Schlussspurt auf der Schlossbaustelle

Schloss Wartenfels Im kommenden Juni wird das Schloss Wartenfels in neuem Glanz erstrahlen – dann nämlich sind die Renovationsarbeiten am Wahrzeichen des Niederamts abgeschlossen.

Stiftungsratspräsident Georg Berger (links) stattet dem Schlosswart Stefan Bernhard regelmässig einen Besuch ab. (Bild: CAR)
Stiftungsratspräsident Georg Berger (links) stattet dem Schlosswart Stefan Bernhard regelmässig einen Besuch ab. (Bild: CAR)

Annette und Stefan Bernhard liegt Lostorf zu Füssen – das Schlosswartpaar geniesst von seinem Wohnort einen Ausblick über die ganze Umgebung. Aus dem Zürcher Oberland sind der Landschaftsgärtner und die Topfpflanzgärtnerin vor bald neun Jahren auf Schloss Wartenfels gezogen, als rund 60 Interessenten sich um die Stelle als Schlosswart beworben hatten. Die Stiftung Schloss Wartenfels hatte dem Ehepaar den Zuschlag für die Stelle gegeben: «Für uns als Familie war es der beste Zeitpunkt, weil unsere Kinder gerade noch nicht eingeschult waren, als wir hierherkamen. Wir konnten hier also neu anfangen», erzählt Stefan Bernhard. Das Schlosswartpaar ist für den gesamten Unterhalt der Anlage und die Organisation von Anlässen oder Besichtigungen zuständig: «Das gibt weit mehr zu tun, als manche sich so denken», sagt Bernhard.

Bei der aktuellen Gestaltung des Gartens etwa arbeitet er mir Architekten zusammen: «Man kann nicht einfach so gestalten, wie man es in einem privaten Garten machen würde. Auch Fragen des Denkmalschutzes spielen eine wichtige Rolle.»

Lokal verankert

Der Anfang von Schloss Wartenfels liegt historischen Forschungen nach – damals als einfacher Wachturm mit Nebengebäude – in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Erst rund 400 Jahre später, als das Anwesen der Patrizierfamilie Greder als Sommersitz diente, erhielt es die heutige Gestalt. Über die Jahrhunderte wechselte das Schloss immer wieder seinen Besitzer, was Spuren am Bauwerk hinterliess. Erst der Basler Industrielle Georg Meidinger liess Renovationsarbeiten durchführen und verlieh dem Schloss so neuen Glanz.

Nach dem Tod Georg Meidingers übernahm seine Gattin Hermine Meidinger die Verantwortung über das Schloss, wobei sie einen engen Kontakt zur lokalen Bevölkerung pflegte. Im Jahr 1961 wurde sie von der Bürgergemeinde Lostorf zur Ehrenbürgerin ernannt, wobei ihre Enkel sich später ebenso um das Schloss sorgten. Auf einen von ihnen, Johann Fuchs, geht die Gründung der Stiftung «Schloss Wartenfels» mit dem Kanton Solothurn, der Stadt Olten und der Gemeinde Lostorf als Träger zurück. Auch er wurde 1983 Ehrenbürger von Lostorf.

Endspurt im Garten

«Ziel der Renovationsarbeiten ist, das Schloss wieder in den Zustand der 1920er-Jahre zu versetzen, als es der Basler Familie Meidinger gehörte», erzählt Bernhard, während er den Journalisten auf einen Rundgang durch das Schloss mitnimmt. Zwar ist er in erster Linie Experte für Gartenanlagen, übernimmt auf Schloss Wartenfels auch entsprechende Führungen, doch bei Bedarf springt er ein, um Besucherinnen und Besuchern das Schloss zu zeigen: «Das Besondere an Wartenfels ist, dass wir es mit einem Barockschloss zu tun haben, das mit Jugend- und Heimatstil modernisiert wurde», erklärt er.

2010 wurde die barocke Fassade renoviert, es folgten Arbeiten an der vermutlich ältesten Hainbuchenallee Europas. Ab 2019 arbeitete ein Team von Spezialisten und Handwerkern an den Zimmern im Schlosstrakt: Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die ursprüngliche, sehr reichhaltige Farbgebung von 1918 unkenntlich oder teils sogar übermalt. Gewisse Motive konnten nicht zurückgeholt werden, wie etwa das Wandbild in der Eingangshalle. In der Bauernstube, einen Stock unter dem Esszimmer, erhielten die zitronengelben Wände hingegen wieder ihre blauen Zierleisten.

«Die Arbeiten in den Zimmern sind abgeschlossen. Jetzt wird noch die Gartenanlage renoviert.» So werden beispielsweise die Kieswege befestigt, Trockenmauern saniert, der leicht abfallende Schlosshof dezent terrassiert und so für Veranstaltungen nutzbar gemacht. Auch der frühere Badegarten wird restauriert und als Denkmal, keinesfalls aber zum Badeplausch, neu in Stand gesetzt. Das historische Gartenbad sorgte neulich für eine kleine verwaltungstechnische Anekdote, weil für die Erstellung des Badebeckens in den 1940er-Jahren Bäume gefällt wurden, ohne dass ein Rodungsgesuch gestellt worden wäre. Die Stiftung Schloss Wartenfels hatte dies nun im vergangenen Herbst nachgeholt und ein Gesuch nachgereicht.

Zuschuss vom Bund

Im Mai 2022 wurde Georg Berger als Nachfolger von Peter André Bloch vom Regierungsrat zum neuen Kantonsvertreter im Stiftungsrat Schloss Wartenfels und damit zu dessen Präsidenten gewählt. Auf die Frage nach der Organisation der Stiftung und der Finanzierung der Renovationsarbeiten sagt er: «Wir haben einen fünfköpfigen Stiftungsrat, wobei die Gemeinde Lostorf und der Kanton je zwei Personen stellen. Olten ist mit dem Stadtpräsidenten im Stiftungsrat vertreten», erklärt Berger. Die Gesamtkosten für die Renovationen seien mit 2,9 Millionen Franken veranschlagt, wobei der Kanton diesen Betrag vorfinanziert. «Lostorf und Olten werden ihren Anteil während 40 Jahren zurückzahlen. Darüber hinaus haben wir vom Bund einen Zuschuss von einer Viertelmillion Franken erhalten.»

Regelmässig stattet der Direktor des Berufsbildungszentrums Olten dem Schloss einen Besuch ab, er kennt und grüsst die Mitarbeitenden, die mit dem Unterhalt der Anlage beschäftigt sind: «Annette und Stefan Bernhard sind das Herz des Schlosses», sagt der vielbeschäftigte Mann, der sich aber doch gerne auf einen kleinen Austausch mit dem Schlosswart einlässt. Bernhard selbst geniesst es sichtlich, über die Fortschritte der Arbeiten zu berichten. Sowohl ihm als auch seiner Familie gefällt es im Niederamt. Das Schloss wird am 18. Juni neu eröffnet.

www.wartenfels.ch

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