Romeo und Julia im Alltag gestrandet

Heimatschutz Theater Olten Mit dem Stück «Es war die Lerche» zeigt das Heimatschutz Theater Olten am Donnerstag, 28., Freitag, 29. und Samstag, 30. März ein für die Theatergruppe untypisches Stück. Grund dafür sind ein Versprechen und ein 70. Geburtstag.

Mit viel Witz bringt das Heimatschutz Theater Olten «Es war die Lerche» von Ephraim Kishon auf die Bühne. (Bild: mim)
Mit viel Witz bringt das Heimatschutz Theater Olten «Es war die Lerche» von Ephraim Kishon auf die Bühne. (Bild: mim)

Vor 30 Jahren habe er, jung und neurotisch wie er gewesen sei, beinahe Selbstmord begangen, versucht Romeo bei seiner Julia Erinnerungen zu wecken. Diese verdreht vor ihrem Schminktisch vielsagend die Augen und fragt sich leise: «Und wieso hat er es nicht getan?» Liebe und Romantik scheinen sich bei Shakespeares einstigem Traumpaar Romeo und Julia schon lange verflüchtigt zu haben. Beleidigende Äusserungen über die Familie des anderen und Beschwerden über fehlendes Geld führen zu täglichen Diskussionen. Keineswegs für Harmonie sorgt denn auch die aufmüpfige Teenager-Tochter Lucretia, die sich nicht selten beleidigende Wortschlachten mit ihrem Vater liefert. Und dann taucht auch noch William Shakespeare auf, der seine zwei Romanfiguren im Zaum halten möchte. Dass schliesslich ausgerechnet Tochter «Luki» mit «Willie» ein Fass aufmachen möchte, bringt schliesslich ebendieses zum Überlaufen. In der Theaterfassung «Es war die Lerche» von Ephraim Kishon spinnt der Satiriker die Geschichte weiter: was wäre gewesen, wenn Romeo und Julia noch rechtzeitig erwacht wären und nun als gemeinsames Ehepaar in Verona lebten.

Ein Geburtstag und ein Versprechen

Das Heimatschutz Theater Olten wurde im Frühling 1936 durch Initiant Paul Loosli mit dem Zweck gegründet, dramatische Produktionen aus der Schweiz und die Mundartsprache zu pflegen. So brachte die Theatergruppe in den vergangenen Jahren nach zwei Romanen von Erich Kästner, die ins Schweizerdeutsche übersetzt worden sind, den Stücken «Anne Bäbi Jowäger» und «Dä nid weis, was Liebi heisst», im vergangenen Jahr «David und Goliath» auf die Bühne. Umso mehr erstaunt es, dass sich das Heimatschutz Theater Olten mit dem 1974 in Tel Aviv uraufgeführten Stück «Es war die Lerche» von Ephraim Kishon nun einem für sie brandneuen Stück widmet. Doch das hat seinen Grund, wie Beatrice Käser, die vor 36 Jahren die Schauspielerei für sich entdeckte und seither in zahlreichen Aufführungen des Heimatschutz Theater Olten mitgewirkt hat, erzählt: «Die Dramatische Gesellschaft und das Heimatschutz Theater spannten bereits länger zusammen. Eigentlich hätte erstere Kishons Stück aufführen wollen, doch es kam nicht mehr dazu, denn die Dramatische Gesellschaft löste sich auf. Wir haben ihnen deshalb das Versprechen gegeben, dass wir es eines Tages auf die Bühne bringen werden.» Als die Theatergruppe von Peter Mattenberger vom Kabarett Schraeglag angefragt wurde, ob sie anlässlich seines 70. Geburtstags das Stück «Gaslicht» auf die Bühne bringen würden, rückte das Versprechen wieder in den Vordergrund. «Wir einigten uns schliesslich auf die Lerche», erklärt Käser und fügt an: «Da wir uns mit dem regulären Betrieb ohnehin in einer Schaffenspause befanden, wollten wir nun nach dieser langen Probezeit das Stück auch öffentlich aufführen.»

Feilen an den Details

Im August des vergangenen Jahres haben die Proben zum Stück «Es war die Lerche» begonnen, das in den 1970er-Jahren angesiedelt ist. Und obwohl es sich die Mitglieder des Heimatschutz Theaters gewohnt sind, unterschiedliche Dialekte zu erlernen, habe die Hochdeutsche Sprache eine neue Herausforderung dargestellt, erzählt das Vorstandsmitglied Beatrice Käser, welche die Julia spielt. «Das Improvisieren fällt mir bei der Hochdeutschen Sprache nicht leicht, dafür hatte ich schneller das Gefühl in eine andere Rolle zu schlüpfen.» Neben Käser sind Fridolin Christ als Romeo, Coleen Fritschi als Lucretia, Hansruedi König als Pater Lorenzo, Heidi Spring als Amme von Julia und Italo Campigotto als William Shakespeare zu sehen. Regie führt einmal mehr der Solothurner Regisseur und Schauspieler Urs Mühlethaler, der einst eng mit der Dramatischen Gesellschaft zusammenarbeitete und bereits zuvor bei drei Stücken das Heimatschutz Theater Olten begleitete. «Obwohl es sich bei der Heimatschutz Theatergruppe um sehr erfahrene und talentierte Laienschauspieler handelt, war das Stück wegen der Hochsprache und des vielen Textes keine leichte Aufgabe», erzählt Mühlethaler. Besonders wichtig sei ihm, dass die Schauspieler den Fluss des Textes und ihren Einsatz üben, um der Hochdeutschen Sprache Rechnung zu tragen. «Dazu gehört auch, einen Satz nicht wie eine Frage zu formulieren», erklärt Mühlethaler. In der Pause der Generalprobe meint Beatrice Käser strahlend: «Ich bin gespannt auf die Reaktionen des Publikums, schliesslich beflügelt dieses auch immer.» Wer nun wissen möchte, ob Romeo und Julia ihre Liebe wieder entfachen konnten, ist eingeladen nächste Woche das Theaterstudio Olten zu besuchen.

Theater: «Es war die Lerche»
Heimatschutz Theater Olten
Donnerstag, 28. März
Freitag, 29. März
Samstag, 30. März
jeweils 20.15 Uhr
Theaterstudio Olten
Vorverkauf: T 078 749 06 94 / <link http: www.eventfrog.ch>www.eventfrog.ch

<link http: www.hsto.ch>www.hsto.ch

 

 

 

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