Vorhang fällt nach 15 Jahren

Herbert Schibler wird morgen, 31. Januar, nach 15 Jahren als Stadttheater-Geschäftsführer in den Ruhestand treten. Wir haben uns mit ihm über Planänderungen, Oltner Kulturdiskussionen und Fluchtversuche unterhalten.

Nach 15 Jahren mit Leib und Seele im Stadttheater sorgt Herbert Schibler für ein bisschen Abstand. (Bild: mim)
Nach 15 Jahren mit Leib und Seele im Stadttheater sorgt Herbert Schibler für ein bisschen Abstand. (Bild: mim)

Er habe zum letzten Mal an der traditionellen Bastiansfeier der Oltner Stadtschützen teilgenommen und bei der Kindervorstellung «Pippi Langstrumpf» die Ticketkontrolle übernommen, erzählt Herbert Schibler rückblickend auf die vergangenen Tage. Eigentlich dachte der ehemalige Stadttheater-Geschäftsführer, vor seinem Übertritt in den Ruhestand ebenfalls zum letzten Mal anlässlich des Musicals «Ein Amerikaner in Paris» die Hände von Sponsoren zu schütteln, doch der Anlass musste kurzfristig aufgrund technischer Probleme abgesagt werden. Lange hegten die Organisatoren die Hoffnung, dass es der Lastwagen doch noch über den Zoll schaffen könnte. «Als schliesslich feststand, dass die Musicalaufführung definitiv nicht durchgeführt werden kann, versuchten wir, so viele Gäste wie möglich zu informieren. Am Abend nahm ich diejenigen in Empfang, die wir nicht mehr erreicht haben», erzählt Schibler, auch das gehöre zum Job. Die Vorstellung wurde auf den Montag, 10. Februar verschoben.

Planänderungen

Eigentlich wäre vorgesehen gewesen, dass Schibler seiner Nachfolgerin Edith Scott nur noch bis Ende des Jahres beratend zur Seite steht. Aufgrund von Scott’s Schwangerschaft verlängerte Schibler schliesslich kommissarisch verwaltend in einem 60%-Pensum. «Daneben hat unsere langjährige Mitarbeiterin Beatrice Käser ihr Pensum erhöht und mir viel Arbeit abgenommen», erzählt der 65-Jährige. Nächste Woche wird Schibler nach 15 Jahren das Stadttheater nun endgültig seiner Nachfolgerin übergeben. Dabei hofft er, dass in der momentan stattfindenden Kulturdiskussion die verschiedenen Institutionen nicht gegeneinander ausgespielt werden. «Natürlich erhält das Stadttheater Olten mit einem Beitrag über 556’000 Franken, wovon 205’000 Franken für die Miete abgezogen werden müssen, den Löwenanteil der städtischen Kulturgelder. Wir sind jedoch auch der wichtigste Player in der Region und stellen mit den 351’000 Franken Saison für Saison ein hochkarätiges Programm auf die Beine und dies soll auch so bleiben», betont der ehemalige Primarlehrer, der seine Begeisterung für Kultur seiner Mutter zu verdanken hat, die ihn im Alter von 11 Jahren in die Oper «Zar und Zimmermann» mitnahm. «Ich finde es wichtig, in Olten ein breites kulturelles Kulturangebot zu haben und ich hoffe, ab nächster Woche wieder mehr Zeit zu finden, um beispielsweise das Theaterstudio oder Schwager Theater zu besuchen», so Schibler, der sich als bekennender EHCO-Fan auch nicht zwischen Kultur und Sport entscheiden möchte.

Hochkarätiges Programm

«Mit vier Kindertheatern oder auch Anlässen wie «Irish Heartbeat» zur Feier des St. Patrick’s Day ist das Stadttheater nicht nur elitär», betont Schibler. «Elitär zu sein, ist aber auch nichts Schlimmes. Es verlangt vom Besucher lediglich eine Auseinandersetzung mit den Stücken, die meist einen zeitgenössischen Bezug aufweisen», erklärt Schibler. «Dabei kommt mir eine Geschichte in den Sinn: Im Januar haben wir das Schauspiel «Die Physiker» von Friedrich Dürrenmatt vor vollen Rängen gezeigt. Nach der Vorstellung blieb noch eine Vierergruppe ganz junger Zuschauer diskutierend zurück. Ich habe sie angesprochen. Sie erklärten, dass sie in dieser Gruppe regelmässig Vorstellungen im Stadttheater besuchen würden.» Er sei so begeistert über das Interesse und die Auseinandersetzung dieser jungen Leute gewesen, dass er sie, als Klassikliebhaber, kurzerhand an das Konzert von Pianist Arcadi Volodos eingeladen habe. Als letzten Höhepunkt wird Schibler heute Abend, 30. Januar, die Schweizer Opernsängerin Regula Mühlemann und die Kammermusiker von «Chaarts» im Stadttheater willkommen heissen. «Mühlemann ist derzeit in aller Munde. Unsere letzten vier Aufführungen waren alle ausverkauft. Dies zeigt einmal mehr, welch punktuell hochstehende Acts in Olten zu sehen sind. Wir sind zwar Provinz, haben jedoch kein provinzielles Programm.»

Mit Leib und Seele

In den vergangenen 15 Jahren habe er versucht, die Leute zur Kultur zu verführen, so Schibler, der ab nächster Woche zuerst im Süden Golf spielen und quasi als Alternativprogramm im Anschluss bis Anfang März im amerikanischen Nashville Eishockey, Country und Bluegrass geniessen wird. «Ich bin vielfältig interessiert», meint Schibler schmunzelnd und fügt ernst an: «Natürlich ist es auch eine Art Flucht, denn während der vergangenen 15 Jahre hat sich Geschäftliches und Privates so stark vermischt, dass es nicht leicht fällt, loszulassen. Doch das ist wichtig, auch für meine Nachfolgerin, die sich eingewöhnen muss, um dann frische Akzente setzen zu können.» Im März sei er zu Hause und werde als Privatperson die verschiedenen Aufführungen im Stadttheater geniessen, um sich im April den Wunsch einer Nil-Flussfahrt zu erfüllen. Nach einem Abstecher in Winznau verreist Schibler nochmals für einen Monat nach Italien. «Ich möchte zumindest ansatzweise italienisch lernen, um mich mit einigen Freunden nicht nur in englisch, sondern in italienisch unterhalten zu können», so Schibler, der sich trotz Anfragen im Moment mit dem Annehmen von Mandaten noch zurückhält. Gefragt nach Höhepunkten kommt der 65-Jährige kaum mehr aus dem Schwärmen von der Oper «Rinaldo» mit Puppentheater hinaus und schliesst mit leuchtenden Augen und den Worten: «Die nächste Saison wird wieder grossartig!» Das sagt er immer, meint es so und behält recht.

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