Die Freude am Sport zählt mehr als der Sieg

Inklusion Am Samstag fand in Trimbach ein Pétanque-Tournier für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung statt. Dahinter steht Special Olympics Switzerland. Der Verband setzt sich für Inklusion im sportlichen Bereich ein.

Gabor Somogyi (PC Trimbach), Walter Lötscher (Special Olympics), Spieler Dominique Glasstetter sowie Orfeo Beldi und Jonathan Grept (beide Special Olympics) war die gelassene Stimmung beim Fotoposing anzusehen. (Bild: Caspar Reimer)
Gabor Somogyi (PC Trimbach), Walter Lötscher (Special Olympics), Spieler Dominique Glasstetter sowie Orfeo Beldi und Jonathan Grept (beide Special Olympics) war die gelassene Stimmung beim Fotoposing anzusehen. (Bild: Caspar Reimer)

Es war ein Sportereignis der ganz besonderen Art, das am vergangenen Samstag im Boulodrome Trimbach, dem Vereinslokal des Pétanque Clubs Trimbach, stattfand. «Es ist für mich der schönste Anlass des ganzen Jahres», sagt Gabor Somogyi, langjähriger Präsident des hiesigen Pétanque-Clubs. Sein Verein hat – als bisher einziger seiner Art in der Region Olten – den Boulodrome und helfende Hände zur Verfügung gestellt, um ein von Special Olympics Switzerland aufgegleistes Pétanque-Turnier durchzuführen.

Special Olympics ist ein internationaler Verband mit nationalen Ablegern, der sich für sportliche Inklusion von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung einsetzt. «Es ist einmalig, wie die Spielerinnen und Spieler hier ihre Freude zeigen, alle glücklich und zufrieden sind», sagt Somogyi, der sich sichtlich gut gelaunt an der Bar betätigt, während im Saal nebenan das Turnier stattfindet. «Die Leute unseres Clubs figurieren als Schiedsrichter, helfen in der Küche oder an der Bar aus», sagt der 77-Jährige. Bereits «seit mindestens zehn Jahren» stellt sein Club sich für dieses Turnier zur Verfügung.

Gute Stimmung ist alles

Wer die Spielhalle betritt, findet sich in einer beschwingten Atmosphäre wieder. Zwar wird durchaus konzentriert Pétanque – die Boule-Art, welche bevorzugt auf Kiesplätzen ausgetragen wird – gespielt, doch mindestens genauso wichtig scheint die Geselligkeit. So dauert es nicht lange, bis sich Spieler Dominique Glasstetter, der aus Pratteln angereist ist, an den anwesenden Reporter wendet und mit kumpelhaften Gesten seine Freude zum Ausdruck bringt. Glasstetter spielt seit zehn Jahren Pétanque und hat schon an vielen Turnieren teilgenommen. Auf die Frage, ob er ein Interview geben möchte, sagt er entschlossen: «Nein!» Ein anderer Kollege, der gerade die Kugel zum Abwurf ansetzt, dreht sich kurz um, lacht und sagt: «Ich treffe sie alle!» Landet ein Schuss nahe der Zielkugel, sind die Begeisterungsbekundungen riesig.

Pétanque ist ein Sport für alle

Orfeo Beldi spielt seit mehr als 30 Jahren Pétanque und ist Mitglied des Nationalkaders – schon das Schweizer Fernsehen hat über ihn berichtet. Bei Special Olympics ist er für die Sportart Pétanque zuständig – Sport Official wird seine Funktion genannt. Er ist nicht fester Mitarbeiter bei Special Olympics, sondern quasi Gesandter seiner Sportart. «Meine Passion ist das Pétanque», sagt er lächelnd. Der 46-Jährige ist einer der 4000 lizenzierten Spieler in der Schweiz und nimmt auch an internationalen Wettkämpfen teil.

Beldi erzählt: «Als die Stelle bei Special Olympics ausgeschrieben war, habe ich mich aus Neugierde gemeldet. Es hat mich gereizt, den Sport von einer anderen Seite kennenzulernen.» Das Interessante an Pétanque sei, «dass es von vielen Menschen gespielt werden kann. Auch von Personen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung».

Wenn man auf hohem Niveau spiele, freue man sich über die guten Aktionen nicht mehr unbedingt, da man immer besser werden, sein Ziel erreichen wolle. «Hier ist es eigentlich umgekehrt. Die Spieler freuen sich über jede gelungene Aktion. Die Emotionen sind stärker, direkter und werden auch geteilt. Natürlich kommt manchmal auch Enttäuschung zum Ausdruck.»

Bei den Spielen werden meistens Gruppen aus drei Athletinnen und Athleten gebildet, die jeweils von einem Coach begleitet werden. Es werde darauf geachtet, dass jedes Team eine Gewinnchance hat. «Es gibt keine Hierarchie, kein Ligasystem», so Beldi. Einzig bei mehrtägigen Turnieren dieser Art werden die Spielerinnen und Spieler nach Stärkeklassen eingeteilt. Aus verschiedenen Orten der Schweiz trafen sich am Samstag 45 Spielerinnen und Spieler, die in drei Kategorien um je einen Medaillensatz spielten.

Auf lokale Clubs angewiesen

Special Olympics verfolgt das Ziel, Menschen mit Beeinträchtigung in bestehende Sportclubs zu integrieren. «Sie sollen Teil des regulären Clubs sein», sagt Beldi. Der Verband bietet also den Rahmen, knüpft Kontakte zwischen Institutionen und Sportorganisationen.

«Dabei ist die Arbeit der lokalen Vereine essenziell», sagt Walter Lötscher, der für Special Olympics das Turnier in Trimbach organisiert. Dem pensionierten Institutionsleiter ist es ein Herzensanliegen, den Menschen mit einer Beeinträchtigung solche Turniere zu ermöglichen. «Als ich noch als Institutionsleiter arbeitete, haben wir erstmals 2014 mit zwei Teams an den National Games von Special Olympics in Bern teilgenommen und seither an vielen anderen Turnieren. Es ist jeweils eine sehr schöne Erfahrung, abseits der Hierarchie.»

Plötzlich stürmt eine junge Frau, ausser sich vor Freude, den Raum und hält dem Reporter die Hand hin und sagt: «Give me five!»

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