Schockanrufwelle erntet Gegenwind

Schockanrufe Mit Sensibilisierungskampagnen will die Polizei Telefonbetrügern das Leben schwer machen. In Olten hat auch die Aargauische Kantonalbank eine Kampagne gestartet.

Um einen Betrugsanruf handelt es sich etwa, wenn die Nummer 117 auf dem Display erscheint. (Bild: Polizei Kanton Solothurn)
Um einen Betrugsanruf handelt es sich etwa, wenn die Nummer 117 auf dem Display erscheint. (Bild: Polizei Kanton Solothurn)

Eine neue Welle von Telefonbetrug hat die Schweiz erfasst. Sogar die NZZ fühlt sich veranlasst, das Thema Schockanrufe, wie die besonders perfide Form von Telefonbetrug genannt wird, gross aufzufahren. «Viele Leute glauben, sie würden es merken, wenn Kriminelle anrufen. Doch sie unterschätzen die Macht der Situation», sagt im NZZ-Interview vom 4. August der Präventionsspezialist Marcel Graf. Von «global entgrenzter Betrügerei» im digitalen Zeitalter ist die Rede. Die Kriminellen setzen dabei auf dreiste Methoden, tischen den ahnungslosen Opfern haarsträubende Geschichten auf, etwa jene, dass eine dem Opfer nahestehende Person einen Unfall verursacht habe und sofort eine Kaution bezahlen müsse, wolle sie nicht im Gefängnis landen. Es würde ein Polizist in Zivil vorbeikommen und das Geld abholen. Dabei spielen die Betrüger mehrere Rollen und versuchen so, dass Opfer in einen Schock zu versetzen und zur Geldübergabe zu bewegen.

Banken kennen das Problem

Die Aargauische Kantonalbank (AKB), die in Olten eine Geschäftsstelle betreibt, macht in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Aargau aktuell mit einer Sensibilisierungskampagne unter dem Titel «Gemeinsam wachsam» zum Thema Schockanrufe von sich reden. «Betrugsfälle am Telefon nehmen im Marktgebiet unserer Bank und schweizweit leider zu. Als Bank werden wir mit dem Thema direkt konfrontiert», sagt Mario Agostino, Fachspezialist Kommunikation bei der AKB. Darum wolle man das Bewusstsein der Bevölkerung schärfen und zur Prävention beitragen. Denn: «Es betrifft auch Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und es sich nie vorstellen könnten, Opfer zu werden.»

Die Täter geben sich als Verwandte, Bekannte, als Arzt, Staatsanwalt, Bankmitarbeiter oder Polizist aus. Manchmal folgen mehrere Anrufe von verschiedenen vermeintlichen Vertrauenspersonen. Mit Bancomat-Screens, Inseraten, Publireportagen oder Social Media-Aktionen will die Bank die Wachsamkeit ihrer Kundinnen und Kunden verstärken. Auf der Internetseite der Bank sind zusätzliche Informationen zum Thema verfügbar.

Organisiertes Verbrechen

Auch der Kantonspolizei Solothurn ist das Thema Schockanrufe bekannt: Aus der Kriminalstatistik 2022 geht hervor, dass Betrüger trotz zahlreichen Präventionskampagnen erfolgreich sind, wie Mediensprecherin Chantal Wälchli erklärt. Zwar wurde 2022 mit Telefonbetrug eine geringere Deliktsumme erbeutet als im Vorjahr – 2022 waren es rund 180000, im Jahr davor etwa 580000 Franken – doch allein Anfang 2023 wurde der Wert um ein Vielfaches übertroffen.

«Wir erhalten täglich viele Meldungen von betroffenen Bürgerinnen und Bürgern, die von sogenannten falschen Polizisten angerufen wurden. Bei Schockanrufen werden Opfer in Angst und Schrecken versetzt und die vorgetäuschte Notlage ausgenutzt, um psychischen Stress aufzubauen. Bei dieser Betrugsmasche stellen wir fest, dass in der Regel ältere Personen betroffen sind. Zudem wird der Modus Operandi stetig angepasst oder gar neu erfunden», so Wälchli. Die Täterschaft ruft oft unter falscher Nummer an, teilweise erscheint gar die Notrufnummer 117 auf dem Display. Zudem werde oftmals Hochdeutsch oder in seltenen Fällen auch Italienisch gesprochen, da die Betrügerinnen und Betrüger meist aus dem Ausland agieren. Vor Ort werden sogenannte Läuferinnen und Läufer als Geldabholer eingesetzt.

Wälchli ergänzt zudem: «Wir stellen fest, dass die umfangreiche Präventionsarbeit – sei es mittels Medienmitteilungen, Zeitungsberichten, Informationen auf unserer Webseite, Social Media oder an Ständen und Messen – bei der Bevölkerung ankommt. In den meisten Fällen bleibt es beim Betrugsversuch. Trotz allem ist es wichtig, über Schockanrufe zu sprechen, insbesondere mit älteren Personen, die wenig Zugriff auf Medien haben.»

Konkrete Tipps

Die Polizei gibt auch konkrete Tipps, um sich vor Telefonbetrug zu schützen: Wird am Telefon etwas über eine nahestehende Person berichtet, sollte man diese kontaktieren, um die Geschichte zu bestätigen. Auch ruft die Polizei nie über ihre Notfallnummer 117 an. Weiter sollten keine Auskünfte über finanzielle Verhältnisse, Wertsachen oder Passwörter gemacht, geschweige denn Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben werden. Verdächtige Anrufe sollten der Polizei gemeldet werden.

www.akb.ch/betrug

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