Restwert für Gebrauchtes

Secondhand Day Der nationale Secondhand Day letzten Samstag war auch dieses Jahr ein Weckruf, den täglichen Konsum nachhaltig zu verändern. Der Idee schloss sich auch der Standort des Projekts Restwert in Wangen an. 14 gebrauchte Artikel wurden online verkauft.

Am Empfang im Standort des Projekts Restwert nimmt Selin Erdogan gebrauchte Ware entgegen. (Bild: Cyrill Pürro)
Am Empfang im Standort des Projekts Restwert nimmt Selin Erdogan gebrauchte Ware entgegen. (Bild: Cyrill Pürro)

An der Dorfstrasse 21 in Wangen herrscht Hochbetrieb. Hier nehmen die Mitarbeitenden des Projekts Restwert gebrauchte Ware entgegen, prüfen sie auf ihren Zustand, sortieren sie und verkaufen sie anschliessend auf der Online-Plattform Ricardo. Das Secondhand-Franchiseunternehmen gibt dem alten Geschirrspüler oder dem Spielzeug-Lastwagen, der nicht verkauft werden konnte, also eine zweite Chance. «Kurz gesagt übernehmen wir das Präsentieren und Verkaufen von gebrauchten Waren von Privatpersonen und Unternehmen auf der Plattform Ricardo», erklärt die Standortleiterin Selin Erdogan.

Die 20-Jährige betreut den Standort Wangen erst seit Kurzem. Als Standortleiterin kümmert sie sich um die Angestellten, führt sie in die Arbeiten ein und ist auch für die KV-Lernenden verantwortlich. Dass eine so junge Person nach nur kurzer Zeit zur neuen Standortschefin aufsteigt, sei selten. Es habe sich einfach so ergeben, da der vorherige Leiter letzten Sommer in Pension gegangen und sie gerade zu diesem Zeitpunkt mit dem Praktikum am Projektstandort in Suhr fertig geworden war. «Daraufhin wurde mir die Stelle angeboten. Ich sagte sofort zu», fügt die Berufsmaturandin an.

Dass ihr die neue Position gefällt, kauft man der Standortleiterin sofort ab. Fast heller als die Sonne strahlt sie, wenn sie durch den Büroraum führt und das System hinter dem Projekt Restwert erklärt. Um die zehn bis zwölf Arbeitnehmende beschäftigt der Standort in Wangen aktuell. «Die Zahl der bei uns Beschäftigten wechselt stetig, liegt aber immer bei über zehn Personen», erläutert Erdogan.

Zurück in den Arbeitsmarkt finden

Das Projekt Restwert ist nicht nur eine Sammel- und Verkaufsstelle für gebrauchte Gegenstände. Es ist auch ein Beschäftigungsprogramm mit geschützten Arbeitsplätzen für Menschen in besonderen Lebenslagen, die ihren Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt finden wollen. Die Arbeitsplätze dienen also zur sozialen und beruflichen Wiedereingliederung und werden von offiziellen Stellen in die einzelnen Standorte platziert. Von da an läuft eine sogenannte «Programmzeit», die in der Regel bis zu drei Monaten dauert. «Nach der Programmzeit schauen wir dann mit unseren Mitarbeitern an, wo die Möglichkeiten liegen und ob eine Anschlussmöglichkeit besteht. Die meisten finden nach der Programmzeit eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt», führt die Standortleiterin aus. Die Programmzeit könne aber ohne Weiteres verlängert werden, manchmal tue sich auch ein Türchen innerhalb des Projekts auf. Der geschützte Arbeitsplatz soll den Leuten gemäss Erdogan die Möglichkeit geben, auszuprobieren und Neues zu entdecken. «Was kann ich alles? Was traue ich mir zu? Das sind Fragen, die sie nach ihrer Zeit hier beantworten können sollen», kommentiert Erdogan.

Der Zyklus eines eingehenden recycelbaren Produkts startet mit der Erfassung in einem Computer-System, nachdem es vom Personal beim Empfang entgegengenommen wurde. Erdogan führt zum Empfangstisch. «Hier kommen Privatpersonen und Vertreterinnen oder Vertreter von Unternehmen vorbei und liefern uns die Ware ab», informiert sie. Dann gibt es einen Funktionstest, ob beispielsweise Lampen, Laptops oder Handys noch funktionieren. «Eine grobe Prüfung ist vor allem bei elektronischen Geräten nötig», fügt Erdogan an. Fällt ein Produkt durch den ersten Test, wird es gleich wieder retourgegeben.

Jeder Tag ein Secondhand Day

Die Mitarbeitenden fotografieren die kontrollierten Produkte anschliessend, um sie später auf Ricardo präsentieren zu können. Kleidungsstücke werden beispielsweise an Puppen gezeigt. Dann wird das Produkt ein zweites Mal kontrolliert. «Wir haben bei uns ein Vieraugenprinzip, um die Fehlerquote möglichst tief zu halten», erklärt die 20-Jährige dazu, während sie vom Lagerraum zurück in den Büroraum läuft und die Kisten mit Produkten zeigt, die auf ihre Weiterverarbeitung warten. Nach der Kontrolle erstellen die Mitarbeitenden das Online-Inserat, auch dieses wird nochmals von einer anderen Person überprüft. Sind alle diese Schritte erledigt, kann das Inserat online gestellt werden und das Produkt ist zum Verkauf bereit. Das Inserat wird dann für zehn Tag online geschaltet. «Die Personen oder die Unternehmen, die uns gebrauchte Ware abgegeben haben, erhalten mindestens 70 Prozent vom Erlös aus dem Verkauf», erklärt Erdogan.

Was denn jetzt am Secondhand Day letzten Samstag für das Projekt Restwert so besonders war? Eigentlich nichts, wie Erdogan bemerkt: «Bei uns ist jeder Tag ein Secondhand Day.» Um aber dennoch ein Zeichen für den Restwert zu setzen, sammelten die Mitarbeiter über 50 Inserate und timten deren Ablaufdaten auf den 24. September, also letzten Samstag. Erdogan zieht ein Fazit: «Wir haben mit 14 Verkäufen weniger verkauft als am Secondhand Day letztes Jahr. Trotzdem zählt in der Kreislaufwirtschaft jeder Beitrag zur Nachhaltigkeit.»

 

Zusammen gegen CO2

Diverse Unternehmen machten dieses Jahr beim dritten nationalen Secondhand Day mit, der letzten Samstag stattfand. Sie boten an diesem Tag spezielle Angebote an, um den CO2-Ausstoss des täglichen Konsums zu reduzieren und auf Möglichkeiten der Wiederverwertung von verschiedensten Waren aufmerksam zu machen. (CKP)

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