Die Frösche fürs Grobe mit Liebe zum Detail

Fröscheweid Zunft zu Olten Sie werken, tüfteln, malen und sorgen jährlich mit den daraus resultierenden grossen Bauten für einen eindrücklichen Auftritt am Oltner Fasnachtsumzug: die Wagenbauer der Fröscheweid Zunft zu Olten.

Bissige Aussichten für die diesjährige Fasnacht: einige Mitglieder des Wagenbau-Teams mit Chef Urs Ulrich (5. v.l.). (Bild: mim)
Bissige Aussichten für die diesjährige Fasnacht: einige Mitglieder des Wagenbau-Teams mit Chef Urs Ulrich (5. v.l.). (Bild: mim)

Der eine steht unten, der andere auf der Leiter. Gemeinsam werden die goldenen Punkte mit Heissleim auf den roten Stoff geklebt. Im hinteren Teil der riesigen Doppelgarage malt ein Vereinsmitglied in luftiger Höhe auf der Leiter stehend die Hand der dreieinhalb Meter hohen Puppe mit einer Hautfarbe an. Eineinhalb Wochen vor dem Fasnachtsumzug werden in der Trimbacher Doppelgarage der Fröscheweid-Wagenbauer die letzten Arbeiten erledigt.

Generationenverbindend

Die Fröscheweid gehört zu einer der altehrwürdigen Oltner Zünfte, die im Jahr 1953 aus dem Turnverein Olten entstanden ist. Auch Wagenbauchef Urs Ulrich kam auf diesem Weg vor 30 Jahren zu den Fröschen. «Ich bin durch TV-Kollegen dazugestossen», erzählt er. «Da ich jedoch nicht so gut singen kann, bin ich bereits nach einem Jahr bei den Wagenbauern gelandet», fährt der 66-jährige Ulrich schmunzelnd fort. Rund 25 Personen im Alter zwischen 45 und 84 Jahren gehören aktuell dem Wagenbau-Team an. «Bei uns wirken die Jüngeren in der Clique mit und bestreiten die Auftritte, während sich die Älteren dem Wagenbau widmen», erzählt Ulrich begeistert von der Aufteilung. Dies sorge für ein generationenverbindendes Miteinander und für eine Entlastung der jüngeren Zunftmitglieder sowie eine sinnvolle Tätigkeit für all jene, die nicht mehr selbst aktiv Fasnacht machen möchten. Jeweils vor den Sommerferien setzen sich das Wagenbau-Team und die Clique zusammen. Letztere bestimmt das Thema an der Fasnacht. Die Ideen werden auf Papier festgehalten und im Oktober beginnen die Arbeiten. «Auch die Fröscheweid Zunft hat früher innerhalb von wenigen Tagen einen kleinen Wagen gestaltet. Erst durch die Doppelgarage, welche uns die Gebrüder Borner zur Verfügung stellte, wurde schliesslich die Möglichkeit geschaffen, grosse Lastwagenaufbauten zu fertigen», erklärt Ulrich, der vor 13 Jahren das Amt des Wagenbauchefs übernommen hat. Ein alter Lastwagen ohne Führerkabine und ein Aufleger bilden mit rund 14 Metern Länge die Basis für alle Wagenaufbauten. Seit dem Jahr 1991 wird der Wagenbau zusätzlich durch eine ausgediente Putzmaschine ergänzt, die sich mit ihren drei Rädern am Platz drehen kann.

Geselligkeit als wichtiger Punkt

Das diesjährige Thema soll natürlich noch nicht verraten werden. Nur so viel: Der voluminöse Aufbau wird jeweils aus biegbaren Drähten geformt, die zusammengeschweisst, mit Drahtgeflecht überzogen und mit Zeitungspapier beklebt werden. Als Abschluss folgt der Stoffüberzug, der schliesslich noch angemalt wird. Ein reines Wunschkonzert ist der Wagenbau jedoch nicht. Auch die Fasnachtsgefährte haben Auflagen zu erfüllen. «Zu den Wichtigsten gehören gute Bremsen, geschlossene Wagenbauten bis 15 Zentimeter ab Boden, damit keine Gefahr für Kinder besteht, ein Feuerlöscher auf jedem Wagen und sie beinhalten natürlich auch die Fahrtauglichkeit», zeigt Ulrich auf. Jeweils am Samstagvormittag treffen sich die Wagenbauer-Frösche zum Arbeiten. «Ab Ende November finden sich die pensionierten Mitglieder zusätzlich am Mittwochnachmittag in Trimbach ein. An beiden Tagen ist es üblich, dass wir gemeinsam essen», betont Ulrich, den sehr wichtigen geselligen Faktor, während er durch die Kellerräume mit Küche, Stübli, Lager und neben der 29. von Viktor Hottinger gestalteten Laterne vorbeiführt. Das gemeinsame Essen werde auch genutzt, um über den Aufbau zu sprechen. Jeder der Fröschefamilie könne mitreden. Und auch wenn es sich um eine Männerzunft handle, gehörten auch die Frauen dazu, betont Ulrich. «Der Bott findet nur im Beisein der Männer statt, bei allen anderen Veranstaltungen sind die Frauen dabei, die mit dem Anfertigen unserer Kostüme und ihrer Mithilfe an der Kilbi eine sehr wichtige Stütze bilden.»

Fasnächtliche Lebensfreude

Gemeinsam mit dem Lastwagen und dem Aufleger ist die Putzmaschine erstmals 1991, als Heinz Stampfli als «Chüssi dr I.» den Obernaar stellte, in Form einer Bassgeige zum Einsatz gekommen. Besonders gefallen haben Ulrich der rote Sightseeing-Doppelstöckerbus und das 60-Jahr-Jubiläum, das die Frösche im Jahr 2013 mit dem VW-Käfer feierten, der im selben Jahr zum letzten mal produziert wurde. Auch die Gänse sorgten vor zwei Jahren für Begeisterung und bescherten den Fröschen den ersten Platz am Umzug. «Das war schön, doch darum geht es nicht. Für uns ist der Wagenbau unser Hobby und es bedeutet für uns Lebensqualität, miteinander an einem Thema zu arbeiten», betont Ulrich, der im Geist nicht alt werden möchte und die Liebe zur Fasnacht mit der Lebensfreude gleichsetzt. Dabei sei es nicht entscheidend, wie handwerklich begabt jemand sei. «Jeder kann jede Arbeit übernehmen, wenn man ihm nur zeigt wie», ist der Wagenbauchef überzeugt. «Allzu akkurat sollte der Wagen aber nicht sein, schliesslich handelt es sich um einen Fasnachtswagen, der in erster Linie lustig, jedoch wie auch die Verse der Frösche nie unter der Gürtellinie sein soll», weiss Ulrich.

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