«SchwiaZ»
Das Faszinierende an Kleinstädten ist, dass jedes Ding und jeder Mensch sein Plätzchen hat. Jedem Einzelnen kommt seine Aufgabe zu. Und auch das scheinbar Unnütze ist wichtig.
In Olten (17’000 Einwohner) haben wir ein Gemeindeparlament, komplett ausgestattet mit Saal Mikrofonanlage und Sessionen, Kommissionen, Fraktionen, GPK und RPK und allem Pipapo. Schade ist nur, dass das Parlament nichts zu sagen hat, weil das letzte Wort immer bei der Stadtregierung liegt.
Manche halten es deshalb für nutzlos und wollen es abschaffen. Aber das ist falsch, denn die Parlamentarier haben durchaus ihre Aufgaben und Pflichten. Zum Beispiel findet in jeder Gemeinderatssitzung ein Apero statt, an dem man teilnehmen muss, und übers Jahr gibt es zahlreiche Sitzungen und Ausflüge, an denen es allerhand zu bereden gibt.
Letzten Mittwoch nun sollte inOlten eine neue Tradition begründet werden: Das Parlamentarierschwimmen in der Aare. Die Idee war die, dass möglichst viele der50 Gemeinderäte sich in Badehosen in den Fluss stürzen, ein Stück hinuntertreiben lassen und erstdanach zum Apero gehen.
Leider wurde die Sache in der Stadtverwaltung ruchbar, welche schwerste Sicherheitsbedenken einbrachte. Was, wenn einereinen Krampf bekommt? Oder schon angetrunken zum Schwimmen erscheint (SchwiaZ)? Oder gar nicht schwimmen kann? Flugswurde die Stadtpolizei beauftragt, die schwimmenden Parlamentarier im Rettungsboot zu begleiten.
Das hatte den Vorteil, dass auch die Stadtpolizei ihre Nützlichkeit endlich mal unter Beweis stellen konnte; sowas nennt man Synergie. Die Parlamentarier aber hatten nun keinen rechten Spass mehr. Denn in Olten schwimmt seit alters her Gross und Klein ganz ohne Polizeischutz in der Aare. Bei der Vorstellung, so streng bewacht zwischen schwaddernden Kindern durchnavigieren zu müssen, kamen sich die volksnah sein wollenden Volksvertreter verständlicherweise ein bisschen blöd vor.
Das Ganze soll wie gesagt Tradition werden. Ob’s nächstes Jahr stattfindet, steht dem Vernehmen nach noch nicht fest. Alex Capus
