Obstbauern erwarten mässige Apfelernte

Ernte Die Apfelernte läuft auf Hochtouren. Der Stadtanzeiger hat sich in Wangen bei Olten mit einem Obstbauern getroffen. Bis am 10. November werden auf seinem Hof Äpfel gepflückt.

Mathias Anderegg hat mit seinen Äpfeln alle Hände voll zu tun. (Bild: Caspar Reimer)
Mathias Anderegg hat mit seinen Äpfeln alle Hände voll zu tun. (Bild: Caspar Reimer)

Wenn der Sommer langsam ausklingt und der Herbst seine Vorboten über die Landschaft schickt, ist es an der Zeit, die wohl beliebteste Frucht der Schweiz zu ernten – die Rede ist vom Apfel, den es hierzulande in über 500 Variationen gibt. Vom Boskoop über den Gravensteiner bis zum Topaz ist für jeden Gaumen ein passender Apfel dabei. «Anfangs September beginnen wir mit der Ernte», erzählt Mathias Anderegg, Bauer am Gruebackerhof, der für Obstanbau günstig am Südhang oberhalb von Wangen bei Olten gelegen ist. Die Ernte dauert je nach Apfelsorte bis zum 10. November.

Aktuell reif und zum Pflücken bereit sei die Sorte Gala, jener Apfel, der für seine feste Konsistenz, den süsslichen Geschmack bekannt und nebenbei der meistverkaufte Apfel in der Schweiz ist. Auf die Frage, wie man erkenne, ob die Frucht reif ist, sagt Anderegg: «Die beste Methode ist es, einfach mal reinzubeissen», sagt er lachend. Für Leute, die im Garten einen Apfelbaum stehen haben, gilt der einfache Test, den Apfel vorsichtig anzuheben und ein bisschen zu drehen. Löst er sich leicht vom Baum, ist er reif, muss man ziehen, ist es zu früh, ihn zu ernten. Anderegg kennt noch einen anderen Trick: «Wenn man einen Apfel gepflückt hat, ihn schüttelt und dabei den Kern im Innern des Apfels hört, dann ist er reif.»

Profis messen vor dem Pflücken jeweils den Zuckergehalt, um das Reifestadium zu prüfen. Weiter arbeiten Kenner mit der T-Methode, wie Anderegg berichtet. Der ungefähre Pflückzeitpunkt des Apfels wird bestimmt, wenn die Apfelfrucht das sogenannte T-Stadium erreicht hat. Dies ist dann der Fall, wenn der Stiel am Ausgangspunkt mit der Fruchtoberfläche ein T bildet – zu diesem Zeitpunkt ist die Zellteilung abgeschlossen. «Je nach Sorte vergeht dann eine bestimmte Zeit, bis der Apfel reif ist.» Der Obstbauer kann dabei falls nötig eine Erntetabelle zur Hilfe nehmen, die von Forschungsinstituten herausgegeben wird. «Dort sind Werte wie Zuckergehalt oder Festigkeit notiert.»

Regen und Frost im Frühling

Die landesweite Apfelernte lag laut dem Schweizer Obstverband SOV im Jahr 2022 bei 114351 Tonnen, im Vorjahr waren es fünf Prozent weniger. Der Schnitt liegt bei rund 120000 Tonnen. Anderegg schätzt, dass «diese Ernte etwa drei Viertel einer normalen Ernte hergeben wird». Während der Blütezeit im Frühling war das Wetter nass, teilweise sogar frostig, was den spriessenden Früchten zugesetzt hat. Gewisse Gegenden, wie etwa das Wallis, wurden von Hagel heimgesucht, womit insgesamt mit einer mässigen Ernte zu rechnen sei.

Anderegg gehört zu den grossen Obstproduzenten in der unmittelbaren Umgebung von Olten. Drei Viertel seiner Äpfel verkauft er im Hofladen, am Markt oder an Grosskunden wie Spitäler, Seniorenheime oder Schulen. Nur ein kleiner Teil gehe in den Grosslebensmittelhandel, etwa zu Coop oder Migros. Früchte, die «nicht erstklassig», also verkäuflich sind, verarbeitet der Obstbauer zu Most oder Apfelringen.

Zur Lagerung der Früchte sagt Anderegg: «Bei uns sind die Äpfel im Kühlraum bei zwei Grad gelagert. Das ist die optimale Temperatur.» Äpfel zuhause im Kühlschrank aufzubewahren, empfiehlt der 39-Jährige nicht, da dort die Luftfeuchtigkeit oft zu tief sei. «Weil es kaum mehr Naturkeller gibt, ist es am besten, das Obst frisch zu kaufen und bald zu verspeisen.»

Pheromone statt Insektizide

Mathias Anderegg ist nicht überrascht bei der Frage, nach welchen ökologischen Richtlinien er seine Pflanzen und Früchte pflege: «Das ist ein unendliches Thema. Wir arbeiten hier nach den Richtlinien von IP Suisse.» Das Label verpflichtet zu einer umweltschonenden Arbeitsweise, ist jedoch nicht den sehr restriktiven Regeln der Bio-Produktion unterworfen. Anderegg sagt dazu: «Wir setzten vorbeugend keine Pflanzenschutzmittel ein.» Gewisse Bio-Techniken habe er sogar bei sich eingeführt: So setzt er in seinen Anlagen Pheromone ein, um zu verhindern, dass Schädlinge im Apfel sich paaren und Eier legen. «Diese Methode hat sich in den vergangenen zehn Jahren bewährt. Da bin ich von der Bio-Methode überzeugt.»

Älteste Frucht der Welt

Der Apfel ist die älteste kultivierte Frucht der Welt. Archäologen fanden verkohlte Dörrapfelschnitze bereits in prähistorischen Siedlungen. Die ursprüngliche Heimat des Apfels liegt vermutlich in den tropischen und subtropischen Gebirgstälern Südostasiens. Über Handelswege verbreitete sich die Frucht über die gesamten gemässigten Zonen der Welt.

In der Schweiz stammen die ersten Spuren des Apfelbaumes aus Pfahlbausiedlungen, die auf eine Zeit vor etwa 5000 Jahren zurückgehen. Alle Tafeläpfel, die man heute kennt, sind aus dem kleinen, harten und fast ungeniessbaren Wildapfel entstanden, der in der Schweiz kaum noch wächst. Der Apfel gilt als Sinnbild für Liebe, Fruchtbarkeit und Schönheit. Er spielt auch in religiöser Symbolik in verschiedenen Erdteilen eine Rolle.

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