«Obdachlose sollen in Olten einen Platz haben»

Notschlafstelle Olten Am Dienstag, 16. Mai wird im Saal der Röm.-kath. Pfarrei St. Marien der Verein «IG Schlafpavillon» offiziell gegründet. Was und wer genau hinter dem Projekt steckt, verraten vorab Diakon Andreas Brun und Cornelia Dinh-Sommer vom katholischen Sozial- und Beratungsdienst.

Cornelia Dinh-Sommer und Andreas Brun setzen sich für eine Oltner Notschlafstelle ab Herbst 2017 ein. (Bild: vwe)
Cornelia Dinh-Sommer und Andreas Brun setzen sich für eine Oltner Notschlafstelle ab Herbst 2017 ein. (Bild: vwe)

Besonders im Winter suchen sie Unterschlupf, leiden unter den tiefen Temperaturen und fallen vermehrt ins Auge: Obdachlose Menschen. Nicht nur in Städten wie Zürich oder Bern kommen sie vor, sondern auch im Mittelland. «Pro Winter suchen meist zwei bis drei von ihnen Hilfe bei mir», bestätigt Cornelia Dinh-Sommer, die im katholischen Sozial- und Beratungsdienst in Olten tätig ist. «Ich verweise sie jeweils weiter. Entweder nach Bern oder auch an den Flughafen Basel, wo sie gratis bis fünf Uhr morgens schlafen können.» Denn in Olten gibt es bis anhin keine Einrichtung, in der obdachlose Menschen über Nacht willkommen sind.

Notschlafstelle schon lange nötig

Deshalb sieht Cornelia Dinh- Sommer die Notwendigkeit für eine Notschlafstelle in der Dreitannenstadt schon seit etlichen Jahren als gegeben. «Bis anhin fehlten mir jedoch die Un Ressourcen dazu», erklärt die ausgebildete system- und lösungsorientierte Kurzzeittherapeutin FH. Aufgrund der neuen pastoralen Leitung durch Diakon Andreas Brun und Pfarrer Mario Hübscher, welcher seit Dezember 2015 im Amt ist, sei jedoch eine neue Dynamik entstanden, mit der solche Projekte angegangen werden können. Seit Herbst 2016 planen sowohl Andreas Brun als auch Cornelia Dinh-Sommer einen sogenannten «Schlafpavillon» in Olten. Dieser soll Obdachlosen nicht nur einen Platz zum Schlafen bieten, sondern hier sollen hilfsbedürftige Menschen auch duschen, Kleider waschen oder einfach zur Ruhe kommen können. «Wir nennen unser Projekt bewusst Schlafpavillon und nicht Notschlafstelle. Denn mit letzterem Begriff werden oftmals negative Assoziationen verbunden. Mit einer neutraleren Bezeichnung wollen wir Berührungsängsten entgegenwirken», so die Initianten. Obwohl sowohl Brun als auch Dinh-Sommer in der Röm.-kath. Pfarrei St. Marien tätig sind, soll das Schlafpavillon von einem konfessions- sowie religionsübergreifenden und politisch neutralen Verein betrieben werden.

Stadt sieht keine Notwendigkeit

Warum die beiden den niederschwelligen Weg durch einen Verein beziehungsweise eine IG wählen, hat auch mit der kantonalen und städtischen Haltung im Bezug auf die Notwendigkeit einer Notschlafestelle zu tun. So liess Claudia Hänzi, Leiterin des kantonalen Amts für soziale Sicherheit (ASO), letzten Dezember in einem Artikel der Solothurner Zeitung verlauten, dass die Bereitstellung von Notschlafstellen nicht Aufgabe des Kantons sei. Der Oltner Stadtrat antwortete indes am 23. März 2017 auf eine Interpellation von Luisa Jakob (Junge SP) zum Thema «Notschlafstelle in Olten», dass «bis anhin für alle Personen mit zivilrechtlichem Wohnsitz im Einzugsgebiet der Sozialregion Olten, die sich auch vor Ort aufhalten und mit den zuständigen Stellen zusammen arbeiten, ein Obdach gefunden werden konnte». Personen, die nicht aus Olten stammen, würden nothilfemässig unterstützt, um an ihren zivilrechtlichen Wohnsitz zurückzukehren und sich dort für Hilfeleistungen zu melden. Die Notwendigkeit für eine Oltner Notschlafstelle sei daher nicht gegeben. «Da sich niemand zuständig zeigt, müssen wir mittels eines Vereins diese Aufgabe übernehmen», erklären Brun und Dinh-Sommer und fügen an: «Natürlich hoffen wir, dass wir irgendwann auf die Unterstützung der Stadt zählen können. Schliesslich ist die Suchthilfe Ost auch aus privater Initiative entstanden und wird heute durch den Kanton mitfinanziert.»

Freiwillige gesucht

Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg. Denn erst muss der Verein für eine Oltner Notschlafstelle gegründet werden. Dafür laden die Initianten am Dienstag, 16. Mai um 20 Uhr zur offiziellen Gründungsversammlung in den Saal der Röm.-kath. Pfarrei St. Marien ein. «Die Veranstaltung steht für alle Interessierten offen. Schliesslich soll der Verein breit abgestützt sein und möglichst gross werden», zeigt Cornelia Dinh-Sommer auf. Das ambitionierte Ziel sei, bis im Oktober 2017 ein Schlafpavillon stellen zu können. Dazu müssen jedoch noch der richtige Platz - auch eine Brache oder ein befristet freistehendes Gebäude wären denkbar - und zahlreiche Freiwillige gefunden werden. Selbst im Vorstand sowie in der Betriebskommission sind Ämter zu vergeben. «Im letzten Winter stiess die Idee einer Notschlafstelle in der Oltner Facebook-Gruppe auf grosses Echo. Hoffentlich können einige der damaligen Personen zum Mithelfen motiviert werden», so Andreas Brun.

Gründung «IG Schlafpavillon»
Röm.-kath. Pfarrei St. Marien, Di, 16. Mai, ab 20 Uhr

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