zum Saisonstart geht es auch noch um den Feinschliff. Zum Beispiel gilt es zu sehen, welche Spieler auf dem Eis zusammenpassen.

Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in der neuen Saison zu?

Eine ganz schwierige Frage. Die Liga kenne ich noch nicht gut. Auch meine Mannschaft muss ich noch besser kennenlernen. Primäres Ziel ist immer, das Spiel zu gewinnen. Ich will eine Mannschaft haben, die nach der Partie stets sagen kann: «Heute haben wir alles gegeben.» Vielleicht verliert man auch mal einen Match. Aber wenn die Zuschauer diese Einstellung von uns sehen, goutieren sie das auch. Hauptziel ist, dass diese Einstellung bei uns immer erkennbar ist. Die Resultate ergeben sich.

In der letzten Saison war für den EHCO im Playoff-Halbfinal und einer knappen Niederlage gegen Kloten Schluss. Gibt es eine Vorgabe der Verantwortlichen für die Saison 2021/22?

Nein. Darüber haben wir nicht gesprochen. Leute, die mich kennen, wissen, dass ich gerne das letzte Spiel der Saison gewinnen würde. Aber planbar ist das nicht.

Sie stammen aus Uzwil im Kanton St. Gallen, haben Ihre Karriere bisher vor allem im Kanton Bern und der Westschweiz verbracht, wohnen mit Frau und Kindern bei Bern. Wie gut kennen Sie Stadt und Region Olten?

Noch nicht so gut. Ich bin hier zum Arbeiten und nicht zum Sightseeing. Die Eisbahn kenne ich mittlerweile in- und auswendig – und das ist das Wichtigste (lacht). Ich weiss, dass Olten eine schöne Altstadt und eine schöne Badi hat und die Aare hier durchfliesst. Vom Hörensagen ist Olten sehr sehenswert. Ich werde in nächster Zeit sicher noch Gelegenheit haben, die Stadt mal selber zu erkunden.

Als Spieler oder als Trainer dürften Sie dem EHC Olten in Ihrer langen Eishockey-Karriere kaum je begegnet sein.

Nein, nie. Vielleicht gab es als Spieler mal ein Freundschaftsspiel gegen Olten. Aber ich erinnere mich nicht an eine Begegnung mit dem EHCO. Hingegen habe ich als jugendlicher Eishockeyfan den EHCO mit Erich Kühnhackl natürlich verfolgt. In den letzten Jahren, als ich beim SC Bern den Job als strategischer sportlicher Entwickler und Scout innehatte, war ich hin und wieder auch im Kleinholz anwesend. Zumindest das Stadion kenne ich schon gut.

www.ehco.ch

 

Lange SCB-Vergangenheit

Der 46-jährige Lars Leuenberger stammt aus Niederuzwil. Seine Eishockeykarriere begann er beim EHC Uzwil. 1994 folgte der Stürmer seinem sechs Jahre älteren Bruder Sven zum SC Bern, mit dem er 1997 Schweizer Meister wurde. Er spielte ausserdem auch für Fribourg, Basel und Ambrì. 2006 beendete er seine Spielerkarriere und schlug eine Trainerlaufbahn ein. Nach Stationen beim SCB-Nachwuchs und jahrelanger Tätigkeit als Assistenztrainer sprang er beim Hauptstadtklub auch zweimal als Interimstrainer ein; in der Saison 2015/16 führte Leuenberger den SCB von Platz 8 aus sensationell zum Schweizer Meistertitel. Weitere Aufgaben beim SC Bern folgten, ehe er 2020 anstelle des an Krebs erkrankten Antti Törmänen kurzfristig den Cheftrainerposten beim EHC Biel übernahm. Leuenberger hat zwei Kinder und wohnt mit seiner Frau, der TV-Moderatorin Nicole Berchtold, in der Nähe von Bern. (agu)

 

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