«Ich möchte Schwingerkönig werden»

Sinisha Lüscher Am kommenden Sonntag, 7. Juli findet das erste Munimatt-Schwingfest in Obergösgen statt. Für den ebenfalls teilnehmenden Jungschwinger Sinisha Lüscher steht fest, dass er das heimische Schwingfest gewinnen will.

Sinisha Lüscher befördert seine Gegner gerne mit seinem Lieblingsschwung «Kurz» ins Sägemehl. (Bild: mim/Engelberg Schwinget)
Sinisha Lüscher befördert seine Gegner gerne mit seinem Lieblingsschwung «Kurz» ins Sägemehl. (Bild: mim/Engelberg Schwinget)

Im Schwingkeller des Schwingklub Olten-Gösgen, der im Jahr 1968 im Sälischulhaus eingeweiht wurde, herrschte am vergangenen Donnerstag eine tropische Hitze. Zahlreiche Eltern verfolgten das Training der Jungschwinger mit, die sich weder von der Hitze noch von dem am Körper klebenden Sägemehl beeindrucken liessen. Mit einem Spiel beendete der Technische Leiter Gregor Bucher das eineinhalbstündige Training, das sowohl von Mädchen als auch von Jungen im Alter zwischen 7 und 15 Jahren besucht wurde.

Das Schwingen im Blut

Nachdem Jungschwinger Sinisha Lüscher die wohlverdiente Dusche genossen hatte, meinte er auf die Frage nach dem Sägemehl schmunzelnd, dass sicher noch Restbestände in den Ohren zu finden seien. 2017 hat der 13-Jährige mit dem Schwingen begonnen. «Der Sport liegt bei uns in der Familie, so hat bereits Sinishas Urgrossvater geschwungen», erklärt seine Mutter Petra Lüscher. Die Verwandten seien es auch gewesen, die den damals 11-Jährigen mit dem Schwing-Virus infizierten. «Die Mitgliedschaft im Schwingklub Olten-Gösgen hat sich aus praktischen Gründen ergeben, da Sinishas älterer Bruder Noah für die erste Mannschaft in Aarau Fussball spielt und deshalb Olten am Weg liegt», erklärt Petra Lüscher, die mit ihren beiden Söhnen im aargauischen Uerkheim wohnt. Sinishas Einstand im Schwingsport war bereits im ersten Jahr beeindruckend, so wurde er als zweitbester Schwinger vom Nordwestschweizerischen Schwingerverband geehrt. «Das Kämpfen mit anderen hat mir von Anfang an Freude bereitet, auch wenn ich die ersten Male ständig auf dem Rücken lag», erzählt Sinisha und zeigt sein gewinnendes Lächeln. Auch in diesem Jahr reitet er auf der Erfolgswelle, so konnte der 13-Jährige an bisher acht Schwingfesten, sieben Siege für sich verbuchen.

Engagierte Trainingszeiten

Doch von ungefähr kommt dieser Erfolg nicht. Während der Schwingsaison von Frühling bis Herbst bereitet sich Sinisha mit dem wöchentlichen Nachwuchs-Training des Schwingklub Olten-Gösgen und manchmal einem zusätzlichen Training beim Schwingklub Zofingen auf die Schwingfeste an den Wochenenden vor. Zudem spielt der 13-Jährige Fussball beim FC Kölliken und besucht am Freitag einen Ringkurs. «Im Winter finden ausserdem verschiedene Kraft- und Ausdauertrainings statt», erzählt Petra Lüscher, die ab und an als Schwingpartnerin für ihren Sohn aushilft. Diese vielen Aktivitäten bekäme er jedoch nicht von ihr aufgedrückt, betont Lüscher und fügt mit einem Schmunzeln an: «Wenn ich ihn mal nicht fahren kann, setzt er alles in Bewegung, dass er keinesfalls ein Training verpasst. Das Schwingen steht für ihn an erster Stelle.» Manchmal sei er etwas müde, gibt Sinisha, der den einstigen Schwinger Matthias Sempach und den jungen Schwinger Nick Alpiger als seine Vorbilder bezeichnet, zu und fügt mit einem schelmischen Grinsen an: «Insbesondere wenn nach dem Training noch die Hausaufgaben erledigt werden müssen.» Auf die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis antwortet der 13-Jährige prompt: «Mein Trainer.» Gregor Bucher quittiert dieses Lob mit einem Lächeln und stellt klar: «Sinisha hört aufmerksam zu und wendet das Gehörte präzise an. Zudem ist er ehrgeizig, hat Humor und eine hohe Sozialkompetenz.» Gregor Bucher legt viel Wert auf eine gute und saubere Technik: «Inzwischen mussten es auch seine Gegner einsehen, dass Sinisha nicht nur Stärke, sondern auch eine sehr versierte Technik mitbringt.»

Diskriminierung im Sägemehl

Nur einfach hat es Sinisha jedoch nicht. So ist der 13 Jährige zwar sehr erfolgreich, aber mit seiner dunklen Hautfarbe im urschweizerischen Schwingsport auch ein Exot. Beleidigungen kämen schon hin und wieder vor, meint seine Mutter und fügt an: Dabei sei gerade Sinisha ein typischer «Bünzlischwiizer», so esse er nur das, was er kenne und überlasse nichts dem Zufall. Dies zeige sich insbesondere vor einem Schwingfest mit verschiedenen Ritualen. «Zum Zmorge esse ich Spiegelei mit Rösti und der Kopfschutz gehört während des Wettkampfes dazu», erzählt Sinisha. «In der Regel ist es so, dass einem Jungschwinger nach einem starken, ein etwas schwächerer Gegner zugeteilt wird, doch Sinisha bekommt meistens die starken ab», zeigt Gregor Bucher eine Diskriminierung auf. Dies müsse jedoch als Vorteil gesehen werden, schliesslich mache ihn das nur noch stärker. Sinisha selbst antwortet auf die Frage, wie er mit Beleidigungen umgehe: «Das ist nicht schön», und fügt kämpferisch an, «ich konnte mich jedoch auch schon mal bei einem Schwinger im Sägemehl revanchieren. Zudem steht mein Klub hinter mir.» Mit seinem grossen Ehrgeiz, der vielleicht auch seinem Kampf gegen die Diskriminierung geschuldet ist, könnte Sinisha eines Tages sein grosses Ziel erreichen: «Ich möchte der erste dunkelhäutige Schwingerkönig werden.»

Munimatt Schwinget Obergösgen
Sonntag, 7. Juli, ab 9.30 Uhr

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