«Der Zaun (2)»

Die StadtpolizeiOlten hat zum Glück nicht anmeiner Tür ge-klingelt. Ich hatte das ein bisschen befürchtet, nachdem ich vorletzte Woche an dieser Stelle indirekt und implizit, aber irgendwie doch ausdrücklichdazu aufgerufen hatte, jemand möge bei Nacht und Nebel diesen blödsinnigen Zaun in der Schützenmatte fällen, der ohne Sinn und Zweck die einzigenennenswerte öffentliche Grünfläche in der Innenstadt umschliesst. Das wäre eine vernünftige Tat, aber eben doch eine Straftat. Und das Anstiften zueiner Straftat ist halt auch eine Straftat.

Ich war schon froh, so glimpflich davon gekommen zu sein. Aber jetzt hat sich eine mir gut bekannte, in der Region ansässige Stahlbaufirma anerboten, diese Arbeit auszuführen, und mir eine sehr seriöse Offerte zugestellt. Der Preis fürs Zaunfällen ist reell, die Jungs haben nicht mal Nachtzuschlag eingerechnet. Ich kenne die Firma und weiss, dass siezuverlässig ausgezeichneteArbeit leistet. Ich hätte grosse Lust, den Auftrag zu erteilen. Aber dann würde ich mich strafbar machen. Nun hat mir aber gleichentags die Inhaberin eines stadtbekannten Oltner Coiffeurgeschäfts angekündigt, dass sie in ihrem Laden Geld sammeln will für die Entfernung des Maschendrahtzauns um die Schützenmatte.Da kann man wieder mal sehen, wie alles mit allem zusammenhängt. Wenn in China ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, kann in Olten einMaschendrahtzaun fallen.

Und wenn sich so schon eins zum anderen fügt, muss ich vielleicht doch nochmal über die Bücher. Falls nämlich die Coiffeuse genug Spenden zusammenbringt, könnte sie das Geld samt der Offerte des Stahlbauers ins Stadthaus bringen. Dann könnte die Obrigkeit Leadership zeigen, den Auftrag selbst erteilen und selber zur Straftat anstiften - welche dann ja keine mehr wäre.

Dann wären wir alle fein raus. Und die Stadt hätte wieder eine Wiese. Das wäre schön.

Alex Capus

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