Wo das Essen auch mal zur Nebensache wird

Erlebnisgastronomie Sie leben gerade ihren Traum. Manuela Wolter und ihr Partner Roman Guldimann führen in Lostorf das Restaurant Maro’s. Bald feiern sie das Dreijährige.

Die Liebe zu den Tieren und zu gutem Essen verbindet Manuela Wolter und Roman Guldimann. (Bild: Achim Günter)
Die Liebe zu den Tieren und zu gutem Essen verbindet Manuela Wolter und Roman Guldimann. (Bild: Achim Günter)

Ist es ein Tierpark mit Restaurant? Oder ein Restaurant mit Tierpark? Roman Guldimann, 52, und Manuela Wolter, 44, umtreiben diese Fragen nicht. Für die beiden gehören Restaurant und Tierpark untrennbar zusammen, bilden geradezu eine Symbiose. Das eine wäre ohne das andere schlicht nicht denkbar.

Tiere sind für beide das grosse Steckenpferd. Beide halten und umsorgen seit frühester Kindheit Tiere. Wolter ist sogar auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide aufgewachsen. Auf einem Bauernhof lernten sie sich vor gut sechs Jahren auch kennen. Als Zierentenzüchter besuchte Guldimann damals einen Kollegen in Norddeutschland und traf dabei auf Wolter, mit der er sich vorher bereits ausgetauscht hatte. Nur zwei Monate später brach sie ihre Zelte in Deutschland ab und folgte Guldimann in die Schweiz. «Ich zog zuerst mal nur hierher, um zu gucken, ob es zwischen uns überhaupt funktioniert – ohne grosse Erwartungen.»

Der Rest ist Geschichte. 2019 verkaufte Guldimann seine Metallbauschlosserei einem Mitarbeiter, pachtete ein Gebäude und begann mit dessen Umbau. Das Ziel: pünktlich zu seinem 50. Geburtstag am 1. März 2020 mit seiner Lebenspartnerin das eigene Lokal mit Tierpark eröffnen. «Für mich war schon länger klar: Nach 50 will ich nicht mehr schlossern, sondern als Tierpfleger arbeiten oder einen Tierpark führen», erinnert sich Guldimann. «Und dann lernte ich Manuela kennen. Das hat gepasst, wir haben dieselben Ideen.»

Die Geburtstagsparty 2020 konnte plangemäss steigen, ebenso die Eröffnung am 7. März. Die Freude darüber währte jedoch nicht lange. Am 14. März musste wegen des damaligen Bundesratsentscheides die Tür des Restaurants bereits wieder geschlossen werden. Das Konzept sah von Anfang an die Kombination Restaurant/Tierpark vor. Allerdings in kleinerem Rahmen, mit einem «Besenbeizli». «Bratwurst und Pommes-Frites sollten es eigentlich werden», sagt Guldimann schmunzelnd. Geworden ist es weit mehr. Im «Maro’s» kann durchaus gediegen diniert werden.

Geöffnet ist das Lokal von Donnerstag bis Sonntag. Daneben bieten die Beiden beispielsweise Kindergeburtstage, Altersheimbesuche oder Festessen an. Ganz wichtig ist Wolter und Guldimann die Saisonalität und Regionalität der angebotenen Speisen. Ausser Zitronen und Orangen, meint Wolter, importierten sie nichts aus dem Ausland.

Viele verschiedene Tierarten

Das Restaurant liegt am Dorfeingang von Lostorf, umgeben von einigen Industriebetrieben und Gewerberäumen. Auf den ersten Blick wirkt die Umgebung wenig einladend. Das Prunkstück liegt im Innern – und vor allem auf der Terrasse und dahinter. Dort tummeln sich unzählige Tiere, deren Treiben vom Restaurant aus beobachtet werden kann. Mitte März kann man vielleicht bei einem Restaurantbesuch gerade verfolgen, wie junge Lämmer das Licht der Welt erblicken. Auch gibt es eine kleine Streichelzone, die vor allem Kinderherzen höherschlagen lässt. Quengelnde Kinder, die ungeduldig aufs Essen warten, sind im «Maro’s» keine anzutreffen. Eher besteht die Gefahr, dass nicht alle rechtzeitig wieder am Tisch sitzen.

Im Tierpark fühlen sich Nandus, Hühner, Gänse, Kaninchen, Pampashasen, Ziesel, Ponys, Schweine, Schafe, Ziegen und seit Ende 2022 sogar Wallabys wohl. «Die Tiere können sich frei bewegen, sie sind nicht eingesperrt», erklärt Guldimann. «Und meiner Meinung nach ist es schweizweit einmalig, dass all diese Tiere zusammenleben.» Das Tierwohl ist dem Paar sehr wichtig. «Grundsätzlich geben wir jedem Tier mindestens das Doppelte der gesetzlich vorgeschrieben Fläche», so Guldimann. «Das führt natürlich auch dazu», ergänzt Wolter, «dass die Tiere sich untereinander akzeptieren und tolerieren. Sie können sich aus dem Weg gehen.»

Keine feste Arbeitsteilung

Ausser Schweine- und Rindfleisch – das sie von regionalen Landwirten beziehen – kaufen sie überhaupt kein Fleisch ein. Lamm-, Poulet-, Kaninchen, Truten- oder Gänsefleisch – alles stammt aus dem eigenen Betrieb. In der Küche gilt der Grundsatz «from Nose to Tail». Von einem geschlachteten Tier wird also möglichst alles verwertet.

Abends steht meist Roman Guldimann als Koch in der Küche, Manuela Wolter kümmert sich primär um den Service und die Vorbereitungen in der Küche. Fest angestellt ist derzeit noch eine dritte Person. Alle Beteiligten sollen sämtliche anfallenden Arbeiten verrichten oder dies zumindest tun können. Wolter, gelernte Zahnarzthelferin, hatte zuvor bereits in der Tierpflege, im Verkauf und in der Gastronomie gearbeitet, Guldimann einst eine Lehre als Metzger gemacht. Das Know-how ist also vorhanden.

«Wir arbeiten 14 Stunden, sieben Tage die Woche. Aber wir machen es gerne», sagt Guldimann. Wolter pflichtet ihm bei. Da haben sich offenkundig zwei gefunden, bei denen Arbeit, Hobby und Leidenschaft perfekt ineinanderfliessen.

www.maro-s.ch

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