Das Leben hinter der Maske

Fasnachtsmasken Schon sein halbes Leben lang baut Bio Bionda Fasnachtsmasken. Rund fünfhundert Modelle hat er bisher entworfen. Sein Traum, vom Maskenbau leben zu können, begann mit einer Bohrmaschine.

Es begann mit einer Bohr- und einer Nähmaschine und viel Durchhaltewillen: Sandra und Bio Bionda im Atelier von Bionda Maskenbau in Winznau. Inzwischen entstehen hier 1’100 Fasnachtsmasken pro Jahr. (Bild: Franz Beidler)
Es begann mit einer Bohr- und einer Nähmaschine und viel Durchhaltewillen: Sandra und Bio Bionda im Atelier von Bionda Maskenbau in Winznau. Inzwischen entstehen hier 1’100 Fasnachtsmasken pro Jahr. (Bild: Franz Beidler)

Bio Bionda verschraubte eine Bohrmaschine mit einer alten Nähmaschine und schuf damit ein Gerät, das Perücken für Fasnachtsmasken herstellt. «Davor waren die Haare immer zu teuer», erinnert sich der heute 51-Jährige an seine Anfänge als Maskenbauer. Sie gehen zurück an die Oltner Fasnacht des Jahres 1994. Damals war der gebürtige Trimbacher Mitte Zwanzig und bastelte mit seinen Mitmusikanten der Papapalagi Gugge Masken für den Fasnachtsumzug. «Das geht noch besser», war Biondas Fazit. Also begann er zu experimentieren und entwickelte dabei eben die Perückenmaschine. Sie steht bis heute im Atelier in Winznau, das im Erdgeschoss seines Wohnhauses untergebracht ist. Über die Jahre wuchs der Arbeitsplatz auf zweihundert Quadratmeter. «Wir haben immer wieder angebaut.» Für die rund 1’100 Masken die Bionda Maskenbau jährlich fertigt, arbeiten zusätzlich zum Firmengründer fünf Teilzeitangestellte jeweils von Sommer bis zur Fasnacht. In jeder Maske stecken rund drei Stunden Arbeit, «ohne das Modell.» Das stammt immer aus Biondas Hand und kostet ihn bis zu drei Arbeitstage. «Im Leben geht es darum, das eigene Talent zu finden», philosophiert Bionda an seiner hölzernen Werkbank. «Meines ist der Maskenbau.»

«Zu Beginn habe ich viel geschrottet»

Lehrgeld zahlte Bionda trotz Talent. «Zu Beginn habe ich viel Material geschrottet», sagt er lachend. Denn für ihn stand fest: «Ich will alles anbieten: Die Masken mitsamt den Accessoires.» Nach den Perücken musste Bionda also herausfinden, wie sich Hüte, Kronen, Helme oder Hörner herstellen lassen. Und natürlich die Masken selbst. Seiner Leidenschaft zuliebe biss er durch und fand erste Abnehmer für seine Kreationen. Nahrung für seinen Traum, sich mit dem Maskenbau selbstständig zu machen. Schliesslich war er 28 Jahre alt, als die Wirtschaft lahmte und er deshalb seine Stelle als Zimmermann verlor. «Weg in die Selbstständigkeit» hiess der dreimonatige Kurs vom Arbeitsamt, den Bionda besuchte. «Mein Geschäft war ja schon angelaufen.» Das erste Atelier richtete er sich 1997 in der Oltner Rötzmatt ein. Im gleichen Jahr heiratete er Sandra, die seither die Buchhaltung führt, die Perückenmaschine bedient, Hüte näht und aushilft, wo immer sie kann. «Ohne meine Ehefrau wären wir heute nicht da, wo wir sind», sagt Bionda. «Ich bin aber nur nachmittags im Atelier», wirft sie lächelnd ein. Vormittags arbeitet sie als Buchbinderin oder in einem Kinderhort. Gemeinsam kämpfte das Ehepaar für das junge Unternehmen und zog zur Jahrtausendwende nach Winznau um. «Wir diskutierten manchmal, ob wir Löhne bezahlen oder Zubehör für die Masken kaufen sollen», erinnern sich die beiden an den harzigen Beginn. Masken aus Pappmaché zu fertigen, ist so aufwendig, dass Bionda Maskenbau nur etwa dreihundert Masken pro Jahr herstellen konnte. «Erst mit dem Umstieg auf Plastikmasken aus Polystyrol wurde das Geschäft rentabler», sagt Bionda. Das war im Jahr 2007.

Vom ersten Entwurf zur fertigen Maske

Seither sind die Arbeitsschritte, um eine Maske herzustellen, die gleichen geblieben: Zuerst modelliert Bionda einen Prototypen aus Plastilin, von dem er einen Gipsabdruck macht und davon dann eine Form aus metallenem Kunststoff giesst. «Das nenne ich das Werkzeug», erklärt er. «Dieses spanne ich in einer Maschine auf, die dann eine Polystyrolplatte erhitzt und per Vakuum darüber zieht.» So einen Rohling herzustellen, dauert nur einige Minuten. Danach müssen die Ränder und Löcher geschnitten und Kanten geschliffen werden. «Dann montieren wir einen Bauhelm in die Maske», erklärt Bionda die Methode, die sicherstellt, dass die Maske von keinem Kopf rutscht. «Alles andere ist Gugus», weiss er aus Erfahrung. Danach wird die Maske grundiert und per Spritzpistole bemalt. Schliesslich werden noch die Accessoires aufgeklebt: Perücken, Hüte, Kronen, Hörner, Helme, Fellmützen oder Federkränze. «Manchmal bestellen die Kunden nur einen Rohling und vollenden die Maske dann selber, manchmal wollen sie eine fixfertige Maske», weiss Bionda. Zünfte und Guggen haben eine Fasnacht lang ein exklusives Recht auf einen Entwurf. Danach nimmt ihn Bionda in den Katalog auf. Darin finden sich inzwischen rund fünfhundert Masken, von denen Abzüge bestellt werden können.

«Der Kopf macht dich aus»

«Mit jedem Entwurf lerne ich wieder etwas», sagt Bionda. Oft betreibe er Nachforschungen: «Wenn eine Maske der altägyptischen Gottheit Anubis ähneln soll, dann lese ich darüber und schaue mir Bilder davon an.» Auch die Bemalung entsteht oft im Experiment: «Wenn meine Frau sagt, die Maske sehe toll aus, dann ist sie gut», sagt Bionda lachend, «sonst kommt weisse Farbe drüber und ich beginne von vorn.» Das mache ihm nichts aus, er habe den besten Job der Welt. Komplimente seien sein Lohn, anderen eine Freude zu machen ein wichtiger Antrieb. An einer Ecke zu stehen, einem Fasnachtsumzug zuzuschauen und ab und an eine Maske aus dem eigenen Haus zu entdecken, das geniesse er. «Ich inhaliere dann diese Stimmung», sagt Bionda, «da geht mir das Herz auf.» Vielleicht traue sich manch einer schon mehr, wenn er sich hinter einer Maske verstecken könne, mutmasst Bionda. «Aber eigentlich geht es an der Fasnacht ja darum, eine Figur zu spielen.» Gerade dafür sei die Maske wichtig, denn schliesslich mache sie ein Kostüm erst komplett. «Der Kopf macht dich aus, nicht der Körper.»

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