Mit positiver Stimmung der Krise trotzen

Collie Herb gibt Gas und ist mit einer Single, einem Konzert im Coq d’Or und seinem neuen Album «Collieversum» am Start. Ein Gespräch über den Lockdown, die Kirchgasse, Eigenverantwortung und Konzerte im Herbst.

Collie Herb ist bereit, um hoffentlich schon bald auch wieder an Konzerten eine positive Stimmung zu verbreiten. (Bild: M. Hächler)
Collie Herb ist bereit, um hoffentlich schon bald auch wieder an Konzerten eine positive Stimmung zu verbreiten. (Bild: M. Hächler)

Collie Herb ist «Ready». Ab Freitag gibt es die gleichnamige Single im Afrobeats-Stil mit Angelica Muritu, der Lenzburger Sängerin mit kenianischen Wurzeln, zu hören. «Ich habe Angelica bei einem Jam in Aarau getroffen und war sofort von ihrer Stimme begeistert. Da ich gerne mit anderen Künstlern arbeite, stand ein gemeinsames Projekt bereits länger auf dem Plan», erzählt der Musiker. Den Refrain des Songs «Ready», den er wie alle seine Lieder selbst geschrieben hat, wollte der Oltner ursprünglich selbst singen. «Englische Parts entsprechen mir jedoch nicht. Ich mache Mundart-Musik», so Collie Herb alias Patrick Bütschi. Als der Lockdown kam, waren alle Lieder für das neue Album «Collieversum» eingespielt, doch noch immer fehlte der Part der Sängerin. «Angelica hat den Song schliesslich auf ihrem Smartphone eingesungen», erzählt der 33-Jährige und fügt schmunzelnd an: «Ich habe es dem Produzenten einfach nicht erzählt. Er war zwar zuerst irritiert, aber dem Endprodukt ist es nun nicht anzuhören, dass es sich um eine Handyaufnahme handelt.» Vielleicht sei dies eine Erkenntnis aus dem Lockdown: Zu merken, dass manchmal auch weniger reiche.

Improvisation im Lockdown

Eine erstaunliche Entspanntheit, die der Musiker, der als ehrgeizig und perfektionistisch gilt, in den letzten Jahren entwickelt hat. Klar, Patrick Bütschi, der einst eine KV-Lehre abschloss und seither in verschiedensten Bereichen tätig war, muss nicht einzig von seiner Musik leben, doch auch er bezeichnet den Lockdown als keine einfache Zeit. Er hat sich nun neben seinem Teilzeitjob im Digitalmarketing noch einen Aushilfsjob an der Kasse des Oltner Chlyformat Quartierladens im Kleinholz gesucht, um während der konzertfreien Zeit ein Zusatzeinkommen zu haben. Neben einer positiven Einstellung war in den vergangenen Wochen auch Improvisation nötig. Eigentlich wäre der Videodreh zum Song «Vitamin D», der wie eine leichte Sommerbrise daherkommt, für die Zeit des Lockdowns geplant gewesen. Da dies nicht möglich war, hat sich Collie Herb mit der Filmemacherin Nina Sörés zusammen getan, die einen animierten Video Clip zur Story des Songs mit einigen Oltner Wahrzeichen im Hintergrund gestaltete. «Es ist erstaunlich, wie gut der Song in diese Lockdown-Zeit zu passen scheint», so Collie Herb, der singt: «vor mim Fänster wartet d’Wält». «Es geht darum, in einer selbst gewählten Quarantäne zu verweilen, während draussen das Leben spielt.»

Loslassen und schauen, was bleibt

Dabei hat der Musiker, als er 2018 während seines Pariser Atelier-Aufenthalts, einem Stipendium der Kulturförderung des Kanton Solothurn, den Grossteil der Texte schrieb, nicht ahnen können, welche Situation heute besteht. Teile dieser Songs fanden auf dem im vergangenen Herbst erschienen Mini-Album «Lingo» Platz, das sich im Dancehall-Stil präsentierte. Stilistisch kommt das am 24. Juli erscheinende Album «Collieversum» facettenreicher daher. Oftmals leicht und unbekümmert, doch manchmal auch düster, wie mit dem Song «187 uf mis Ego», in dem der Musiker von der Gier und dem Neid in der Schweiz erzählt. Nachgefragt meint er: «Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die Schweiz eng, auch im Denken.» Der Facettenreichtum des Albums mag zudem vielleicht darauf begründet sein, dass der Musiker seine Zeit in Paris nutzte, um eine Standortbestimmung vorzunehmen, die augenscheinlich mit dem Abschneiden seiner Dreadlocks, aber auch textlich in seinen Liedern zu hören ist. «Mini Musig, mini Medizin. Loh alles los und luege was no bliibt», singt Collie Herb. «Es geht darum, nicht zu vergessen, wo ich herkomme, aber frei zu sein, auch in musikalischer Hinsicht, um dahin zu gehen wohin ich möchte. Die Entscheidung liegt bei mir.» Dieses Bewusstsein habe ihn schliesslich auch entspannter, wobei nicht weniger engagiert werden lassen.

Solidaritätskonzert im Coq d’Or

Angesprochen auf seine Heimatstadt Olten meint Collie Herb mit einem Lächeln: «Das eine Auge lacht, das andere weint.» Er erinnere sich noch gut, als er beim Eröffnungsfest der Kirchgasse gespielt habe und welche Möglichkeiten dieser nachgesagt wurden. «In dieser Hinsicht besteht noch viel Luft nach oben», betont der Musiker und fügt an: «In Olten muss man sich durchkämpfen, aber dies macht einen stark.» Glücklicherweise sei in der Dreitannenstadt in Zeiten von Corona die oftmals hochbeschworene Solidarität nun gelebt worden. Und auch Collie Herb wird am Samstag neben weiteren Künstlern wie La Nefera, Max RubaDub, Jo Elle, City Nord und Junia Bardo auf der Coq d’Or-Bühne stehen und seine Gage dem Kulturlokal spenden. Nachdem die einstige Paraiba Bar ihre Türen geschlossen hatte, liegt es dem Musiker umso mehr am Herzen, dass Lokale wie das Coq d’Or weiterbetrieben werden können. «Neben den Kulturschaffenden, die alleine von ihrer Kunst leben, bedaure ich insbesondere die Situation der Gastro-Szene, die nun unverschuldet unter dem Lockdown zu leiden hat.» Auch wenn eine Prognose schwierig sei, hofft Collie Herb, schon bald mit seinem neuen Album auf der Bühne stehen zu können. «Ich bin nicht unbedingt der Studio-Typ, sondern liebe es Konzerte zu spielen und mit dem Publikum zu agieren.» Bis es so weit ist, kann sein Album via seiner Webseite bestellt werden.

www.collieherb.ch

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