«Es hat mir die Schweiz kleiner gemacht»

Multivisionsshow Der Winterthurer Corrado Filipponi zeigt seit mehr als 30 Jahren Multivisionsshows von seinen Reisen. Am 19. März ist er wiederum in Olten zu Gast. Diesmal ist die Dreitannenstadt sogar Bestandteil der Show.

Corrado Filipponi passierte auf seiner Wanderung auch die Hochbank unterhalb der Ruine Homburg in Läufelfingen. (Bild: ZVG)
Corrado Filipponi passierte auf seiner Wanderung auch die Hochbank unterhalb der Ruine Homburg in Läufelfingen. (Bild: ZVG)

Corona traf ihn mit voller Wucht. Ihn, der das Reisen und das Präsentieren der mit seiner Fotokamera gesammelten Eindrücke liebt wie kaum etwas sonst. Beides – Reisen unternehmen und Vorträge halten – war 2020 und 2021 nur sehr eingeschränkt oder teilweise gar nicht möglich. Corrado Filipponi, seit 1992 teilzeitlich und seit 2010 sogar vollamtlich als Reisefotograf tätig, musste umdisponieren. Statt sein Neuseeland-Projekt umzusetzen oder schlicht Trübsal zu blasen, besann er sich auf eine andere, schon länger in ihm schlummernde Idee: die Schönheiten seines Heimatlandes fotografisch festhalten. Und zwar auf Schusters Rappen.

Eines Tages im Sommer 2020 verabschiedete sich der damals 52-Jährige frühmorgens von seiner Partnerin in Winterthur und machte sich zu Fuss auf in Richtung Liechtenstein. Von dort wanderte er über die Via Alpina an den Genfersee und später auf dem Jurahöhenweg zurück nach Winterthur. 2022 berichtete er in seiner Multivisionsshow «Wanderland 1» davon. 2021 erkundete er im Juli und August die Schweiz gleich nochmals zu Fuss, diesmal allerdings von Norden nach Süden. «Wanderland 2» handelt von seinen Abenteuern auf dem Trans Swiss Trail und auf der Via Gottardo.

Seit Anfang Januar zeigt Filipponi die Show in insgesamt 35 Auftritten bis Anfang April. Am Sonntag, 19. März, auch im Stadttheater Olten. Der Winterthurer lernte die Schweiz auf den schweisstreibenden Wandertouren auf eine neue Weise kennen und schätzen. «Ich hatte damals keine andere Chance. Aber nun habe ich etwas gemacht, das ich immer mit der Schweiz verbinden werde. Es hat mir die Schweiz geographisch nähergebracht. Es hat sie auch kleiner gemacht. In dem Sinn, dass ich nun weiss, dass man sie zu Fuss erkunden kann.»

Ein Paar Wanderschuhe verbraucht

Filipponi verbrauchte auf der rund 800 Kilometer langen Wanderung ein Paar Wanderschuhe. Wobei: Eigentlich hat er die Schuhe noch immer. «Ich liess sie neu besohlen – wie schon zuvor einmal. Die Schuhe sind ja noch gut. Nur das Profil nicht mehr.» Für einen Drittel der Kosten eines neuen Paars Schuhe könne man es neu besohlen lassen.

Der Trans Swiss Trail beginnt in Pruntrut, führt via Jura und Seeland nach Bern, weiter durchs Emmental, Obwalden und Uri ins Tessin. Er endet in Mendrisio. Auf der Via Gottardo, die von Basel via Gotthardpass nach Chiasso führt, passierte der bald 55-jährige Reisefotograf im Sommer 2021 auch Stadt und Region Olten. Eine Etappe führte ihn von Liestal aus via Läufelfingen und Hauensteinpass nach Trimbach und schliesslich nach Olten, wo er bei einer Bekannten ein Nachtlager fand. Tags darauf marschierte er der Aare entlang nach Aarburg und weiter bis zum nächsten Etappenhalt in Dagmersellen. Bei seinem Tourneestopp im Stadttheater Olten werden also auch einige Eindrücke aus der Region zu sehen sein.

Er habe darüber gestaunt, erzählt er, dass er auf manchen Etappen oftmals kaum anderen Wanderern begegnet sei. Im Gegensatz zu «Wanderland 1» handelt «Wanderland 2» deutlich weniger von der Klischee-Schweiz. Die Alpen und der Jura kommen zwar auch vor, aber diesmal nicht ausschliesslich. «Insgesamt ist es sehr, sehr abwechslungsreich. So, wie ich die Schweiz auch sonst erlebe.» Die wenig massentauglichen Passagen im «Agglo-Brei» habe er ebenfalls sehr genossen, «die echte Schweiz, da, wo die Leute wohnen, wo Autobahnen sind, wo Wälder oder Felder sind». Auf dem Weg liegen zwar auch grosse Städte wie Basel, Bern, Luzern oder Lugano. Aber 60, 70 Prozent der passierten Orte, schätzt Filipponi, habe er zuvor nicht gekannt.

Und, wo war es am schönsten? Filipponi schmunzelt: «Für mich als Tessiner war es natürlich im Tessin am schönsten.» Filipponis namensgebender Grossvater stammte aus dem Tessin, aus dem Maggiatal. «Doch jetzt habe ich ein anderes Tessin kennengelernt. Das war unheimlich spannend.» Ein Höhepunkt sei auch die Etappe von Wassen aufs Gotthard-Hospiz gewesen, den höchsten Punkt in «Wanderland 2».

Drei Monate Arbeit am Computer

In der aktuellen Show zeigt der Winterthurer kurze Filmclips und rund 700 Fotografien. Er schöpft dabei aus einem Fundus von rund 15000 Fotos. Eine Multivisionsshow – das bedeutet vorher rund drei Monate Arbeit am Computer: Fotos auswählen, Videos schneiden, mit Musik unterlegen, Drucksachen herstellen, und so weiter. Das alles ist zeitraubend – und für den Bewegungsmenschen Filipponi die wohl am wenigsten geliebte Arbeit seiner Tätigkeit.

Doch Corrado Filipponi plant stets langfristig. So kann er sich am Zeithorizont immer schon auf die nächsten Abenteuer freuen. Nach der anstrengenden Vortragstournee durch die Deutschschweiz, die am 26. April mit einer «Wanderland 1»-Show in Luzern endet, bleibt ihm kaum Zeit zum Durchatmen. Bereits am 30. April verreist er für drei Monate auf die Azoren. Für ein nächstes Vortragsprojekt, das dann im kommenden Winter auf die Leinwand kommt. 2024 soll dann endlich das bereits 2019 begonnene Neuseeland-Projekt fortgesetzt werden. Und die Schweiz, spielt die in seinen längerfristigen Überlegungen auch schon wieder eine Rolle? «Jetzt ist erstmals gut.»

www.dia.ch

 

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