Captain sein, nicht Chef

Joel Löpfe Seit Anfang November ist Joel Löpfe oberster Zivilschützer der Region Olten. Obwohl kein unmittelbarer Handlungsbedarf bestehe, werde es nicht an Herausforderungen mangeln.

Joel Löpfe, der neue Kommandant der Regionalen Zivilschutzorganisation Olten, hat sein Büro im 5. Stock des Oltner Stadthauses längst bezogen, arbeitet derzeit aber auch oft im Home Office. (Bild: Achim Günter)
Joel Löpfe, der neue Kommandant der Regionalen Zivilschutzorganisation Olten, hat sein Büro im 5. Stock des Oltner Stadthauses längst bezogen, arbeitet derzeit aber auch oft im Home Office. (Bild: Achim Günter)

Einst wollte Joel Löpfe Astronaut oder Eishockeyprofi werden. Es erging diesen Bubenträumen jedoch wie den meisten: Sie erfüllten sich nicht. Nun, mit 32 Jahren, ist Löpfe Kommandant der Regionalen Zivilschutzorganisation Olten (RZSO), der oberste Zivilschützer der Region Olten also.

Er bekleidet das Amt in einem 80-Prozent-Pensum. Daneben bringt der Trimbacher sein vor Jahren angefangenes Studium in Angewandter Psychologie zu Ende. Den Masterabschluss wird er voraussichtlich 2024 ablegen können. Er strebt den Studienabschluss auf jeden Fall an, auch und gerade wegen seiner im November begonnenen Arbeit als Zivilschutzkommandant. «Ich habe im Studium schon bisher viel gelernt, was mir für diese Funktion hilft.»

Den Zivilschutz kennt Löpfe von der Pike auf. In die Armee einrücken musste er aus gesundheitlichen Gründen nicht. Stattdessen wurde er mit knapp 20 Jahren Mitglied des Zivilschutzes, als Betreuer. Damals, vor mehr als zehn Jahren, lag eine berufliche Zukunft beim Zivilschutz noch in weiter Ferne. Der Weg dorthin hielt für Löpfe noch ein paar Umwege bereit.

Kleiderverkäufer, Student, Instruktor

Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte er eine Lehre im Detailhandel. Als Kleiderverkäufer bei Bernheim Mode wurde er vorerst glücklich. Im Oltner Zivilschutz absolvierte Löpfe derweil seine Wiederholungskurse und kam innerhalb der Organisation voran. Parallel zu seiner Tätigkeit im Kleidergeschäft machte Löpfe die Berufsmatura. Bald lockte ein Studium in Angewandter Psychologie an der Fachhochschule in Olten. Den Bachelor-Abschluss hatte er rasch in der Tasche. «Dabei wurde für mich das Thema Erwachsenenbildung enorm spannend. Und just in jener Zeit sandte mir Franco Giori ein Stelleninserat des Kantons zu.»

Giori, der den Zivilschutz in Olten während mehr als zwei Jahrzehnten geprägt hat und dieser Tage offiziell pensioniert wird, sah die Zukunft seines Zöglings offenbar schon damals im Zivilschutz. Das Anforderungsprofil als Zivilschutzinstruktor behagte Löpfe bestens. Er war sich sicher, persönliche Stärken und im Studium erworbene Fähigkeiten mit den verlangten Skills in Einklang bringen zu können – und mit vielen spannenden Menschen zusammenzuarbeiten. Löpfe wechselte nach Balsthal. Im vergangenen Frühling dann wurde bekannt, dass Löpfe ab November 2021 Franco Giori als Kommandanten der Regionalen Zivilschutzorganisation Olten und als Stabschef des Regionalen Führungsstabs Olten ablösen wird.

Der lange Schatten Gioris bereite ihm überhaupt keine Sorgen. «Er hinterlässt sehr grosse Fussspuren. Ich versuche nun aber, meine eigenen Fussspuren zu hinterlassen. Ich kann davon profitieren, dass sehr vieles schon sehr gut funktioniert. Dadurch fällt es mir leichter, meinen eigenen Weg zu gehen», so Löpfe. Die Organisation sei in einem guten Zustand, dringende Änderungen brauche es nicht. «Ich möchte das Bestehende weiterführen, beobachten, meine Schlüsse ziehen und dann vielleicht an einzelnen Rädern drehen», beschreibt Löpfe seine Herangehensweise.

Durch eine Gesetzesänderung 2021 stehen dem Zivilschutz weniger Personen zur Verfügung als zuvor. «Bei uns sind das rund 20 Prozent weniger», erklärt Löpfe. Ihm unterstehen aus den zwölf Mitgliedergemeinden rund um Olten derzeit etwa 400 Zivilschutzleistende. Um die definierten Leistungsaufträge erfüllen zu können, müssten es eigentlich um die 500 sein. Nach der Gesetzesänderung, gemäss der man als einfacher Zivilschutzsoldat nach 14 Dienstjahren oder spätestens nach Ablauf des 36. Altersjahres entlassen wird, klafft eine Lücke im Bestand. Löpfe sagt es so: «Ist und Soll ist momentan nicht gleich.» Nun gelte es zu überprüfen, ob die Leistungsaufträge zu breit seien, ob man diese anpassen oder allenfalls die Leistungsfähigkeit der bestehenden Personen erhöht werden könne.

Viele Ideen, viele Herausforderungen

Löpfe hat sich vorgenommen, gegenüber dem Kader einen «sehr offenen und konstruktiven Führungsstil zu prägen». Eine flache Hierarchie mit viel gegenseitigem Austausch seien ihm wichtig. Er sehe sich eher als Captain einer Sportmannschaft denn als Steuermann eines Schiffes, also quasi als Primus inter Pares. Diese Analogie wählt Löpfe kaum zufällig: In der Freizeit spielt er seit kurzem bei den Senioren des SC Altstadt Olten Eishockey.

Gut zweieinhalb Monate nach Amtsantritt umtreiben den jungen RZSO-Kommandanten viele Ideen. Beispielsweise schwebt ihm vor, künftig vielleicht einen «polyvalenten Zivilschützer» auszubilden, also die Truppenzugehörigkeit etwas aufzuweichen und das Wissen der einzelnen Soldaten zu verbreitern. An Herausforderungen wird es Löpfe ohnehin nicht mangeln. Er selber glaubt: «Die Gefahren werden nicht weniger, sondern eher mehr. Gleichzeitig stehen weniger Leute zur Verfügung.» Er werde auch versuchen, immer ein wenig über den Tellerrand seiner Kernaufgabe hinauszublicken. «Als Kommandant einer Region ist man auch deren Augen und Ohren.» Joel Löpfe will sich aktiv einbringen bei der Weiterentwicklung des Zivilschutzes: «Man muss nicht immer nur Befehle von oben entgegennehmen, sondern darf auch mal Anregungen von unten nach oben geben.»

www.zivilschutz-olten.ch/de/

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