«Legosteine»

Es ist nicht wahr, dass in Kleinstädten wieOlten systembedingt Willkür und mafiöse Zustände herrschen. Das zubehaupten, wäre wirklich falsch.

Wahr ist immerhin, dass man als Laie manche Dinge auf Anhieb nicht richtig versteht. So hat die Oltner Bürgergemeinde unlängst in der Altstadt ein Haus saniert, das sich malerisch beim Stadtturm in der mittelalterlichenBefestigungsmauer befindetund mit altertümlichen Biberschwanz-Ziegeln gedeckt ist.Aus diesem altertümlichen Dach ragen nun seit Neustem zwei sehr moderne Lukarnen aus Stahl und Glas. Es sieht aus,als seien zwei riesige, anthrazitgraue Legosteine vom Himmel gefallen.

Das kann einem gefallen oder nicht. Der Laie mag sich wundern, wie der ausführende Architekt diese Lukarnen der Altstadtkommission schmackhaft machen konnte, die doch fürgewöhnlich sehr streng über das mittelalterliche Erscheinungsbild der Altstadt wacht. Nun muss man wissen, dass jener Architekt zufällig im Nebenamt als Präsident der Altstadtkommission waltet. Aber das tut nichts zurSache. Denn selbstverständlich trat der Mann in den Ausstand, als sein Geschäft behandeltwurde.

In der Sache selber würden wohl die meisten Laien finden, dassLegosteine nicht sonderlich mittelalterlich aussehen, und dass sich ziegelgedeckte Lukarnen besser eingefügt hätten. Fachleute hingegen lehnen historisierend-verklärendes Nachäffen ab und befürworten eine ehrliche Formensprache, die neue Elemente offen als solche deklariert.

Wie auch immer. Wahr ist immerhin, dass der ausführende Architekt und Präsident der Altstadtkommission eine persönliche Vorliebe für anthrazitgraue Legosteine hat, der er auch ausserhalb der Altstadt schon nachgelebt hat. Und wahr ist auch, dass seine Amtsvorgänger ganz andere Vorlieben hatten, die man an den Lukarnen der Oltner Altstadt ebenfalls ablesen kann. Da gibt es historisierend-verklärende Biberschwanzdächer,hölzerne Aufbauten, Kupfer-dächer…. die ganze Palette,was immer das Herz begehrt. Alex Capus

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