Das Blütenangebot muss grösser werden

Bienen Die Präsidentin des Bienenzüchterverbands Solothurn imkert seit mehr als 25 Jahren. Mit Sorge betrachtet die Lostorferin Sandra Cagnazzo das abnehmende Nahrungsangebot für die kleinen wertvollen Tierchen.

Sandra Cagnazzo, Präsidentin des kantonalen Bienenzüchterverbands, umsorgt derzeit neun Bienenvölker. (Bild: Achim Günter)
Sandra Cagnazzo, Präsidentin des kantonalen Bienenzüchterverbands, umsorgt derzeit neun Bienenvölker. (Bild: Achim Günter)

Noch hält sich das Summen und Schwirren in Grenzen. Längst nicht alle Bienen wagen sich an diesem doch eher kühlen Frühlingstag aus ihrem wohligen Haus. Wie wohl die Mehrzahl der Menschen würden sich auch die schwarzgelben Tiere über wärmere Temperaturen freuen. Davon ist auch Sandra Cagnazzo, die Besitzerin der Bienen, überzeugt. Die 58-jährige Pflegedienstleiterin hegt und pflegt neun Bienenvölker in Lostorf – und sie ist seit gut fünf Jahren Präsidentin des Bienenzüchterverbands Solothurn und schon etwas länger auch Präsidentin des Bienenzüchtervereins Niederamt. «Für die Bienen wäre es ideal, wenn in den nächsten Wochen die Temperaturen steigen würden und die Sonne oft scheinen würde. Ab und zu sollte es aber auch mal regnen. Optimal wäre eine feuchte Wärme.»
Bienen reagieren empfindlich aufs Wetter. Sie mögen weder lange Niederschlags- noch lange Trockenperioden. Und vor allem brauchen sie eine gewisse Wärme, um überhaupt aktiv sein zu können. «Eine Biene fliegt ab etwa sieben Grad Celsius umher. Ist es kälter, sitzt sie im Stock und produziert Wärme», erklärt Cagnazzo. Wagen sich die Bienen aus dem Bienenhaus, sind sie auf ein genügend grosses Nahrungsangebot angewiesen. Und genau daran hapert es zunehmend.
Viele Insekten – neben den Honigbienen etwa auch Wildbienen oder Hummeln – nehmen wegen ihrer Bestäubungsfunktion eine eminent wichtige Rolle in der Nahrungskette ein. Sie sorgen dafür, dass am Apfelbaum auch wirklich Äpfel wachsen, dass am Kirschbaum auch wirklich Kirschen reifen. Insofern darf uns Menschen das Schicksal der pelzigen Nützlinge nicht kalt lassen. Den Honigbienen, glaubt Cagnazzo, geht es eigentlich gut. «Sie haben ja einen Imker im Rücken, der sie umsorgt.» Imkerinnen und Imker bekämpften etwa die Varroamilben oder versorgten die Bienen bei langanhaltenden Schlechtwetterperioden mit zusätzlichem Futter. «Den Wildbienen hingegen geht es leider nicht so gut. Ihnen fehlen die Nistmöglichkeiten und ein genügend grosses Nahrungsangebot.»


Futterangebot hat sich stark verringert
Sandra Cagnazzo hat 1997 mit dem Imkern begonnen, als ihr Grossvater im hohen Alter sein Bienenhaus nicht mehr bewirtschaften konnte. Seither, innerhalb von nur gut zweieinhalb Jahrzehnten, habe das Nahrungsangebot für die Bienen massiv abgenommen – aufgrund von Überbauungen, von Monokulturen in der Landwirtschaft oder von Stein- und Rasenwüsten in Privatgärten. Damit habe sich etwa der Bestand an Wildbienen seit der Jahrtausendwende laut Schätzungen von BirdLife Schweiz um 40 bis 45 Prozent verringert – und damit wiederum das Futterangebot für Vögel oder Reptilien. Der Bienenzüchterverband Solothurn, erklärt dessen Präsidentin, fühle sich auch für die Wildbienen verantwortlich. «Die haben ähnliche Nahrungsquellen wie die Honigbienen. Und wir imkern ja auch, weil wir der Natur etwas Gutes tun wollen.» Der nationale Verband BienenSchweiz bietet auch Wildbienenkurse an, etwa für Privatpersonen oder Firmen.
Was können denn Privatpersonen für die Bienen Gutes tun? Wer über die ganze Vegetationsperiode hinweg ein paar blühende Pflanzen im Garten habe, unterstütze die Bienen bereits tatkräftig. Das könnten auch nur Pflanzen in Balkonkistchen oder blühender Klee im Rasen sein. «Der blühende Klee wäre eigentlich sehr wichtig für alle Insekten. Ebenso sind es Hecken mit einheimischen Gewächsen wie Haselstauden, Weiden, Kornelkirschen.» Bei Blumenblüten helfen offene weit mehr als geschlossene. Margeriten oder Sonnenblumen sind für die bestäubenden Insekten als Futterquelle also viel besser als etwa Rosen. Sehr positiv findet Cagnazzo, dass in immer mehr Gemeinden die Verkehrsinseln zunehmend zu Biodiversitätsflächen werden.


Wildbiene mit geringem Wirkungskreis
Nicht als Futterquelle, sondern als Unterschlupfmöglichkeit seien auch Totholzhaufen oder Sandflächen mit etwa 30 Zentimetern Tiefe sehr hilfreich. Im Gegensatz zu einer Honigbiene, die laut Cagnazzo bis zu fünf Kilometer weit fliegt, um sich Nahrung zu beschaffen, ist der Wirkungskreis einer Wildbiene gering. Sie fliegt zur Futterbeschaffung maximal 200 Meter von ihrer Nistgelegenheit weg. Steht also ein tolles Wildbienenhotel in einer ökologischen Wüste, bringt das gar nichts.
Für Sandra Cagnazzo stehen bald die strengsten Wochen ihres Imkerjahres an. Beziffert sie den Aufwand für ihre neun Bienenvölker im März und im April auf zwei oder drei Stunden pro Woche, schätzt sie ihren zeitlichen Einsatz im Mai und Juni auf bis zu sechs Stunden. Mit einem Lachen sagt sie: «Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni kann ich nicht in die Ferien fahren.» Die Futterkontrolle, das mögliche Zuführen zusätzlicher Nahrung, die Ernte des ersten Honigs, die Schwarmkontrollen und das Einfangen entwichener Bienenschwärme etwa fordern sie dann jeweils ganz ordentlich. Im Hochsommer nimmt der Aufwand wieder ab, ehe im Winter beinahe gar keine Arbeiten anfallen.

 www.bienen.ch

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